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Sonnenlaeufer

Sonnenlaeufer

Titel: Sonnenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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einen Moment lang und wandte sich dann um. Tobin hatte das Baby genommen und in ihre Tunika gewickelt. Der Junge wimmerte ängstlich, denn der Rauch brannte in seiner Nase.
    »Pst, Kleiner«, tröstete ihn Tobin und wiegte ihn. »Kleiner Prinz.«
    »Sioned, wir müssen uns beeilen«, warnte Ostvel. »Das Feuer …«
    »Ja«, sagte sie und sah Ianthe noch einmal an. »Das Feuer.«
    Die Prinzessin spuckte trotzig aus. »Du hast mich zuvor nicht töten können, Lichtläuferin, und wirst es auch jetzt nicht! Du bist …«
    »Ich bin, was ich sein muss. Bist du damals eigentlich lange genug geblieben, um zu sehen, wie dein Vater das Bett seiner Mätresse angezündet hat, Ianthe?« Sioned schlug die Prinzessin erneut, als sie aus dem Bett aufsprang. »Mein Feuer ist von anderer Art.«
    Sie streckte ihre Hände aus, so dass Ianthe sie sehen konnte. Der Smaragd spiegelte die Flammen vor den Fenstern wider. Angesichts des Entsetzens in Ianthes dunklen Augen lächelte Sioned. Der Hass war wie ein wundervolles Lebewesen in ihren Eingeweiden und verlieh ihr Macht, die über alles hinausging, was sie je gefühlt hatte. Heiß und süß und mächtig wirkte der Hass seine Magie mit Fäden aus geschwärztem Sonnenlicht und verband ihr Bedürfnis zu töten und ihr Entzücken an Ianthes Todesangst mit feinen Stichen.
    Aber ganz plötzlich richtete sich die Prinzessin gerade auf und schaute auf das Kind, das Tobin hielt. Sioned sah Triumph in ihrem Gesicht und Lachen in ihren Augen. Sie sehnte sich danach, Ianthe noch einmal zu schlagen, aber es gab bessere Arten, sie zu töten, und der Smaragd blitzte als Antwort, als Sioned das Feuer in ihm suchte. Sie sammelte sich, um Flammen um die höhnisch grinsende, siegreiche Prinzessin zu hüllen.
    Wie ein Blitz bohrte sich plötzlich feuergehärteter Stahl in Ianthes Brust. Sie packte ihn mit einem Schrei, der mehr Überraschung als Schmerz verriet. Verstehen zuckte durch ihre Augen, ehe das Licht darin für immer erlosch. Sie sank zurück und nahm das Schwert mit sich, die Hände schwach um den Griff gelegt.
    Ostvel zog seine Waffe aus der toten Frau und wischte die Klinge an den Bettvorhängen ab. Er begegnete Sioneds Zorn ohne Entschuldigung. Sein Gesicht war versteinert und hart.
    »Es ist vorbei, Lichtläuferin«, sagte er.
    Sie wollte ihm das Gesicht zerkratzen, bis Blut floss. »Sie war mein, ich sollte sie töten, ich!«
    »Nein. Es ist nicht an dir zu töten.« Er schob sein Schwert in die Scheide. »Du hast, wofür du gekommen bist, Sioned. Willst du jetzt bleiben und zusehen, wie das Feuer sie verschlingt? Es ist vorüber!«
    Sioned gab einen rauen, tierischen Laut von sich und wirbelte herum. Dann setzte sie das Bett mit einem einzigen Gedanken in Flammen. Ianthes langes Haar fing Feuer und dann die Vorhänge. Die gestickten Drachen wanden sich in obszönen Fruchtbarkeitstänzen, und Feuer züngelte aus ihren Zähnen und Klauen. Sioned schleuderte Flammen auf einen der Bettpfosten, dass er zerbarst. Die brennende Welle ergoss sich auf Ianthes Leichnam. Vorhangstangen fielen herab, und Sioned schrie, als eine auf ihre Schulter stürzte und ihr Flammen ins Gesicht spie. Ihr Wangenknochen wurde nur einen Fingerbreit von ihrem Auge versengt.
    Ostvel riss sie fort, und sie schrie ihn an, wobei Tränen über ihr Gesicht strömten. »Sioned! Hör auf damit! Hörst du mich? Hör auf!« Seine flache Hand krachte auf ihre verletzte Wange und riss ihren Kopf herum. Durch den Rauch sah sie die leere Tür und schrie.
    »Mein Sohn! Wo ist er? Wo?«
    »Tobin hat ihn nach unten gebracht, und wenn wir ihr nicht sofort folgen, werden wir hier sterben! Sioned, es ist vorüber! Ianthe ist tot!«
    Sioned rang nach Atem und wehrte sich gegen Ostvels Griff. Ihre Vernunft kehrte zurück, und sie fürchtete, dass sie den Hass verlieren könnte, der ihr solche Kraft verliehen hatte. »Lass mich los! Verdammt sollst du sein, weil du sie getötet hast, Ostvel – sie gehörte mir !«
    »Und wie könntest du ihm das jemals erklären, wenn er älter ist?«, fragte er verbittert und zerrte sie aus dem Raum, in dem der Gestank von Ianthes brennendem Fleisch in dicken Rauchwolken emporstieg.
    Sie liefen den Gang entlang und stolperten hustend die Treppen hinab. Das Feuer breitete sich in den unteren Räumen aus; Wandteppiche lösten sich in brennende Fetzen auf und sprühten Funken. Sie konnten Feruche nicht auf demselben Weg verlassen, auf dem sie hereingekommen waren. Das ganze Schloss stand in

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