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Sonnensturm

Sonnensturm

Titel: Sonnensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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streut man bloß eine Hand voll magischen Staubs aus, und
Nano baut alles, was man sich nur wünscht –
stimmt’s? Nun, Nano wird auch fast alles bauen, aber es
braucht Material zum Bauen und Energie obendrein. Nano hat in
mancherlei Hinsicht mehr Ähnlichkeit mit Biologie. Wie eine
Pflanze entzieht eine Nano-Anwendung der Umwelt Energie und
Materie und nutzt sie, um ihrem Metabolismus Brennstoff
zuzuführen und sich aufzubauen.«
    »Statt Blätter und Stämme also
Raumschilde.«
    »Ja. In der Natur laufen metabolische Prozesse langsam
ab. Ich habe einmal einen Bambusschössling mit bloßem
Auge wachsen sehen: Nano ist gerichtet und schneller. Aber nicht
viel schneller.«
    Bisesa strich über den Smartskin-Fetzen. »Dann wächst dieses Zeug also langsam.«
    »Zu langsam. Es gibt nicht genügend Fabriken auf
dem Planeten, um die benötigte Smartskin-Menge zu
fertigen. Wir stecken fest.«
    »Dann bitten Sie doch um Hilfe.«
    Siobhan war verwirrt. »Hilfe?«
    »Wissen Sie, die Leute denken immer in großen
Maßstäben – was kann die Regierung für mich
tun, wie bringe ich die Industrie dazu, dass sie das produziert,
was ich will? Bei der Arbeit für die Vereinten Nationen habe
ich gelernt, dass die Welt aber anders funktioniert: durch ganz
normale Leute, die sich gegenseitig und sich selbst
helfen.«
    »Was schlagen Sie also vor?«
    Bisesa nahm die Smartskin vorsichtig auf. »Sie
sagen, dass dieses Zeug wie eine Pflanze wächst. Könnte ich es züchten?«
    »Was?«
    »Ich meine es ernst. Wenn ich es in einem
Pflanzkübel in die Sonne stelle und dünge und
gieße…«
    Siobhan öffnete und schloss den Mund. »Ich
weiß nicht. Ein offener Pflanzkübel wird es nicht tun,
da bin ich mir sicher. Aber vielleicht würde ein relativ
unkomplizierter Bausatz funktionieren. Und vielleicht könnte
das Design so angepasst werden, dass es auf lokale
Nährstoffe zugreift…«
    »Was heißt das?«
    »Vom Boden. Oder sogar Haushaltsabfälle.«
    »Wie soll das in der Praxis aussehen?«
    Siobhan dachte nach. »Man bräuchte wohl eine Art
Samen. Genug, um die Konstruktionsdaten zu verschlüsseln und
das Größenwachstum zu starten.«
    »Aber wenn meine Nachbarin eine Smartskin anbaut,
könnte sie die Samen doch an mich weitergeben. Und ich
könnte sie wiederum von meiner… ähem…
›Pflanze‹ an die nächste Person
weitergeben.«
    »Und dann bräuchte man noch eine Art Sammelsystem,
um die fertigen Smartskin zu einer Zentralstelle zu
bringen… aber warten Sie«, sagte Siobhan, wobei ihre
Gedanken sich jagten. »Die gesamte Fläche des Schilds
beträgt ungefähr hundert Billionen Quadratmeter. Ein
Prozent davon und bei einer Weltbevölkerung von zehn
Milliarden – das hieße, jeder Mann, jede Frau und
jedes Kind auf der Erde würde eine Decke mit einer
Kantenlänge von, sagen wir, zehn bis zwanzig Metern
züchten müssen. Jeder.«
    Bisesa grinste. »Sicher weniger, wenn die Fabriken auch
ihren Auftrag erfüllen. Und das ist auch gar nicht mal so
viel. Wir haben schließlich noch drei Jahre. Sie
würden sich wundern, was Pfadfinder alles zustande bringen,
wenn sie nur die richtige Motivation haben.«
    Siobhan schüttelte den Kopf. »Das muss alles erst
einmal durchdacht werden. Aber wenn es machbar ist, haben Sie
etwas gut bei mir.«
    Bisesa wirkte verlegen. »Das ist doch eine nahe liegende
Idee. Wenn ich sie nicht vorgetragen hätte, dann wären
Sie selbst darauf gekommen oder jemand anders.«
    »Vielleicht.« Sie lächelte. »Ich sollte
Sie mit meiner Tochter bekannt machen.« Die Rettung der
Welt ist doch ein Klischee aus den Katastrophenfilmen der 1990er!
Niemand glaubt mehr daran, Mum… auf diese Art
würde jeder ein Held werden, sagte sie sich. Vielleicht
würde es sogar die Phantasie von Perdita anregen.
    »Wieso haben Sie mir dieses Zeug überhaupt
gezeigt?«, fragte Bisesa.
    Siobhan seufzte. »Weil es real ist. Das ist Technik. Das
ist es, was wir in diesem Augenblick bauen. Ich sagte mir, wenn
Sie das sehen…«
    »Würde es meine Phantasie anstacheln«, sagte
Bisesa.
    »Ja, vielleicht.«
    »Nur weil etwas groß und sogar übermenschlich
ist, wird es nicht gleich unwirklich«, sagte Bisesa
gleichmütig. »Oder unbedeutend. Und wie ich schon
gesagt habe, müssen Sie mir auch nicht glauben. Suchen Sie
nur nach Beweisen.«
    Siobhan stand auf. »Ich sollte wirklich zu meiner
Besprechung zurückkehren.« Aber sie zögerte,
wider Willen neugierig. »Sie wissen,

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