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Sonnensturm

Sonnensturm

Titel: Sonnensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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Krankenhäuser, Militärstützpunkte
oder Polizeiposten handelte. Und andernorts – innerhalb der
Kuppel – sah sie Lichter in Gebieten, wo die Leute trotzig
die Nacht durchmachten, und in der Ferne hörte sie
Schüsse. Das war alles andere als eine normale Nacht, und
beim Anblick der vertrauten, noch mehr oder weniger unversehrten
Landschaft vermochte sie kaum zu glauben, dass die andere Seite
der Welt bereits versengt worden war.
    Einer der Soldaten berührte sie an der Schulter.
»Ma’am, es wird bald dämmern. Sie sollten lieber
wieder nach unten gehen.« Er hatte einen weichen
schottischen Akzent. Sie sah, dass er noch sehr jung war –
nicht älter als einundzwanzig, zweiundzwanzig.
    Sie lächelte. »In Ordnung. Danke. Und passen Sie
auch auf sich auf.«
    »Das werde ich. Gute Nacht, Ma’am.«
    Sie drehte sich um und ging zum Aufzug. Die Aurora war
inzwischen so hell, dass sie einen diffusen Schatten auf die
Betonplattform vor ihr warf.

 
    04:51 (Londoner Zeit)
     
    In Bisesas Wohnung ertönte wieder ein leiser Alarm. Sie
warf einen Blick auf die Zeitanzeige auf dem blauen Schirm der
ansonsten nutzlosen Softwall.
    »Fast fünf«, sagte sie zu Myra. »Die
Dämmerung bricht an. Ich glaube…«
    Das Piepen brach abrupt ab, und die Zeitanzeige erlosch. Auch
der blaue Bildschirm der Softwall wurde dunkel. Nun war die
trübe flackernde Kerze auf dem Fußboden die einzige
Lichtquelle im Raum.
    Myras Gesicht wirkte groß in der plötzlichen
Dunkelheit. »Mama, hör mal.«
    »Was? Oh.« Bisesa hörte ein Scheppern; der
Ventilator der Klimaanlage musste den Dienst eingestellt
haben.
    »Glaubst du, dass der Strom ausgefallen ist?«
    »Vielleicht.« Myra wollte wieder etwas sagen, doch
Bisesa bedeutete ihr mit erhobenem Finger zu schweigen. Für
ein paar Sekunden lauschten sie beide nur.
    »Hörst du das?«, flüsterte Bisesa.
»Draußen ist es still. Keine Verkehrsgeräusche
mehr – als ob die Autos alle auf einmal stehen geblieben
wären. Auch keine Sirenen mehr.«
    Es war, als ob jemand mit einer bloßen Handbewegung
London den Strom abgestellt hätte – nicht nur den
Saft, der von den großen zentralen Kraftwerken kam, sondern
auch die Notstromgeneratoren in den Krankenhäusern und
Polizeirevieren, die Autobatterien und überhaupt alles. Bis
zu den Knopfzellen in ihrer Armbanduhr.
    Und dann nahm sie Geräusche wahr: menschliche Stimmen,
einen Schrei, das Klirren von Glas – und ein puff, das eine Explosion sein musste. Sie stand auf und ging zum
Fenster. »Ich glaube…«
    Statische Elektrizität knisterte. Dann implodierte die
Softwall.
    Myra schrie auf, als Glassplitter auf sie herabregneten.
Elektronische Bauteile flogen Funken sprühend auf den
Teppich und kokelten ihn an. Bisesa lief zu ihrer Tochter.
»Myra!«

 
{ 41 }
DER PALAST AM HIMMEL
     
     
    07:04 (Londoner Zeit)
     
    Siobhan hatte die zwei Stunden seit der Morgendämmerung
in der großen Operationszentrale zugebracht, die in einer
der mittleren Etagen der Euronadel eingerichtet worden war. An
den Wänden hingen große Softscreens, und Leute
saßen in mehrfach gestaffelten Reihen von
Bildschirmarbeitsplätzen. Hier versuchte der Premierminister
Eurasiens den Überblick über seine riesige Domäne
zu behalten und über den Rest des Planeten. Es lag eine Aura
von Hektik, fast von Panik in der Luft.
    In diesem Moment war das größte Problem nicht die
Hitze des Sonnensturms, sondern seine elektrische Energie. Es war
natürlich der EMP: der elektromagnetische Puls.
    Die Konstruktion des Schildes war dahingehend optimiert
worden, die größte Bedrohung für die Erde zu
handhaben: die große Energiespitze des Sturms im sichtbaren
Spektrum. Begleitet wurde dieses sichtbare Licht jedoch von einer
lichtschnellen Flut von Hochfrequenzstrahlung, einer Dosis aus
Gammastrahlung und Röntgenstrahlen, gegen die der Schild
keinen Schutz zu bieten vermochte. Der unsichtbare Müll aus
dem All war für einen ungeschützten Astronauten
riskant; Siobhan wusste, dass Bud und seine Schild-Crews jeden
Schutz ausnutzten. Die Erdatmosphäre war für die
Strahlung undurchlässig und würde die Bevölkerung
des Planeten von den direkten Auswirkungen schützen. Aber es
waren sekundäre Folgen, die die Probleme verursachten.
    Die Strahlung selbst vermochte den Erdboden zwar nicht zu
erreichen, aber die von den Photonen transportierte Energie
musste irgendwo abgeladen werden. Jedes Photon zerbrach ein Atom
in der

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