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Sonnensturm

Sonnensturm

Titel: Sonnensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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Bauvorhaben in Londons langer Geschichte,
obwohl es vermutlich durch noch größere
Schutzräume in den Schatten gestellt wurde, die sich
über New York, Dallas und Los Angeles erhoben.
    Man hatte von Anfang an gewusst, dass – wie Alvarez auch
schon gesagt hatte – der Schild die Erde nicht zu hundert
Prozent vor dem Angriff der Sonne schützen konnte; unter der
Voraussetzung, dass er überhaupt gebaut wurde. Ein Teil der
Strahlung würde durchkommen – aber der Schild
würde der Menschheit immerhin eine reelle Chance bieten.
Eine Chance, die sie nutzen musste. Das Problem war nur, dass
niemand wusste, welcher Belastung die Welt insgesamt und
Städte wie London ausgesetzt sein würden.
    Die Kuppel war aber nur die augenfälligste
Veränderung, von der die Stadt betroffen war. Im Rahmen
eines Regierungsprogramms waren überall in London
Vorratslager mit haltbaren Lebensmitteln angelegt worden, mit
Brennstoff, medizinischen Vorräten und dergleichen. Die
Preise für solche Güter gingen bereits nach oben.
Selbst der Wasserpreis stieg, weil die Behörden einen Teil
der Lieferungen abzweigten, um riesige unterirdische Zisternen
unter den Parks der Stadt zu füllen. Es hatte
Ähnlichkeit mit Kriegsvorbereitungen, sagte Siobhan sich.
Aber diese Maßnahmen waren unbedingt erforderlich.
    Sicherlich hatte der Bau der Kuppel, eine körperliche
Manifestation der Gefahr, den Menschen schließlich doch das
Gefühl vermittelt, dass der Sonnensturm real war. In der
Stadt herrschte eine angespannte Atmosphäre, und die
medizinischen Dienste meldeten einen plötzlichen Anstieg von
Angst- und Stresssymptomen. Aber die Leute waren auch auf das
Ereignis gespannt und verspürten fast so etwas wie eine
gewisse Vorfreude.
    Siobhan war weit gereist, und sie hatte festgestellt, dass die
Lage überall ziemlich gleich war.
    Insbesondere in den Vereinigten Staaten glaubte sie eine Aura
der Entschlossenheit und Einigkeit wahrzunehmen; wie immer
würde Amerika einen unverhältnismäßig
großen Anteil der globalen Anstrengung tragen. Im ganzen
Land, sogar dort, wo der Bau von Kuppeln zu aufwendig gewesen
wäre, wurden im Rahmen der Nachbarschaftshilfe
Vorbereitungen getroffen. Die Nationalgarde, die Pfadfinder und
zahllose Freiwillige hoben in ihren eigenen Gärten und in
denen der Nachbarn Unterstände aus, füllten
unterirdische Zisternen mit Regenwasser und sammelten
Aluminiumdosen, um sie mit Notrationen zu füllen. Inzwischen
erfolgte eine weniger offensichtliche, doch ebenso dramatische
Anstrengung, so viel Wissen wie möglich zu archivieren:
digital und auf Papier, in großen Lagern in tiefen
Bergwerksstollen, Bohrlöchern, Bunkern aus der Zeit des
Kalten Krieges und sogar auf dem Mond. Das war schließlich
der wahre Schatz der Nation und der ganzen Menschheit –
allerdings stieß dieses Programm bei denjenigen auf
Vorbehalte, die der Rettung der Menschen absolute Priorität
einräumten. Präsidentin Alvarez bewährte sich aufs
Neue als Führerin ihrer Nation; sie plante ein Programm von
Feiern zum hundertjährigen Jahrestag des Zweiten Weltkriegs
bis zu Pearl Harbour im Jahre 2041, um ihre Mitbürger an die
großen Herausforderungen zu erinnern, vor denen sie
früher schon gestanden und die sie überwunden
hatten.
    Aber es herrschte auch Uneinigkeit auf der Welt. Von den
wirklichen Meinungsverschiedenheiten, wie man auf diesen Notfall
reagieren sollte, einmal abgesehen, gab es viele bigotte
Frömmler, die das alles für eine Strafe Gottes für
irgendwelche Verbrechen hielten – und andere wiederum
zürnten einem Gott, der es zuließ, dass so etwas
überhaupt geschah. Und wieder andere, die radikalen
Grünen, sagten, dass die Menschheit sich einfach in ihr
Schicksal fügen solle. Das sei nämlich eine Art
karmahafter Strafe, weil wir den Planeten so geschunden hatten:
Die Erde sollte gesäubert werden und dann ein Neuanfang
erfolgen. Was gar nicht mal so schlecht wäre, sagte Siobhan
sich grimmig, wenn man nur mit hinreichender Sicherheit wusste,
dass es nach dem Sonnensturm überhaupt noch etwas gab, womit
man wieder anfangen konnte.
    Dennoch mutete das ganze Szenario irgendwie irreal an. Mit der
Sonne, die hell über London schien, wirkte die Kuppel ebenso
deplatziert wie ein Weihnachtsbaum im Juli. Die meisten Menschen
gingen weiter ihren Verrichtungen nach – sogar diejenigen,
die das alles nur für eine große
Geschäftemacherei der Baugesellschaften

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