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Sonnensturm

Sonnensturm

Titel: Sonnensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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größeren Bildes. Es
war Bisesa mit ihrem praktischen Denken, die die Idee gehabt
hatte, die Allgemeinheit an der Smartskin-Fertigung zu
beteiligen. Und schließlich war es auch Bisesa gewesen, die
Siobhan einen Einblick ins tiefste Mysterium von allen
gewährt hatte.
    Seit dieser entscheidenden Videokonferenz und dem Beweis von
Eugene Mangles, dass es tatsächlich ein Element des
Vorsatzes bei der Störung der Sonne gab, waren Bisesas
Aussagen über die Erstgeborenen und Mir ernst
genommen worden, und wurden gründlich untersucht. Niemand
glaubte aber die ganze Geschichte – nicht einmal Siobhan,
wie sie selbst zugab. Intuitiv akzeptierte sie jedoch, dass die
von Eugene so überzeugend rekonstruierte Störung der
Sonne nur durch das Eingreifen einer intelligenten Instanz
verursacht worden sein konnte. Das war – auch wenn man
über die Beweggründe dieser Intelligenz trefflich zu
spekulieren vermochte – an sich schon ein kühner
Schluss.
    Bisesas Einblicke hatten Eugene und anderen zu einem
umfassenderen Verständnis des physikalischen Mechanismus
hinter dem Sonnensturm verholfen und hatten der Menschheit
wahrscheinlich das Überleben ermöglicht. Das Problem
war, wie Siobhan sofort erkannt hatte, dass die Einmischung der Erstgeborenen im Moment keine Rolle spielte. Was auch
immer die Ursache war; es war der Sonnensturm selbst, mit dem man
sich befassen musste. Die Nachricht durfte nicht einmal publik
gemacht werden: Das Streuen von Gerüchten wegen eines
außerirdischen Angriffs würde wohl nur Panik
hervorrufen und sonst nichts bewirken. Also blieb die ganze Sache
ein Geheimnis und war nur höchsten Regierungsebenen und ein
paar ausgesuchten Einzelpersonen bekannt. Mit den Erstgeborenen – so sie denn existierten –
würden sie sich später noch befassen, schwor Siobhan
sich.
    Aber das bedeutete auch, dass Bisesa nichts wegen des
phantastischsten Erlebnisses ihres Leben zu tun vermochte. Sie
durfte nicht einmal darüber sprechen. Sie hatte noch immer
›Sonderurlaub aus familiären Gründen‹ und
wäre auch schon längst aus der Armee entlassen worden,
wenn Siobhan nicht ein paar Strippen gezogen hätte. Aber es
hätte sowieso keine vernünftige Arbeit für sie
gegeben. In ihrem instabilen Zustand war sie auf sich selbst
zurückgeworfen. Sie war eine Einzelgängerin geworden,
sagte Siobhan sich, verbrachte zu viel Zeit allein in ihrer
Wohnung oder wanderte in London umher und kam dabei an Orte wie
die Arche; ihr schien an keiner Gesellschaft gelegen
außer Myras.
    »Kommen Sie«, sagte Siobhan und hakte sich bei ihr
unter. »Schauen wir uns noch die Elefanten an. Dann werde
ich Sie nach Hause mitnehmen. Ich würde Myra gern wieder
einmal sehen…«
     
    Bisesas Wohnung in einer Seitenstraße von Kings Road in
Chelsea hatte das Glück, den Schutz des Zinndeckels zu
genießen. Einen halben Kilometer weiter westlich, und die
Wohnung hätte sich schon außerhalb der Kuppel
befunden. Sie schmiegte sich förmlich an die schattige Wand,
und wenn man beim Vorbeifahren zwischen den Dächern nach
oben schaute, sah man die Kuppel gen Himmel streben wie die
Hülle eines riesigen Raumschiffs.
    Es war schon eine Weile her seit Siobhans letztem Besuch, und
die Dinge hatten sich geändert. An den Türen im
Apartmenthaus waren massive neue Sicherheitsschlösser
angebracht worden. Und als sie die Tür öffnete, schoss
ein rostroter Schemen aus dem Gebäude, rannte zwischen
Bisesas Beinen hindurch und verschwand um die Ecke. Bisesa zuckte
zusammen, lachte aber.
    Siobhans Herz hämmerte. »Was war das? Ein
Hund?«
    »Nein, ein Fuchs. Eigentlich kein Problem, wenn man auf
den Müll aufpasst – obwohl ich doch gern wüsste,
wer ihn ins Haus gelassen hat. Die Leute bringen es nicht
übers Herz, sie zu töten – nicht in einer Zeit
wie dieser. Ich bin auch sicher, dass noch mehr hier
herumstreunen. Vielleicht kommen sie in die Kuppel.«
    »Vielleicht spüren sie, dass etwas in der Luft
liegt.«
    Bisesa führte sie die Treppe hinauf zu ihrer Wohnung. In
den Hausfluren und im Treppenhaus sah Siobhan viele fremde
Gesichter. »Untermieter« sagte Bisesa und schnitt
eine Grimasse. »Regierungsanordnung. Jedes Haus innerhalb
der Kuppel muss eine Mindestanzahl Erwachsene pro Quadratmeter
der Grundfläche aufnehmen. Sie pferchen uns zusammen wie in
einer Sardinenbüchse.« Sie öffnete die Tür
auf einen Flur, in dem Wasserflaschen und Konserven sich
stapelten –

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