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Sonnensturm

Sonnensturm

Titel: Sonnensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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Wissenschaftler
über ihre Mission aufgeklärt werden. Eine
Sicherheitsmaßnahme.
    Es gab nur wenige Konferenzräume auf dem Mond: Das war
schließlich nicht Carlton Terrace. Bud hatte ihr nahe
gelegt, das Amphitheater von Clavius für die Sitzung zu
benutzen, doch der öffentliche Raum des Amphitheaters war
hierzu ungeeignet.
    Also mobilisierte er ein paar seiner knappen Ressourcen, um
die Wände von ein paar Wohnquartieren zu durchbrechen. Das
Ergebnis war ein enger, aber für den Zweck nutzbarer Raum
– dominiert von einem ›Konferenztisch‹, der
aus mehreren kleinen Möbelstücken zusammengezimmert
worden war. Bud installierte faradaysche Käfige und
Störsender, um elektronische Lauscher auszusperren sowie
aktive Rauschgeneratoren, um konventionelle Lauschangriffe zu
unterdrücken. Nicht einmal Thales würde nach Belieben
kommen und gehen dürfen: Während die Tür
geschlossen war, durfte nur eine Scheibe des elektronischen
Mondgeistes im Raum operieren, und später würde eine
Suite intelligenter Systeme unabhängig von Thales den
Informationsfluss aus dem Raum kontrollieren und zensieren.
    Siobhan versuchte die Maßnahmen nachzuvollziehen.
»Ich bin zwar keine Expertin«, sagte sie zu Bud,
»aber das scheint mir dennoch ausreichend zu
sein.«
    »Das hoffe ich doch«, sagte er leidenschaftlich.
»Ich kann Ihnen ruhig sagen, dass ich ziemlichen Druck
wegen dieser Besprechung bekommen habe – und nicht nur
wegen der Sicherheit.« Er kratzte sich den rasierten Kopf.
»Ich bin nur ein Soldat. Ich bin an ein unstetes Leben
gewöhnt. Diese Wissenschaftler hassen es aber, von
ihrer Arbeit weggezerrt zu werden.«
    »Das kann ich ihnen nachfühlen«, sagte sie.
»Ich bin auch eine Wissenschaftlerin, wenn Sie sich
erinnern. Und in diesem Moment laufen alle meine Projekte
wahrscheinlich auf Grund.«
    Bud wusste über ihre Arbeit Bescheid. »Leben und
Tod des Universums können auch mal warten.«
    »Stimmt.« Sie lächelte ihm zu.
    Es ging auf zehn Uhr zu. Mit Bud an ihrer Seite rüstete
sie sich ›seelisch-moralisch‹ und ging in den
überfüllten Raum. Bud schloss leise die Tür hinter
ihr, und sie hörte ein Sicherheitsschloss einschnappen.
     
    Sie stand am Kopfende des improvisierten Konferenztisches. Die
zwanzig Teilnehmer saßen bereits an ihren Plätzen und
hatten Softscreens auf dem Tisch ausgerollt: Zwanzig Augenpaare
erwiderten ihren Blick, wobei der Ausdruck von Teilnahmslosigkeit
über Nervosität bis zu unverhohlener Feindseligkeit
reichte. Das Licht der Leuchtstoffkörper an der Decke war
verwaschen und grell und trotz der geräuschvoll arbeitenden
Luftumwälzpumpen roch es in diesem Bunker schon stark nach
Adrenalin und Schweiß. Außerdem machten die Leute
auch einen seltsamen Eindruck. Ihre oft wieder verwendete und
ausgebesserte Kleidung war durch den langen Gebrauch abgetragen
und eingedunkelt, und ihre Gesten waren klein und sparsam, was
durch jahrelangen Aufenthalt in kleinen Räumen und einer
tödlichen Umgebung bedingt war. Im Gegensatz zu ihnen
strahlte Siobhan eine Leichtigkeit des Seins aus – sie war
eine Außenseiterin von der sonnigen Erde und fehl am Platz
in den engen, staubigen Katakomben des Mondes.
    Das wird ein Albtraum, sagte sie sich.
    Sie wusste, dass die meisten Teilnehmer Geologen mit den
verschiedensten Spezialgebieten waren; die meisten von ihnen
hatten die großen, kräftigen und staubfleckigen
Hände von Männern, die mit Stein arbeiteten. Sie
schaute in die Runde und erkannte anhand der Briefing-Unterlagen,
die sie von Bud angefordert hatte, zwei Gesichter: Michail
Martynov, der ziemlich scheu wirkende Russe, Leitender
Wissenschaftler für den Bereich ›Sonnenwetter‹
hier auf dem Mond – und Eugene Mangles, das
Neutrino-Wunderkind.
    Eugene machte einen abwesenden Eindruck und schien
Schwierigkeiten damit zu haben, Blickkontakt herzustellen. Aber
er sah unverschämt gut aus – sogar besser noch als auf
den Bildern –, mit der perfekten Haut und dem offenen,
symmetrischen Gesicht eines Synth-Star-Sängers. Siobhan spürte, dass ihr verhärtetes Herz einen
Hüpfer machte. Und den flüchtigen Blicken nach zu
urteilen, die Michail ihm gelegentlich zuwarf, schienen es nicht
nur Frauen zu sein, die Eugene attraktiv fanden.
    Bud, der als Vorsitzender fungierte, erhob sich neben ihr.
»Bevor wir anfangen, möchte ich noch eines
sagen«, hob er an. »Astronauten haben seit jeher auch
das Studium der Sonne

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