Sonnenstürme
begraben.
»Sollen wir etwas Salz streuen?«, scherzte Roberts.
»Wenn es sich wirklich nur um gefrorene Atmosphärengase handelt, so hat das Eis dort unten einen sehr niedrigen Verdampfungspunkt«, sagte Rlinda. »Wir können es mit der Abwärme unserer Triebwerke schmelzen. Besonders elegant ist das nicht, aber hier kommt es in erster Linie auf das Ergebnis an.« Sie ließ die Neugier noch etwas tiefer sinken, und die heißen Triebwerksgase sorgten dafür, dass im Bereich der geschlossenen Luke Dampfgeysire entstanden. Im Verlauf einer halben Stunde gelang es ihr, ein großes Stück des Bodens freizulegen. Dann zog sie sich zurück und überließ es der Glaube, noch mehr Atmosphäreneis zu beseitigen.
Auf diese Weise entstand ein großer Krater im Eispanzer, der die Luke bedeckt hatte.
»Jetzt zum nächsten Problem«, sagte Davlin. »Wir hatten es so eilig, Höhlen für die Kolonisten von Crenna zu graben und einen sicheren Unterschlupf für sie zu schaffen, dass wir den Zugangsschacht nur mit einer Luke sicherten. Es gibt keine Luftschleuse.«
»Können die Kolonisten lange genug überleben, um unsere Schiffe zu erreichen?«, fragte Rlinda.
Davlin schüttelte den Kopf. »Es gibt keine Luft. Die Atmosphäre ist gefroren.«
»Nun, dann wird’s interessant«, kommentierte Rlinda.
»Es gibt keine Röhre, um eins der Schiffe mit der Luke zu verbinden«, sagte BeBob.
»Wie viele Schutzanzüge haben wir?«, fragte Davlin.
»Ich habe drei, und BeBob hat ebenfalls drei an Bord der Blinder Glaube.«
»Vier«, korrigierte Branson.
»Na schön.« Davlin klopfte mit den Fingern auf die Instrumententafel. »Sie haben eine für den Notfall bestimmte Druckkuppel, nicht wahr?«
Rlinda nickte. »In der Unfallausrüstung, ja. Aber sie bietet nur zwei Personen Platz.«
»Wir bauen die Druckkuppel über der Luke auf, mit den Schutzanzügen im Innern – auf diese Weise bekommen wir eine Luftschleuse. Dann öffnen wir die Luke, und zwei Kolonisten können die Höhlen verlassen und Schutzanzüge anziehen. Jeweils sechs oder sieben gehen dann an Bord der Schiffe.«
»Hundertdreißig Personen?«, fragte Roberts skeptisch. »Die Evakuierung dauert Tage, wenn nur immer zwei die Höhlen verlassen können.«
»Dann dauert es eben Tage.« Davlin warf Rlinda ein für ihn untypisches Lächeln zu. »Aber es wird funktionieren.«
Sie streiften Schutzanzüge über und gingen nach draußen. Um sie herum ragten die steilen Eiswände des Kraters auf, den sie mithilfe der Triebwerke geschaffen hatten. Sie holten die für den Notfall bestimmte Druckkuppel hervor, die dafür bestimmt war, zwei Personen das Überleben unter extremen ambientalen Bedingungen zu ermöglichen, und errichteten sie über der freigelegten Luke des Zugangsschachtes.
Davlin nahm ein schweres Werkzeug, klopfte damit auf die Luke und hoffte, dass die Kolonisten das Pochen hörten. Schon nach kurzer Zeit fühlte er eine starke Vibration – auf der anderen Seite wurde ebenfalls geklopft. »Jemand hat überlebt.«
Der noch immer in einen Schutzanzug gekleidete Branson Roberts kam durch die Sphinktertür und brachte die drei zusätzlichen Anzüge von der Neugier. Davlin und er holten vier weitere aus der Blinder Glaube, während Rlinda Heizgeräte in der Druckkuppel in Betrieb nahm.
»Dies ist ein langweiliges und nicht sehr dramatisches Ende unserer Rettungsmission«, meinte Roberts.
»Menschen nacheinander zu retten, ist für mich aufregend genug.« Rlinda gab Davlin einen freundschaftlichen Knuff an die Schulter. »Für einen Spion zeigen Sie erstaunlich viel Mitgefühl, Mr. Lotze.«
Davlin antwortete nicht und hantierte an den Kontrollen der Luke. Als es ihm schließlich gelang, sie zu öffnen, kletterten mehrere Kolonisten nach oben, unter ihnen der freudig lächelnde Bürgermeister Ruis. Er umarmte Davlin. Die Umarmung war Davlin ein wenig peinlich, aber er lächelte ebenfalls.
94 ORLI COVITZ
Die Kolonisten nutzten die Klikiss-Ruinen als Basis und verwandelten das behelfsmäßige Lager auf Corribus schnell in eine dauerhafte Siedlung. Es galt, eine ganze neue Welt zu zähmen. Es musste so viel grundlegende Arbeit geleistet werden, dass den Siedlern kaum Zeit blieb, die Umgebung zu erforschen.
Orli hingegen hielt das für einen Teil ihrer Aufgabe.
Vor Jahren hatten sich Xeno-Archäologen in der Ruinenstadt umgesehen und so viele Informationen wie möglich gesammelt, bevor ihnen das Geld ausgegangen war. Später hatten Hud Steinman und andere Scouts der
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