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Sonnensturm

Sonnensturm

Titel: Sonnensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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sprach leise
mit den intelligenten Systemen des Rovers. Als die Frontscheibe
sich wieder aufhellte, sah sie eine eingetrübte Sonne, die
durch eine blauweiße Lichtsäule entstellt wurde. Sie
wuchs aus dem Rand der Sonne und mutete an wie ein
monströser Feuer-Baum, der in ihrer Oberfläche
verwurzelt war.
    Das Licht, das sie direkt von der Sonne erreichte, kam noch
vor dem von den inneren Planeten reflektierten Licht an. Doch nun
leuchtete jeder der Planeten wie eine Weihnachtsbaum-Kugel auf,
einer nach dem anderen in einer gleichmäßigen Abfolge:
Merkur, Venus – und dann die Erde, auf die diese brutale
Feuersäule eindeutig gerichtet war. Es war also
Wirklichkeit.
    Und neben der Erde funkelte ein neues Licht am Himmel. Es war
der Schild, hell wie ein Stern im Sonnensturm-Licht: ein
menschliches Objekt, das von der Oberfläche des Mars aus zu
sehen war.
    Sie hatte eine Aufgabe zu erledigen und nicht viel Zeit. Sie
überbrückte die Sicherheitssysteme des Beagle und fuhr weiter.

 
    04:31 (Londoner Zeit)
     
    In London würde die Sonne kurz vor fünf Uhr morgens
aufgehen. Eine halbe Stunde früher fuhr Siobhan McGorran den
Aufzugschacht der Euronadel hinauf.
    Der Schacht ragte vom Dach der Nadel durch die Luft bis zur
gewölbten Decke der Kuppel empor. Es handelte sich um einen
Notausgang durchs Dach der Kuppel – obwohl Art und Umfang
der Hilfe, die jenseits dieses Punkts verfügbar wäre,
etwas unbestimmt waren. Es war eins der wenigen
Zugeständnisse, die der Premierminister zum Schutz seiner
Leute gemacht hatte.
    Der Schacht war von unverglasten Fenstern durchbrochen, und je
höher Siobhan stieg, desto umfassender wurde ihr Blick auf
London.
    Die Straßenbeleuchtung war auf ein Minimum reduziert
worden, und ganze Teile der Hauptstadt lagen im Dunkeln. Der
Fluss durchzog die Stadt als ein dunkles Band und wurde nur durch
ein paar driftende Funken markiert, bei denen es sich vielleicht
um Polizei- oder Armeepatrouillen handelte. Dafür wurde die
Nacht durch verschiedene Feiern, religiöse Versammlungen und
andere Ereignisse erhellt. Es herrschte auch reger Verkehr, wie
sie an den Strömen von Scheinwerfern erkannte, die die
Dunkelheit durchzogen – trotz der Aufforderung der
Bürgermeisterin, in dieser Nacht zu Hause zu bleiben.
    Nun schloss das Dach sich über ihr. Sie erhaschte einen
letzten Blick auf Träger und Streben, Wartungsroboter, die
sich wie große Spinnen fortbewegten und ein paar Londoner
Tauben, die friedlich unter dieser geräumigen Decke
nisteten.
    Der Aufzug bremste rasselnd ab, und eine Tür glitt
auf.
    Sie trat auf eine Plattform hinaus. Es handelte sich nur um
eine Betonplatte, die an der gewölbten Außenhülle
der Kuppel befestigt war. Sie lag im Freien und wurde von der
kühlen Brise eines Aprilmorgens gestreift. Die Plattform war
durch einen doppelt mannshohen feinen Maschendrahtzaun gesichert.
Der Käfig hatte auch Türen, die zu Leitern
führten, über die man in die Schwindel erregende Tiefe
absteigen konnte – wenn alle Stricke rissen.
    Zwei korpulente Soldaten standen Wache. Sie prüften ihren
Ident-Chip mit tragbaren Scannern. Sie fragte sich, wie oft diese
geduldigen Pförtner abgelöst wurden – und wie
lang sie auf ihren Posten bleiben würden, wenn der Sturm mit
voller Wucht losbrach.
    Sie entfernte sich von den Soldaten und schaute in den
Himmel.
    Faserige Wolken strömten von Ost nach West. Und im Osten
breitete sich hinter den Wolken ein strukturiertes rotes
Glühen aus – in Lagen und Vorhängen, die sich
träge kräuselten. Es war offensichtlich räumlich,
ein riesiger Überbau aus Licht, der über der Nachtseite
der Erde dräute. Es war natürlich eine Aurora.
    Die energiereichen Photonen der zornigen Sonne knackten Atome
in der oberen Atmosphäre und schleuderten die Elektronen auf
den spiralförmigen Linien des Erdmagnetfelds in Richtung
Erdoberfläche. Die Aurora war eine Auswirkung des
Bombardements, und noch die harmloseste.
    Sie ging zum Rand der Plattform und schaute hinab. Das
Kuppeldach war so glatt und reflektierend wie poliertes Chrom,
und das Licht der Aurora wurde in komplexen, schimmernden Mustern
von ihm reflektiert. Obwohl der Zinndeckel ihr die Sicht
verstellte, konnte sie den Großraum Londons
überblicken, der sich um die Kuppel herum ausbreitete.
Große Teile der inneren Vorstädte lagen im Dunkeln und
waren mit Inseln aus Licht durchsetzt, bei denen es sich
vielleicht um

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