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Sophia oder Krieg auf See

Sophia oder Krieg auf See

Titel: Sophia oder Krieg auf See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Braband
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Weise.
    Jonathan hatte keine Schwierigkeiten, die gewaltige Anlage zu betreten, musste Flamme jedoch am Tor in die Obhut eines Stallmeisters geben. Mehrmals wurde der junge Giles angehalten und nach seinem Ansinnen gefragt, immer wirkte das noch versiegelte Dokument, das er von Sophia erhalten hatte, Wunder.
    Er wurde vor das zweitgrößte Gebäude des Komplexes dirigiert, das von den Wachen als Hochmeisterpalast bezeichnet wurde. Auch die Wachen trugen eine weiße Weste mit einem schwarzen Prankenkreuz und waren damit eigentlich nur aufgrund ihrer mitgeführten Lanzen von den anderen Anwesenden zu unterscheiden. Egal ob Beamter, Ritter, Wachposten, Mönch, überall trug man ein weißes Gewand, mal länger, mal kürzer, und immer war das schwarze Kreuz aufgestickt.
    Ein unbewaffneter Beamter oder Mönch oder was auch immer führte Jonathan schließlich in den Hochmeisterpalast hinein. Über einen belebten, riesigen Kreuzgang mit spiegelndem Marmorboden ging es schließlich in eine als Sommerremter 103 bezeichnete Halle. Jonathan hatte Glück, denn er wurde direkt und ohne Wartezeit zum Hochmeister, der an der Spitze des Ordens stand, vorgelassen.
    Die Halle war ihrerseits so überwältigend, dass Jonathan sich am liebsten einfach auf die blitzblanken Bodenmosaike geworfen und losgeheult hätte. Eine riesige Granitsäule in der Mitte des Saales fing die geschwungene Decke im gotischen Baustil auf und riesige Fensterfronten ließen solche Unmengen von Licht in den Raum, dass Jonathan fast mit den Armen gefuchtelt hätte, weil er sich sicher war, dass er nun wie ein Engel fliegen könne.
    Im Sommerremter herrschte geschäftiges Treiben. Überall waren die Weißkittel bei der Arbeit. An den Ausgängen standen welche vom Typ Wache mit ihren Lanzen, an einem großen Tisch saßen sieben vom Typ Mönch und waren mit dem Lesen und Schreiben von Schriftstücken beschäftigt, an einem weiteren Tisch standen mehrere vom Typ Ritter mit Schwert am Gürtel und schoben Holzmarkierungen auf einer Landkarte umher. In der Mitte des Saales, auf einem riesigen Thron aus weißem Stein, saß schließlich der Hochmeister. Der alte graue Mann hatte natürlich ebenfalls einen weißen Umhang, mit dem Unterschied, dass das Prankenkreuz nicht aufgestickt oder aufgemalt war, sondern in Form eines riesigen Silberanhängers an einer Kette um den Hals vor seinem schmalen Bauch baumelte. Die Halskette selbst war kaum zu sehen, denn ein riesiger weißer Bart verdeckte alles in diesem Bereich.
    »So, so«, brummte der Hochmeister mit strengem Blick auf Jonathan, als er die Schriftrolle Sophias von seinem Beamten entgegennahm. Der Alte brach das Siegel und öffnete das Schriftstück.
    Jonathan hatte sich vorsorglich hingekniet und kam nicht umhin sich auszumalen, was in diesem Schriftstück stehen mochte.
    Hallo Hochmeister, altes Gerümpel, hier ist Sophia, die dämliche Seekuh, die dir schon seit ein paar Jahren so mächtig auf die Gebetsbacken geht. Tut mir echt leid, dass ich damals wie eine Furie dein Lieblings-Steinkreuz kaputt getreten habe, aber ehrlich, deine Katzensuppe zum Frühstück, das ging gar nicht. Und statt dich um mich zu kümmern, hast du den ganzen lieben Tag lang kleine Ponyhengste auf der Weide belästigt. Trotzdem schicke ich dir Jonathan, einen ganz süßen Burschen, der aber etwas kaputt im Kopf ist und sich auch als nicht sonderlich loyal erwiesen hat. Wenn Eure Gekreuztheit noch jemanden für die Nachtschicht im Latrinenturm braucht – voilà, ich kann mir keinen besseren vorstellen. Wenn nicht, kann man mit dem Jungen auch prima fischen gehen. Als Köder, versteht sich. So, Eure Altersfleckigkeit, ich muss dann wieder. Haut rein, Sophia.
    »So, so«, brummte der Hochmeister nochmals, als er die ersten Sätze des Schreibens überflogen hatte. Er begann den ganzen Brief vorzulesen.
    Hochehrwürdiger Bruder Conrad Von Jungingen, Hochmeister des Ordens des Hauses der Heiligen Maria zu Jerusalem. Ich möchte Eurer Großmächtigkeit dem gespannten Verhältnis zu Unserem Herzogtum zum Trotz, diesen feinen Herrn Ritter aus dem Hause Giles in Obhut übergeben. Ihr werdet nicht nur seiner Courage und überragenden Kunst mit dem Schwerte als Gewinn teilhaftig werden, auch sein Herz ist zur Gänze unserem lieben Herrgott gewidmet. Prüft ihn, ehrwürdiger Hochmeister, und Ihr werdet seinen Wert für Eure Bruderschaft erkennen .
    Von Jungingen starrte noch einige Momente lang auf den Brief und schien entweder nachzudenken oder ein

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