Sonnenstürme
jetzt fand ein solcher Kampf in der Nähe von Crenna statt.
Als Davlin die Emissionen der Sonne untersuchte, stellte er verblüfft fest, wie sehr der energetische Output bereits gesunken war. Die großen dunklen Male der Sonnenflecken breiteten sich immer weiter auf der Sonnenoberfläche aus, wie größer werdende Wunden.
Davlin aktivierte das Kommunikationssystem und setzte sich mit der Kolonie in Verbindung. Bürgermeister Ruis wartete dort am Empfänger, und angesichts der starken Statik waren seine Worte kaum zu verstehen. »Wie lautet Ihr Bericht?«
Eine gewaltige Protuberanz stieg von der Sonnenoberfläche auf und wies darauf hin, dass der solare Todeskampf begann. »Mein Gott, es ist schon so weit.«
Für Crenna bahnte sich eine Katastrophe an, und die Siedler wussten noch nichts davon. Davlin wies mit möglichst klaren Worten darauf hin. »Die Hydroger bringen die Sonne zum Erlöschen.«
73 RLINDA KETT
Die Blinder Glaube und Unersättliche Neugier flogen Seite an Seite durchs All, wie in den guten alten Zeiten. Die Frachträume beider Schiffe enthielten Lebensmittel, moderne Verarbeitungsanlagen, meteorologische Instrumente und Ausrüstungsmaterial für die optimistischen Kolonisten, die Transportale der Klikiss durchschritten.
Jeder für die Kolonisierungsinitiative ausgewählte Planet verfügte über nützliche Rohstoffe, doch ohne das notwendige Gerät konnten selbst die ehrgeizigsten Siedler nichts zustande bringen. Diesmal transportierte die Blinder Glaube Bagger und Maschinen, die Felsgestein zermahlen konnten und zu groß für den Transfer durch ein Transportal waren – selbst wenn es irgendwie möglich gewesen wäre, sie durch die Tunnel der Ruinenstadt auf Rheindic Co zu bringen.
Rlindas Unersättliche Neugier beförderte für vier Monate reichende Vitamin- und Proteinkonzentrate, die das Überleben der Kolonie während magerer Zeiten gewährleisten sollten, bis sie ihre eigene Landwirtschaft in Gang bringen konnten und festgestellt hatten, welche der heimischen Lebensformen essbar waren. Es widerstrebte Rlinda, derart fade Kost zu transportieren – lohnte es sich, am Leben zu bleiben, wenn man sich von geschmackloser Proteinmasse ernähren musste? –, aber es stand ihr nicht zu, sich über das zu beklagen, was die Hanse auf die Frachtliste setzte.
Das galt auch für BeBob. Ihr Lieblings-Exmann begleitete sie bei den teilweise recht langen Flügen, arbeitete hart und versuchte dabei, nicht aufzufallen. Der Vorsitzende Wenzeslas hielt sich an sein Versprechen und »übersah« den Umstand, dass sich Branson Roberts unerlaubt von der Truppe entfernt hatte, aber General Lanyan oder anderen TVF-Offizieren traute BeBob nicht.
Die beiden Schiffe erreichten die neue Kolonie auf Corribus volle zwei Stunden früher als geplant. Schon zu Beginn ihrer beruflichen Laufbahn als Kauffrau und Händlerin hatte Rlinda ihre Flugpläne so gestaltet, dass sie ihre Lieferungen immer früher als erwartet brachte. Es schadete niemandem. Die Kunden freuten sich darüber, und es brachte Rlinda den Ruf besonderer Zuverlässigkeit ein. Wenn sich jemand die Mühe gemacht hätte, ihre Flugzeiten mit denen der Konkurrenz zu vergleichen, so wäre schnell klar geworden, dass Rlinda nicht schneller flog als andere Handelsschiffe.
Nebeneinander sanken die beiden Schiffe durch die Atmosphäre von Corribus, perfekt synchronisiert, gesteuert von zwei Piloten, die wussten, dass sie sich aufeinander verlassen konnten. Wie zwei Falken glitten sie der Schlucht mit der einst leeren Klikiss-Stadt entgegen. Als sie auf dem Landefeld vor dem Canyon niedergingen, hielt Rlinda vergeblich nach einem Begrüßungskomitee Ausschau. Nur einige hundert Menschen hatten das Transportal durchschritten, um sich hier niederzulassen, und zweifellos mussten sie alle hart arbeiten. Sie waren erst seit einigen Wochen hier und brauchten die Geräte und das Ausrüstungsmaterial in den Frachträumen der beiden Schiffe. Die nächste Lieferung sollte erst in einem Monat erfolgen.
Rlinda stellte eine Kom-Verbindung zur Blinder Glaube her. »Wir haben unser Ziel erreicht, BeBob. Endlich sind wir auf Corribus. Ich wette, du wolltest schon immer mal hierher kommen.«
Seine Antwort überraschte sie nicht. »Ich habe zum ersten Mal von dieser Welt gehört, als du mir gesagt hast, dass wir Material hierher bringen sollen.«
»Du hast nie von Corribus gehört? An Bord deines Schiffes hast du doch jede Menge Zeit. Warum beschäftigst du dich nicht ein wenig
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