Sonst kommt dich der Jäger holen
vorsichtig.«
»Wir sehen uns wie abgemacht.«
»Ich chabe nicht mehr viel Zeit, ich muss wissen …«
»Bis heute Nachmittag habe ich alles organisiert. Vertrau mir. Wir treffen uns dort, wo du das letzte Mal ausgestiegen bist.«
» Jа «, sagte Tichow.
Der V-Mann-Führer griff zum zweiten seiner vier Handys und informierte seinen Vorgesetzten.
72
»Ach, die Frau Wolfram!«, staunte Felix auf dem Flur, als er am Dienstag gegen halb sieben nach dem Besuch bei Rosina Marklstorfer zurück in sein Büro kam. Gerd Jensens Vermieterin stemmte die Hände in die Seiten. »Ich bin von Ihren Kollegen abgeholt worden, stellen Sie sich das vor!«
»Aber doch wohl freiwillig.«
Sie verzog ihr Gesicht zu einer gequälten Miene. »Na ja. Hätte ich denn eine Wahl gehabt?«
»Sie haben also eine Leiche im Keller?«
Bekümmert seufzte sie. »Herr Tixel, nicht, dass Sie glauben, ich hätte Ihnen da was verheimlicht! Ich habe das doch gar nicht gewusst. Ich habe seinen Keller ausgeräumt. Wie kann ich denn ahnen, dass er unten durch in mein Abteil hinein diese Mappe geschoben hat! Und wer weiß, ob das überhaupt Absicht war. Vielleicht ist es auch versehentlich passiert, vielleicht ist sie von einem Karton runtergerutscht und rüber, das will ich dem im Nachhinein gar nicht unterstellen, dass er was versteckt hätte. Ich habe sie sofort ausgehändigt. Ihre Kollegin war dabei. Und jetzt würde ich schon gern mal wissen, was da drinsteht.«
»So, das würden Sie gern wissen.«
»Ja, weil es ist ja mein Haus.«
Felix schmunzelte. »So einen Fall habe ich schon mal gehabt, Frau Wolfram. Das war auch eine Frau, die hat geglaubt, die Polizei rapportiert ihr. Das hat nicht gut geendet.«
Frau Wolfram schluckte. »Wie denn?«
»Sie ist verschollen«, sagte Felix ernst und ließ Jensens Vermieterin einfach stehen. In seinem Büro schaute er aus dem Fenster. Parkplatz, Bäume, Straße, Felder. Wieso meldete sie sich nicht? … Und wenn sie doch schwanger war? Das müsste sie jetzt doch dann mal wissen. Es würde ihr Schweigen erklären. Nein, so schätzte er sie nicht ein. Sie würde das nicht hinter seinem Rücken regeln, niemals, sonst hätte er sich komplett getäuscht in ihr. Trotzdem war ihm natürlich klar, dass es vor allem ihr Leben betraf. Und das war ihm sogar recht. Und verdammt unangenehm. Er wollte kein zweites Kind, wo ihm das erste schon so wehtat. Meldete sie sich deswegen nicht? Womöglich glaubte sie, sie täte ihm einen Gefallen. Und hatte recht damit. Was ihm überhaupt nicht gefiel. Diese Frau machte ihn wahnsinnig, die war ein Blutdruckexplosionsmittel, seit er die kannte, war er immer im Maximalpulsbereich unterwegs. Und außerdem vermisste er den Flipper. Halt dich fern von Frauen, riet er sich selbst, die eine nimmt dir das Kind, die andere nimmt dir den Hund.
73
Im Grunde genommen braucht man keine Psychologen. Ein Hund genügt völlig. Angeblich redet man bei den Psychologen ja nur selbst. Ihr Schweigen bringt einen zur Erkenntnis. Nun, die hatte ich auch, als ich Flipper nach unserem Abendessen meine Einschätzung der Dinge darlegte. Mein Bauch war voll, es war gemütlich in meiner schönen Wohnung in der Au. Ich würde mich nicht vertreiben lassen. Ich hatte keine Angst. Nicht um mich. »Aber um dich, Flipper.«
Also musste ich ihn in Sicherheit bringen.
»Zu Tante Andrea«, sagte ich zu ihm.
Er öffnete ein Auge und wedelte schwach.
»Nur für zwei, drei Tage. Tante Andrea freut sich total auf dich.«
Das war gelogen, wie sich herausstellte. Andrea reagierte nicht begeistert, als ich ihr meine Bitte nach telefonischer Ankündigung persönlich vortrug. So musste ich schwerste Geschütze auffahren. Die Schuldfrage. Sehr verbreitet in Andreas Metier.
»Willst du schuld daran sein, wenn ihm etwas zustößt?«, fragte ich sie. »Der Mann in der Eisdiele hat ihn bedroht und der im Wald auch. Von dem Überfall mit der Schlinge ganz zu schweigen.«
»Warum rufst du nicht endlich deinen Kommissar an?«, fragte sie.
»Weil ich nicht weiß, wie ich ihm das alles erklären soll.«
»Du läufst schon wieder weg«, blieb Andrea sich treu. »Du machst dir was vor, wenn du meinst, du kannst ihm dabei helfen, seinen Fall zu klären. Entschuldige bitte, Franza, aber das ist lächerlich.«
»Ich habe ihm schon einmal geholfen.«
»Ja, das mag sein. Aber diesmal ist es doch wohl eher so, dass du ihm ziemlich viele Probleme bereitet hast, die du kaum wirst lösen können. Ich verstehe sogar, wenn er
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