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Sonnenwende

Sonnenwende

Titel: Sonnenwende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Unsicherheit, jedenfalls bei Männern. Bei Frauen war das etwas anderes, die durften ruhig ein bisschen unsicher sein. Wenn sie es richtig ausspielten, war das sogar ganz sexy. Eines |79| Mannes aber war es unwürdig. Eine inzwischen titanisch zu nennende Erektion plagte ihn, er wälzte sich hin und her und verfluchte sich dafür, dass er nicht die Chuzpe besaß, sich einfach neben ihr einen runterzuholen, weil er ganz genau wusste, dass sie nicht wirklich schlief.
    Paul hatte auf diese Weise mal eine rumgekriegt. Sie hatte es nicht ertragen können, dass er neben ihr onanierte, und war – schwups – aufgestiegen und mit ihm durch die Prärie geritten. Schuldgefühle, vermutlich. Schuldgefühle, die dieser frigiden Eule auch ganz gut zu Gesicht gestanden hätten, aber Wladimir war eben nicht Paul, und so quälte er sich, bis er endlich über seinem Gram einschlief und von Vergeltung träumte.
    Am Morgen war sie die reinste Schmusekatze. Na, darauf stand er ja besonders – schmusen. Welche Niedertracht.
    »Gut geschlafen?«, süßelte sie und lächelte kokett.
    »Geht so.«
    Unmöglich, länger freundlich zu bleiben.
    »Gibt’s keinen Kaffee?«
    »Doch, klar.«
    Beim Bäcker.
    Er sagte ihr, dass es ihm leidtäte, aber er müsse sich unbedingt mit einem seiner Auftraggeber treffen – jetzt! Um glaubhaft zu wirken, zog er sich hektisch an und verließ gemeinsam mit ihr die Wohnung. Am Auto gab sie ihm einen ausgedehnten Abschiedskuss.
    »Ruf mich an.«
    Klar ruf ’ ich dich an. Wenn ich mal wieder eine ganze Nacht lang totalen Bock auf keinen Sex hab’, dann ruf ’ ich dich an. Und er schwor sich, dass sie die Schwelle seiner Wohnung nicht noch einmal überschreiten würde.
    »Ist noch was?«, fragte sie.
    »Mh? Oh … nein.«
    |80| Notgedrungen stieg er ins Auto, und da sie darauf zu bestehen schien, ihm nachzuwinken, musste er ausparken und einmal um den Block fahren. Danach war natürlich sein Parkplatz weg, und er durfte gleich noch zwei Runden drehen, bevor er Husch und Knack entdeckte, die auf getrennten Straßenseiten ihren Wagen ansteuerten, geheimniskrämerisch einstiegen und noch einmal fünf Minuten benötigten, um aus der Parklücke zu kommen.

[ Menü ]
    |81| Sandra
    »Warum tust du das?«
    »Ich liebe dich.«
    Im Hintergrund raste ein schwarzer Chevy mit quietschenden Reifen um die Kurve und nahm die Verfolgung auf. Ken sah unglaublich sexy aus, wie er in dieser Extremsituation die Kontrolle über das Fahrzeug behielt und Barbie außerdem noch schmachtende Blicke zuwarf.
    »Du bist verrückt!«
    »Schon möglich. Immerhin bist du noch am Leben.«
    Er riss abrupt das Steuer herum, rammte mit dem Heck einen Müllcontainer und jagte eine schmale Straße hinunter. Zwei Sekunden später folgte der schwarze Chevy. Ein besorgter Blick in den Rückspiegel, ein Schuss, eine zerborstene Heckscheibe.
    Barbie: »Wenn das so weitergeht, sind wir gleich beide tot.«
    Ken: »Abwarten.«
    Die Werbepause war eine Erlösung. Tom nahm Papier und Stift zur Hand und schrieb Namen untereinander – insgesamt neun. Er wäre gerne auf zehn gekommen, weil das so hübsch beliebig ausgesehen hätte, aber irgendwie klappte es nicht.
    Drei Verfolgungsjagden und ein Happy-End später – Ken und Barbie saßen inzwischen im Flugzeug und knutschten – waren bis auf einen Namen alle ausgestrichen.
    Xenia:
    1.) Sie hatte einen Freund (geringe Komplikationswahrscheinlichkeit).
    |82| 2.) Der Freund wohnte in Kassel.
    3.) Tom und sie sahen sich nur circa dreimal jährlich auf Partys gemeinsamer Freunde, weshalb er hoffte, dass ein Onenightstand ihnen bei späteren Treffen nicht im Weg stehen würde.
    4.) Wenn doch, auch nicht schlimm.
    5.) Sie war auf Laras Geburtstagsbrunch gewesen, was ihm einen ausreichenden Vorwand lieferte, sie anzurufen.
    6.) Er mochte sie.
    7.) Sie sah gut aus.
    8.) Sie stand auf ihn.
     
    Es gab ein Problem: Tom wusste, wer ihr Freund war.
    Hagen.
    Er kannte ihn.
    Ziemlich gut.
    Ein Freund von ihm.
    Vergiss es.
    Tom hatte nicht das Gefühl, dass es etwas mit Hagen zu tun hätte, zumal er wusste, dass auch Hagen mit anderen Frauen ins Bett ging. Es war wie überall: Jeder betrog jeden, rund um die Uhr. Aber so ein Ding brachte er dann doch nicht. Er zerknüllte den Zettel und vergrub ihn im Papierkorb.
    Inzwischen lief ein neuer Film. Die Autos waren noch etwas schneller und die Frauen noch etwas blondierter, und während Tom sich fragte, weshalb er nicht einfach den Fernseher aus dem Fenster warf und sich zu

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