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Sonnensturm

Sonnensturm

Titel: Sonnensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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Symptom
des Irrsinns des Kalten Kriegs, einer Synthese aus UFO-Manie und
den Raketensilos unter den Getreidefeldern des mittleren Westens
der USA.
    Als man um die Jahrhundertwende auf beiden Seiten des
Atlantiks über eine Rückkehr zum Mond nachdachte, hatte
das Siobhan völlig kalt gelassen. Selbst als Studentin der
Naturwissenschaften hatte sie das als ein reines
Männerprojekt betrachtet, das von Fliegern, Ingenieuren und
dem nach Macht und Profit strebenden
militärisch-industriellen Komplex dominiert wurde.
Wissenschaftliche Ziele waren bestenfalls ein Feigenblatt, wie
die bemannte Raumfahrt es im Grunde immer schon gewesen war.
    Doch die Wiederaufnahme der Erkundung des Weltraums hatte die
Phantasie einer neuen Generation – einschließlich der
ihren, wie sie sich eingestand – beflügelt, und es
waren schnellere Fortschritte erzielt worden, als man sich
hätte träumen lassen.
    2012 war eine neue Flotte Apollo-artiger Raumschiffe in
Dienst gestellt worden. Das altehrwürdige Sojus-Raumschiff
schleppte sich zwar noch zwischen Kasachstan und der
Internationalen Raumstation hin und her, doch die maroden
Space-Shuttle-Veteranen waren inzwischen außer Dienst
gestellt worden. Man hatte eine Flottille wissenschaftlicher
Raumfahrzeuge und Einheiten zur Probengewinnung zum Mond und Mars
entsandt sowie ehrgeizigere unbemannte Missionen mit einem
größeren Aktionsradius gestartet. Zum Beispiel das
außergewöhnliche Unternehmen ›Schwerter zu
Pflugscharen‹, in dessen Rahmen das veraltete Waffensystem Exstirpator das ganze Sonnensystem kartieren sollte.
Siobhan wusste, dass der wissenschaftliche Ertrag dieser
Missionen gut gewesen war, obwohl das Sonnensystem eigentlich
nicht ihr Fachgebiet war – aber es wurmte sie, dass die
wenigsten Menschen von der Existenz der großen
kosmologischen Teleskope wie der Anisotropen-Sonde Quintessenz wussten, deren Ergebnisse der
›Brennstoff‹ für ihre Karriere waren.
    Während all diese Entwicklungen sich vollzogen hatten,
waren die amerikanischen und eurasischen bemannten
Raumfahrtprogramme sukzessive zusammengeführt worden, und im
Jahr 2015 hatten Menschen – diesmal jedoch unter vielen
Fahnen – wieder den Fuß auf den Mond gesetzt. Im Jahr
2037 hielten die Menschen den Mond nun seit fast zwanzig Jahren
durchgehend besetzt – mit ungefähr zweihundert
Kolonisten in der Clavius-Basis und anderswo.
    Und vor vier Jahren hatten die ersten Forscher an Bord des
Raumschiffs Aurora 1 den Mars erreicht. Nicht einmal der
größte Zyniker kam umhin, die Erfüllung dieses
alten Traums zu bejubeln.
    Ihre Mission war heikel: Der Premierminister Eurasiens hatte
sie höflich gebeten – wobei sein Wunsch Befehl war
–, die Ursachen für den Amoklauf der Sonne zu
ermitteln und zu eruieren, ob die Erde vielleicht mit einer
Wiederholung des 9. Juni rechnen musste. Im Rahmen dieser
Ermittlungen war sie – Siobhan McGorran, eine Tochter
Belfasts – in einer vierbeinigen Wanze von Raumschiff, das
aussah wie eine aufgemotzte Version jener alten
Apollo-Mondfähren, auf eine Mondfahrt geschickt worden. Kein
Wunder, dass Perdita grün war vor Neid.
    Eine Tür öffnete sich an der Stirnseite der Kabine.
Der Kapitän des Shuttles kam durch die Luke geschwommen und
glitt auf einen leeren Sitz. Mit einer leisen Anweisung an
Aristoteles schloss Siobhan die um sie herum angeordneten
Softscreens.
    Mario Ponzo war ein Italiener. Er war um die fünfzig und
erstaunlich korpulent für einen Raumpiloten: Der Overall
spannte sich über einem schönen Wohlstandsbauch.
»Es tut mir Leid, dass wir nicht mehr Zeit für eine
Unterhaltung hatten, Professor.« Er hatte einen leicht
amerikanischen Akzent, den er sich in Houston angeeignet hatte,
wo dieser gebürtige Römer am Raumfahrtzentrum der NASA
ausgebildet worden war.
    »Ich hoffe, dass Simon sich gut um Sie gekümmert
hat?«
    »Bestens, danke.« Sie zögerte. »Das
Essen ist aber recht fade, nicht wahr?«
    Mario zuckte die Achseln. »Leider eine unvermeidliche
Folge der Schwerelosigkeit. Hat etwas mit der
Flüssigkeitsbalance des Körpers zu tun. Eine
Tragödie für alle italienischen Astronauten!«
    »Aber so gut, wie ich hier geschlafen habe, habe ich
nicht mehr geschlummert, seit ich ein Kind war.«
    »Das freut mich. Es ist auch das erste Mal, dass wir mit
nur einem Passagier fliegen…«
    »Das dachte ich mir schon.«
    »In gewisser Weise ist es aber angemessen, weil Vladimir

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