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Sonnensturm

Sonnensturm

Titel: Sonnensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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Lanka, um genau zu sein. Es ist Ihre
Tochter…«
    »Perdita? Sri Lanka? Das ist unmöglich. Ich
habe sie doch in einem Salzbergwerk in Cheshire
untergebracht!«
    »Offensichtlich ist sie dort nicht geblieben«,
sagte Aristoteles sanft. »Ich werde Sie
durchstellen.«
    Siobhan schaute sich hektisch um, bis sie eine Gesamtansicht
der Erde fand, die vom Schild ausgestrahlt wurde. Der
Subsolarpunkt wanderte nun über das östliche Asien.
Dieser Punkt, wo in jedem Moment der maximale Energiefluss in die
Atmosphäre gepumpt wurde, war das Auge eines bösartigen
Wirbelsturms. Und auf der ganzen Tagseite des Planeten verdampfte
Wasser aus den Meeren und an Land, und mächtige Sturmsysteme
bauten sich auf.
    In Sri Lanka war es bald zwölf Uhr mittags.

 
    07:10 (Londoner Zeit)
     
    Neben einer Wand in Sigiriya kauerte Perdita im Schlamm.
Dieser ›Palast im Himmel‹ hatte für dreizehn
Jahrhunderte bestanden, auch wenn er die meiste Zeit verlassen
und schließlich in Vergessenheit geraten war. Und nun bot
er ihr Schutz.
    Der Himmel war ein dunkler Deckel aus brodelnden Wolken. Nur
ein fahles Glühen zeigte die Position der tückischen
Sonne fast direkt über ihr. Der Wind wirbelte um die alten
Steine und schleuderte ihr Sand und Laub ins Gesicht und gegen
die Brust. Der Wind trug Regen heran, der ihr in die Augen stach,
und er war heiß, heiß wie die Hölle trotz
seiner Geschwindigkeit. »Wie die Explosion in einer
Sauna« – das hatte ihr australischer Freund gesagt,
der überhaupt erst vorgeschlagen hatte, hierher zu kommen.
Doch hatte sie seit einer Weile weder ihn noch sonst jemanden
gesehen.
    Der Wind drehte wieder, und sie bekam einen Mund voll Regen
ab. Er schmeckte nach Salz – Salzwasser frisch aus dem
Meer.
    Ihr Handy war ein schweres Stück
Militärausrüstung; ihre Mutter hatte darauf bestanden,
dass sie es in den letzten zwei Monaten immer bei sich hatte. Sie
staunte darüber, dass es noch funktionierte. Aber sie musste
schreien, um den tosenden Wind zu übertönen.
»Mutter?«
    »Perdita, was, zum Teufel, tust du in Sri Lanka? Ich
hatte dich extra in das sichere Bergwerk geschickt. Du
unvernünftiges, egoistisches…«
    »Ich weiß, ich weiß«, sagte Perdita
zerknirscht. Aber sie hatte es damals für eine gute Idee
gehalten, sich davonzumachen.
    Sie hatte Sri Lanka erstmals vor drei Jahren besucht und sich
sofort in die Insel verliebt. Obwohl sie manchmal noch durch die
Konflikte der Vergangenheit hin- und hergerissen war, erschien es
ihr als ein bemerkenswert friedlicher Ort: ohne den Schmutz und
die Menschenmassen und die erschreckende Kluft zwischen Arm und
Reich wie in Indien. Sogar das Gefängnis in Colombo –
wo sie für eine Nacht eingesessen hatte, weil sie nach
ausgiebigem Palmweingenuss Harry auf einer lautstarken
Demonstration vor der indonesischen Botschaft wegen
Holzeinschlags-Konzessionen begleitet hatte – hatte einen
erstaunlich zivilisierten Eindruck gemacht mit dem großen
Schild überm Eingang: HÄFTLINGE SIND AUCH MENSCHEN.
    Wie so viele Besucher hatte es sie zum ›Kulturellen
Dreieck‹ im Inselinnern gezogen, zwischen Anuradhapura,
Polonnaruva und Dambulla. Es war eine mit großen Felsen
übersäte und mit einem Dschungel aus Teak-, Ebenholz-
und Mahagonibäumen bestandene Ebene. Hier fanden sich
inmitten der Tier- und Pflanzenwelt und den malerischen
Dörfern erstaunliche kulturelle Relikte wie dieser Palast,
der nur für ein paar Jahrzehnte bewohnt und dann für
Jahrhunderte im Dschungel vergessen worden.
    Perdita hatte sich von vornherein nicht in einem Loch im Boden
von Cheshire verstecken wollen. Als der Sonnensturm herannahte
und die Behörden weltweit versuchten, Städte,
Ölquellen und Kraftwerke zu schützen, war unter jungen
Leuten eine Bewegung aufgekommen mit dem Ziel, auch noch etwas
vom Rest zu retten: das Unbedeutende, Altmodische,
Zerstörte, Unspektakuläre. Als Harry dann vorgeschlagen
hatte, nach Sri Lanka zu gehen und zu versuchen, etwas vom
Kulturellen Dreieck zu retten, hatte sie die Gelegenheit beim
Schopf gepackt und war abgehauen. Seit Wochen hatten die jungen
Freiwilligen Samen der Bäume und Pflanzen gesammelt und der
Tierwelt nachgestellt. Perditas größtes Projekt hatte
darin bestanden, Sigiriya zu erklimmen und es mit einer
reflektierenden Folie zu verhüllen – wie eine riesige
Weihnachtsgans, wie Harry gesagt hatte.
    Sie hatte die schrecklichen Vorhersagen dessen, was beim

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