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Sonnenwende

Sonnenwende

Titel: Sonnenwende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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anzunehmen.
    »Weshalb zieht ihr nicht zusammen«, fragte er, weil ihm gerade nichts Besseres einfallen wollte.
    »Mit Andreas? Never. Ich mag ihn. Er ist bemüht, toll im Bett und alles, aber mit ihm zusammenzuwohnen würde mir auf die Nerven gehen. Seit zwei Jahren sind wir jetzt zusammen, und er erzählt mir immer noch jedesmal, wenn wir uns sehen, was für ein toller Werbekontakter er ist.«
    Ihre Direktheit fand Tom unangemessen. Wenn man seinem Partner gegenüber nicht loyal war, dann konnte man es |86| gleich lassen. So wie er gerade, haha. Ob Helen über ihn genauso redete? Nein, tat sie nicht. Hoffte er.
    Andreas tat ihm leid. Seine Arroganz suchte ihresgleichen, aber wenn er Sandra so hätte reden hören – sein Selbstwertgefühl wäre implodiert. Tom war kurz davor, sein Vorhaben aufzugeben und ihr zu sagen, dass er die paranoide Vorstellung gehabt habe, fremdgehen zu müssen, und er gedacht habe, sie sei die Richtige dafür, doch habe inzwischen die Überzeugung die Oberhand gewonnen, dass diese Übung nicht nur entbehrlich, sondern geradezu absurd sei. Außerdem hatte ihn die Erwähnung von Andreas’ Bettqualitäten verunsichert – als würde er sich gegen ihn behaupten müssen.
    Doch auch Tom konnte sich etwas vormachen. Er redete sich ein, die Sache sei vorherbestimmt und er könne jetzt unmöglich ausscheren – so wie es einem völlig logisch erschien, dass man über den Rand der Erde stürzen konnte, wenn man sicher war, auf einer Scheibe zu stehen.
    Tom: »Wenn Andreas dich nervt, warum bist du dann mit ihm zusammen?«
    »Warum nicht? Er würde alles für mich tun.«
    Es klang, als hätte sie kein Problem damit, ihn abzustreifen, sobald ein Besserer auftauchte.
    »Was ist mit Liebe?«
    Sandra musste schmunzeln. Der war ja richtig verlegen, dachte sie. Ganz süß irgendwie. Sie mochte es, wenn Männer etwas unsicher waren, dann gaben sie sich wenigstens richtig Mühe. Sie tippte Tom mit ihrem makellos manikürten Zeigefinger an die Nase.
    »Du bist süß.«
    Das hatte Tom in letzter Zeit etwas zu oft gehört. Er musste ein totales Weichei sein. Es war an der Zeit, dem weiblichen Geschlecht mit mehr Entschlossenheit gegenüberzutreten. Verdränge alle deine Zweifel, Tom! Sie ist sexy, sie hat |87| einen tollen Körper, sie hat bestimmt viel Spaß im Bett, und sie will dich. Close your eyes and think of England.
    »Lass uns gehen«, sagte er und bat um die Rechnung.
     
    Sie hatte ein Hochbett. Das machte Tom noch nervöser, als er ohnehin schon war. Hier oben kam er sich so beobachtet vor. Sein Verdacht, Sandra könne ob der Routine, mit der sie die Sache anging, schon mehr Erfahrungen auf sexuellem Gebiet außerhalb ihrer Beziehung gesammelt haben, schien sich zu bestätigen, als es an das Überstreifen des Kondoms ging – Prüfstein und finale Hürde des kopflastigen Mannes auf dem Weg zum Koitus. Für Tom schon immer ein echtes Problem. Selbst bei Helen, mit der er jetzt schon so lange zusammen war, dass er manchmal zu vergessen begann, was davor war, konnte ein »Warte, ich zieh’ mir ein Gummi über« noch immer zum Stolperstein werden.
    Sandra ging das Problem gelassen und artistisch zugleich an. Sie saß auf ihm, machte ein bisschen Trockenschwimmen, und plötzlich hielt sie ein Kondom in der Hand, das sie sich mit einer lockeren Bewegung des Handgelenks in ihren lächelnden Mund warf und über seinen Penis rollte, ohne die Hände zu Hilfe zu nehmen. Passgenau, faltenfrei und – holla! – ziemlich weit abgerollt. Er kam sich vor wie ein Zuschauer, der im Zirkus in die Manege gebeten wurde, um sich dann darüber zu wundern, wie man auseinandergesägt werden konnte, ohne es selbst zu merken.
    »Darf ich Beifall klatschen?«
    »Das ist erst der Anfang.«
    Tom wurde etwas bange. Das Unterfangen schien Prüfungscharakter anzunehmen. Er hatte sich etwas Sinnliches erhofft. Zärtlich und sehnsüchtig und irgendwie … wahrhaftig oder so.
    Sie drehte sich auf den Rücken und zog ihn auf sich. Ihre Beine waren auseinandergeklappt wie die Seiten eines ausgeleierten |88| Buches. Ohne Umschweife ergriff sie seinen Penis und führte ihn ein. Anfangs fühlte es sich auch ganz gut an, fand Tom, aber Sandra war eher der motorische Typ und stand auf energische Bewegungen, Toms Bemühungen waren ihr eindeutig von zu viel Zurückhaltung geprägt. So wurde das nichts. Sie umfasste seinen Hintern und bewegte ihn entschieden vor und zurück. Tom hatte immer gedacht, auf so etwas standen Frauen nur in

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