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Sonst kommt dich der Jäger holen

Sonst kommt dich der Jäger holen

Titel: Sonst kommt dich der Jäger holen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Seul
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interessiert.«
    »Wie ist das Wetter bei euch?«, fragte der Mann und brachte mich damit völlig aus dem Konzept.
    »Schön«, sagte ich automatisch, und dann tutete es. Ich starrte den Hörer an, als würde da noch was nachkommen, aber es kam nichts, obwohl ich mehrere Varianten probierte:
    »Es sieht nach Regen aus.«
    »Über Nacht ist Wind aufgekommen.«
    »Es soll besser werden.«
    Verdammt! Ich hätte ein Passwort gebraucht.

55
    Als Felix’ Handy klingelte, hoffte er, Franza würde sich melden. Er machte sich Sorgen um sie, denn sie benahm sich noch unberechenbarer als sonst. Was kein Wunder war nach dem Überfall. Manche Menschen brauchten Wochen, bis sie so was verarbeitet hatten. Vielleicht konnte er ihr das am Telefon vermitteln, wenn es schon persönlich nicht ging. Die schönsten Gespräche hatten sie, wenn er es recht bedachte, am Telefon geführt.
    »Hallo?«, wiederholte er, und da niemand antwortete: »Tixel!«
    »Hier Silvia Wolfram.«
    Felix brauchte ein paar Sekunden, um den Namen mit einem Gesicht zu verbinden. »Ich bin die Vermieterin von Gerd Jensen«, erklärte sie.
    »Ich weiß.«
    »Mir ist da noch etwas eingefallen.«
    »Danke, dass Sie anrufen. Aber ich bearbeite den Fall nicht mehr. Bitte wählen Sie als letzte Ziffern die eins und die acht, und geben Sie Ihre Information an meine Kollegin Laura Lichtenstern.«
    »Das ist aber ein schöner Name.«
    »Ja«, sagte Felix ungeduldig.
    »Ich möchte lieber mit Ihnen sprechen. Ihre Kollegin kenne ich nicht. Ich weiß doch gar nicht, ob die das verstehen kann, was ich mitzuteilen habe.«
    Genervt schlug Felix mit den Fingern auf das Lenkrad. »Können Sie morgen zu uns in die Dienststelle nach Fürstenfeldbruck kommen?«
    »Ich hab kein Auto.«
    »Also gut. Um zehn bei Ihnen?«
    »Darf ich Sie zu einem Frühstück einladen?«
    »Nein, danke. Ein Gespräch reicht mir vollkommen.«
    Er drückte sie weg. Zwei Minuten später vibrierte das Handy erneut. Baumann von der Spurensicherung.
    »Ich hab gedacht, ihr macht um vier Feierabend!«, zog Felix seinen Kollegen auf.
    »Wir arbeiten ja normalerweise nur halbtags. Also doppelt so lang wie ihr«, stieg Baumann darauf ein. »Ich hab da was für dich.«
    »Aha?«, fragte Felix abwartend. Er rechnete mit keiner wichtigen Nachricht im Eisdielenfall. Den meinte Baumann auch nicht. Er sprach so, als wäre es noch nicht zu ihm durchgedrungen, dass Felix vom Jägerfall abgezogen war. Allerdings erwähnte er am Ende des Telefonats, dass Laura ebenfalls informiert sei. Die Waldkindergartentante hatte etwas glitzern sehen unter einem Baum. Offenbar waren am Wochenende Beerenpflücker unterwegs gewesen, die sich einen Weg freigeschnitten hatten. »Mein Gespür sagt mir«, sagt Baumann, »das könnte ein Treffer sein.«
    »Na also!«, rief Felix.
    »Hast du der Kindergartentante gesagt, wonach sie suchen soll? Das klang fast danach. Ich meine, die Idee finde ich prinzipiell schon gut, aber die Presse soll davon keinen Wind bekommen.«
    »Ach, das war bestimmt eigenmotivierte Neugier«, erwiderte Felix locker.
    »Ja, wahrscheinlich. Also dann, schönen Nachmittag. Ist einfach ein besseres Gefühl, wenn sich was tut.«
    »Unbedingt!«
    Felix überlegte kurz und rief dann Laura an, um ihr von dem bevorstehenden Gespräch mit Frau Wolfram zu erzählen.
    »Find ich gut, wenn du das übernimmst. Danke. Da habe ich wenigstens den Samstag frei. Ich fahre nämlich mit dem Johannes zu der Witwe Jensen und den Kollegen. Montag fliegen wir. Das war doch dein Ansatz, dass es jemand geben könnte, dem daran gelegen ist, dass der Jensen nicht zurückkommt. Ich habe mir die Akten noch mal durchgelesen. Das gibt alles zu wenig her. Schade, dass du nicht mehr im Boot bist. Ich arbeite gern mit dir, Felix. Nur, damit du das mal weißt.«
    »Danke gleichfalls. Aber unser nächster gemeinsamer Fall kommt bestimmt.«
    »Womöglich passiert er gerade«, orakelte Laura.

56
    Ich war noch keine Stunde zu Hause, als es klingelte. Normalerweise kann ich unangemeldeten Besuch nicht ausstehen, doch ich glaubte zu wissen, wer hinter dem kurzen schnellen Ton steckte, und riss die Tür auf. Ich täuschte mich. Es war nicht meine Nachbarin Rosina Markelstorfer mit einem Kuchenteller in der Hand. Die zwei Männer Mitte dreißig in sportlicher Kleidung kannte ich nicht. Flipper kannte sie auch nicht, im Gegensatz zu mir gedachte er diesen Zustand jedoch umgehend zu ändern und schoss in den Hausflur. Üblicherweise reißt unangemeldeter Besuch,

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