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Sonntag bis Mittwoch

Sonntag bis Mittwoch

Titel: Sonntag bis Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Hayes
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ungewiß, ob ich ihm vernünftig zureden oder einfach Zeit gewinnen will, bis mich die Wut packt. »Wilby, Sie hassen nicht nur mich, sondern alles, was ich bin und was ich für wertvoll halte.«
    Wieder nickt er. »Hab's ja gesagt, Mann. Liebe. Liebe-und-Haß.« Er zuckt die Schultern, starrt mich gebannt an. »Is das gleiche.«
    Wortlos betrachte ich das bleiche, bärtige Gesicht, das nicht mehr traurig und sanft wirkt, sondern spöttisch und wissend, arrogant.
    »Adam –« zum ersten Mal nennt er mich beim Vornamen. »Adam … haste schon mal darüber nachgedacht? Vielleicht sind die Abartigen normal und die Normalen abartig. Wer kann's schon sagen? Wer das Gegenteil beweisen?«
    Natur. Aber ich schweige, noch immer in Erwartung von Ekel und Ärger. Die Natur. Das Leben. Um das zu wissen bedarf es keiner Götter. »Wer kann's schon sagen, Casanova? Vielleicht haben wir's irgendwann einmal durcheinandergebracht. Wegen dem Märchen von Adams Rippe.« Er lächelte. »Deiner Rippe?«
    Er überragt mich, so dicht vor mir, daß ich nicht aufstehen kann, und sein Atem riecht faul.
    »Gehen Sie mir aus dem Weg.«
    Er bleibt, ignoriert meinen Wunsch. »Haste den Kerl Kinsey gelesen? Über fünfzig Prozent haben zugegeben, daß sie irgendwann mal –« Um aufzustehen, müßte ich ihn beiseite schieben.
    »Hast nich gelebt, Adam, bevor du's nicht probiert hast.«
    Sein Bart und sein Gesicht verziehen sich zu einem breiten Grinsen, und seine Augen funkeln vor Befriedigung, so daß ich mich unwillkürlich frage, ob meinem Gesicht der Ekel anzusehen ist, den ich noch nicht empfinde. In dem Fall wäre es allerdings für die Bestie in ihm ein gefundenes Fressen.
    Ich erhebe mich. Er tritt keinen Schritt zurück.
    »Willste mir eine knallen? Wie 'n blutiger Heuchler? Wenn du's nämlich versuchst, dann dreh' ich dir die Eier ab und werf' sie aus dem Fenster.«
    Es gelingt mir, mit den Kniekehlen den Sessel wegzuschieben. Was sieht er in meinen Augen? Verachtung, Haß – oder dieses zermürbende Mitleid, das ich selbst jetzt nicht ganz abzuschütteln vermag? Jeder Berührung ausweichend, gehe ich zur Tür.
    »Jenny hat mir von gestern nacht erzählt. Wie de nich in Form gekommen bist.« Und als ich die Tür öffne: »Brauchst 'n neues Ziel, Mann – das is alles.«
    Ich betrete das Wohnzimmer, denke an seine frühere Furcht, unsicher, aber auch gleichgültig, ob er mir folgen wird. Mir ist nämlich speiübel. Ich schleppe mich im ersten Morgenschein zur Treppe hin.
    Er ruft mir nach: »Wovor haste Angst, Mann? Daß ich dich im Schlaf vergewaltige?«
    Ohne innezuhalten, antworte ich: »Ich habe nicht halb so viel Angst wie Sie.« Das ist die Wahrheit, und darin allein liegt ein schwacher Hoffnungsschimmer.
    »Mich dünkt«, triumphiert Wilby, »der Herr da protestiert zu viel.« Ich bleibe stehen: »Mit anderen Worten« – und meine Stimme klingt nun amüsiert und distanziert –, »wenn ich bleibe, beweist es, daß ich homosexuell bin, und wenn ich gehe, beweist es das gleiche?«
    Ich schaue auf ihn, der mitten im verwüsteten Zimmer steht, den Kopf zur Seite neigt, eine Hand an der Brille, der Mund ein rosa Schlund in dem struppigen, blutbesudelten Bart.
    »Bevor ich mit dir fertig bin, Casanova, haste's begriffen. Dann biste ganz unten. Nur da lernt man kapieren.« Und dann brüllt er wütend und hemmungslos: »Du vergißt, wer ich bin! Nur ich kann Mitleid haben. Wer braucht schon dein stinkendes Mitleid? Ich lasse Gnade walten. Du sollst dich selbst bedauern! Und ich sage dir, von mir kriegst du keine Gnade! Keine! Luzifer hat kein Mitleid. Luzifer ist wie Gott. Wir sind eins.«
    Erleichtert spüre ich, wie alles Mitgefühl, alles Mitleid, das mir noch immer im Herzen schwelte, in Asche versinkt. Während ich darauf warte, daß sich der Zorn in das Vakuum ergießt, wende ich mich wieder meiner Schlafzimmertür zu – und sehe vor mir die geöffnete Tür, hinter der Jenny eigentlich schlafen sollte.
    Ich stutze. Sollte es möglich sein, daß Wilby in seinem irren Zorn und seinen Rachegelüsten das leere Zimmer noch nicht entdeckt hat?
    »Miau.« Der Laut entschlüpft mir, noch ehe ich einen klaren Gedanken fasse. »Miau –«
    Und unten, hinter mir, höre ich eilige Schritte zur Bibliothek hin und einen erstickten Aufschrei. Ich drehe mich um.
    Das Wohnzimmer ist leer. Die Tür der Bibliothek geht vorsichtig einen Spalt auf.
    »Adam –«
    Ich trete an das Geländer, halte mich kraftlos fest. »Ja?«
    »Das haste

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