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Sonst kommt dich der Jäger holen

Sonst kommt dich der Jäger holen

Titel: Sonst kommt dich der Jäger holen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Seul
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geraten? Und vor allem: Wie bringen wir dich da wieder raus? Wenn eine kriminelle Organisation aktiv wird, fühlt sie sich bedroht oder zumindest empfindlich gestört. Am liebsten bleiben die nämlich unsichtbar. Und das wäre auch für dich das Beste. Untertauchen. Unsichtbar werden. Mir fällt im Moment keine andere Möglichkeit ein. Sie haben ihr Ziel nicht erreicht. Sie werden wiederkommen.«
    »Sie werden wiederkommen?«, stammelte ich.
    »Die lassen sich was anderes einfallen. Ich bezweifle, dass die noch mal offen angreifen.«
    »Was meinst du mit, was anderes?«, fragte ich. Meine Stimme klang dünn.
    »Gibt es sonst noch jemanden, der dir nichts Gutes will? Nur, damit wir nichts übersehen.«
    Sepp Friesenegger wusste, wo ich wohnte. Ich hatte ihm meine Visitenkarte gegeben wie auch der Erzieherin im Waldkindergarten. Lediglich Letzteres berichtete ich Felix.
    »Ich habe die Erzieherin gebeten, falls sie eine Hülse findet, dass sie das der Polizei meldet.«
    »Das haben die Kollegen bestimmt auch gemacht, die in dem Waldkindergarten waren.«
    »Nein.«
    »Dann ist es ja gut, dass Hilfspolizistin Fischer hier nachgebessert hat.« Meinte er das zynisch?
    Ich lächelte ihn an. Entwaffnend, wie ich hoffte.
    »Da kommt doch noch was nach?«, fragte er.
    »Nein, das war’s«, behauptete ich. Mehr schaffte ich nicht. Ich wollte ihm alles gestehen, aber ich konnte nicht.
    »Und sonst? Wenn du dich überall so benimmst wie bei mir, dann müsste es in deinem Umfeld einige Leichen geben.« Er sagte es nicht gehässig, er stellte es einfach fest, vielleicht sogar mit einer Spur Nachsicht. Die ich überhörte.
    Abrupt stand ich auf. Mein Stuhl fiel um. Die Umsitzenden starrten mich an. Verstört blickte Flipper von mir zu Felix und zurück, und als ich loslief, folgte er mir mit hängender Rute. Ich drehte mich nicht um. Schon vorne an der Lindwurmstraße tat es mir leid. Ich hatte einfach nicht mehr sitzen bleiben können. Ich musste mich bewegen. Es war so eng geworden, so entsetzlich eng, dass ich kaum mehr Luft bekam. Ich zückte mein Handy. Da sah ich die Uhrzeit. Siedend heiß fiel mir ein, dass ich heute Vormittag Unterricht gehabt hätte. Verdammt! So was war mir erst einmal passiert. Noch dazu in Enzos Studio. Wie peinlich! Ich drückte die Nummer des Fitnessstudios, unterbrach den Verbindungsaufbau. Jetzt wäre mir die Russenmafia zupassgekommen, doch nur für ein Gastspiel. Entschuldigung, ich wurde entführt und kann die Osteoporosegruppe nicht leiten.
    Als ich wieder am Café Rothmund stand, war Felix weg. Ich rief ihn an. Ich wollte mich entschuldigen. Besetzt. Seine SMS erreichte mich drei Sekunden danach. Kannst du für ein paar Tage zu einer Freundin ziehen? Wenn du keine hast: Du kannst bei mir wohnen. Wenn dir das zu eng ist: Ich kann woanders übernachten. Pass auf dich auf! F.
    »Wenn du keine hast«, las ich Flipper laut vor. »Was glaubt der, was ich bin? Ein Monster?«
    Meine Hände zitterten. Ich setzte mich auf die Treppenstufen eines Hauseingangs. Ein Notarztwagen fuhr vorüber. Da vorne war die Frauenklinik Maistraße. Flipper rückte dicht auf. Fragend stupste er mich an und schaute mir in die Augen. Wie immer, wenn er sich anders verhielt, als es sich für einen Hund gehörte, rührte er mich damit sehr. Flipper lebte mit Menschen, und die kuckten sich an. Ich konnte die Tränen nicht zurückhalten. Mit brennenden Augen schrieb ich eine SMS an Felix. Entschuldigung. Ich bin mit den Nerven ziemlich am Ende. Dann löschte ich die SMS und tippte: Man soll Dienstliches und Privates nicht vermischen, F.
    Das schickte ich weg. Denn ich war ein Monster. Drei Minuten später erhielt ich die Quittung: Es geht hier nicht um dich. Es geht um Flipper. F.
    Und um unsere Ehre, dachte ich. Ich tippte Entschuldigung für alles. Und danke für alles. Reden konnten wir später. Hoffentlich. Wenn ich meine Schuld eingelöst hätte. Wenn dieser Fall zu den von Felix gelösten gehörte. Wie ich das anstellen wollte, davon sollte Felix lieber keinen Wind bekommen. Ich setzte meinen Plan von gestern in die Tat um. Eine Telefonsäule fand ich erst am Sendlinger Tor. Die Nummer, die mir der Taxichauffeur gebracht hatte, konnte ich auswendig.
    »Ja?«, meldete sich eine Männerstimme.
    »Ich interessiere mich für Galina. Die mit dem Pferdekopftattoo«, sagte ich.
    »Wer spricht?«
    »Ich habe eine Vermittlungsagentur mit exklusiven Kunden und Sonderwünschen, ich wäre an einer Zusammenarbeit

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