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Sonntags bei Tiffany

Sonntags bei Tiffany

Titel: Sonntags bei Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patterson James
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beruhigendes Tuckern hören.
    Irgendwie näherten sie sich allerdings fünfzig Minuten später Nantucket. Unter ihnen breiteten sich kilometerlange Sandstrände und ein paar kleinere Inseln aus. Schließlich landeten sie sogar, ohne zu ruckeln. Erst jetzt ließ Jane Michaels Hand los.
    Obwohl es erst Spätfrühling war, wimmelte es hier von Menschen in leuchtender Sommerkleidung. Ein Meer aus Pink und Gelb und Limone. Sorgfältig abgetragene Jeans und Surfanzüge. Seemöwen kreischten über ihnen, als hätten sie noch nie zuvor Touristen gesehen. Oder mehr als genug.
    Michael und Jane gingen zum Taxistand. Die Sonne stand senkrecht über ihnen, die Luft war kühl und klar.
    Während sie warteten, umfasste Jane Michaels Gesicht mit beiden Händen. »Michael, wo bist du?«, fragte sie.
    Â»Was? Ich bin doch hier.«
    Er wusste nicht, was er sagen sollte, aber er wusste, dass
er sich zusammenreißen musste. Er hatte darüber nachgedacht, dass Jane sterben würde, doch sie war ja noch hier. Sie waren beide hier. Wieso vergeudete er also kostbare Zeit? Warum tat man das überhaupt? Warum verschwendete man eine Sekunde seiner Zeit? Dies war ihm genau in diesem Moment bewusst geworden.
    Â»Wir sind zusammen«, sagte Jane und blickte in seine Augen. »Lass uns einfach die Zeit genießen. Schieb alles beiseite, was dir im Kopf herumgeht, und sei bei mir. Lass uns einen Tag nach dem anderen leben. Eine Stunde nach der anderen. Eine Minute nach der anderen. Okay?«
    Michael legte seine Hände über ihre und drehte den Kopf, um sie sanft zu küssen, bevor er lächelnd nickte.
    Â»Ja«, stimmte er zu. »Eine Minute nach der anderen. Eine Stunde nach der anderen. Einen Tag nach dem anderen.« Taxen und kleine Linienbusse hielten am Flughafen. Die Reisenden luden ihre Koffer und Einkaufstüten ein. Michael und Jane wurden immer ungeduldiger, doch schließlich standen sie am Anfang der Reihe.
    Â»Werfen Sie Ihr Reisebündel hinten in den Kofferraum«, bat der Taxifahrer.
    Reisebündel. Was für ein herrliches Wort für ihr Gepäck. Michael musste lächeln, was Jane zum Lachen brachte. »Gut, da bist du ja wieder.«
    Â»Ja, ich bin hier, Jane. Das ist meine Hand, die deine hält. Das ist mein schnell schlagendes Herz, das du hörst.«
    Jane lächelte und blickte sich noch einmal um – Erinnerungen wachrufen, dachte Michael. Das hohe, im Wind geneigte Seegras. Die Möwen in der Luft. Ein blondes
Mädchen, das neben dem Taxistand selbst gemachte Marmelade verkaufte.
    Der Taxifahrer hätte ein Bruder des Piloten sein können, mit dem sie hergeflogen waren. Ein bodenständiger, todernster Neuengländer irgendwas zwischen sechzig und fünfundachtzig Jahren.
    Â»So, meine Hübschen, wohin darf ich euch fahren?«, fragte er.
    Â»Ins India Street Inn«, antwortete Michael.
    Â»Gute Wahl«, erwiderte er. »Das is’n altes Haus von einem Walfängerkapitän.«
    Jane lächelte und drückte Michaels Hand.
    Â»Gute Wahl«, wiederholte sie. »Ich liebe Walfängerkapitäne.«
    Â»Und, ja«, flüsterte ihr Michael plötzlich ins Ohr, »als Antwort auf eine Frage, die schon etwas zurückliegt. Ja, ich hatte schon mal Sex.«

EINUNDSECHZIG
    E s gab viele Dinge, die Jane und Michael bei ihrer Fahrt in die Stadt nicht sahen: Schnellrestaurants, Souvenirgeschäfte und Verkehrsampeln. Sie waren im Paradies! Sie sahen ein paar handgeschriebene Schilder, auf denen für das 10. Weinfest von Nantucket oder das 35. Figawi-Rennwochenende geworben wurde. Ein guter Auftakt für ihren Besuch.
    Schließlich hielt ihr Taxi vor dem India Street Inn.
    Â»Genauso habe ich mir eine Übernachtung mit Frühstück in Nantucket vorgestellt«, sagte Jane, als sie durch die Eingangstür traten. Es war Michaels Idee gewesen – etwas Einfaches und Schönes. Nichts Übertriebenes.
    Hier war alles aufeinander abgestimmt: rote Geranien in königsblauen Blumenkästen vor den Fenstern, farbige Quilts an der Wand, Drucke von Schlittenfahrten in den Fluren und natürlich die barsche Neuengländerin, der dieses Haus gehörte.
    Â»Haben Sie reserviert? Wenn nicht, haben wir kein Zimmer«, begrüßte sie die beiden. »Das heißt, kein Zimmer im India Street Inn.«
    Michael gab »Michaels« als Namen an, dann wurden sie in den ersten Stock in Suite 21 geschickt.

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