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Sophie Scholl

Sophie Scholl

Titel: Sophie Scholl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Beuys
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März »mit Schulweisheit anzufüllen«. Längst hat sie darüber hinaus geplant und lässt es Fritz sofort wissen: »Hoffentlich kannst Dus machen und bis spätestens Mittwoch kommen. Am 20. ist nämlich Schlussfeier, da will mich Mutter nicht entschuldigen; ein Fehlen würde natürlich gemerkt, da man feierlich mit Handschlag verabschiedet wird. Am Mittwoch ist der 13., da könnten wir bis 19. abends wegbleiben.« Sophie Scholl zieht alle Register: »Gelt Du, richts doch so ein, Dir ists doch auch recht, wenn wir noch ein bisschen beisammen sind. Denk halt ein einzig Mal: Sofie vor Pflicht … Ich weiß gar nicht, wie ich ohne diese Hoffnung die letzten grässlichen Schultage überstehen sollte. … Gelt, du kommst bald. Weißt Du, ich trau Dir nicht so ganz, dass Du recht draufdrückst. Wenn ich Dich aber recht bitte und Dir verspreche, dass ich gewiss netter bin wie das letzte Mal, dann kommst Du vielleicht.« Als ob Fritz Hartnagel seit fast anderthalb Jahren nicht alles täte, um mit ihr zusammen zu sein. Etwas kokett ist der Ton und ein leichtes Augenzwinkern nicht zu übersehen. Sophie Scholl ist bester Laune, der grässlichen Schule zum Trotz.
    Am gleichen Tag, dem 8. März 1940, schreibt sie an ihre Schwester Liesl von den vier »fabelhaften Tagen« im Gebirge und speziell von ihrer großen Tour über den Gemstel- und Hochalppass: »Es war arg verharscht, gefährlich auch ein bisschen und vor allem anstrengend. … Ich bin im Badeanzug aufgestiegen. Getroffen haben wir den ganzen Tag einen = 1 Menschen. Die Gegend ist wunderbar.« Am nächsten Tag ging es auf den Skiern rasant talabwärts: »Es waren lauter leichte Hügel, über die wir fuhren, und ich bin nach jedem ein Stück geflogen. Es war bisher meine schönste Fahrt.« Die Bergspitzen glühten rosarot, und bevor sie ihre Unterkunft erreichten, standen alle Sternbilder am klaren Himmel.
    Zwei Tage zuvor wurde Lisa Remppis wieder zur Vertrauten, die mehr erfährt als die Schwestern. Ihre Beziehung zu Fritz steht im Mittelpunkt von Sophie Scholls Brief: »Ich fühle mich irgendwie für ihn verantwortlich; weißt Du, welches Gefühl es ist, wenn ein Mensch mit seinem ganzen Sein an Dir hängt. Ich habe ihn gern, er ist gut. Und Sinn der Liebe ist es ja nicht, sich von irgend jemand auf eine Höhe hinaufziehen zu lassen.« Ein wenig dozierend klingt das, aber immerhin, es ist von »Liebe« die Rede. Damit Lisa Remppis diesen Begriff nicht falsch deutet, klärt Sophie Scholl sie auf: »Es herrscht so völlige Klarheit zwischen uns, er ist mir gegenüber ganz ohne Ansprüche. Es ist schön. Ich habe mehr die Gefühle einer Mutter als die eines Mädchens für ihn. Er hat sonst niemanden.« Sie hofft, nach dem bestandenen Abitur Geld zu bekommen. Wenn Lisa Remppis Lust hätte, ein paar Tage mit ihr auf der Alb zu wandern – »ich würde das schrecklich gerne tun«. Aber zuerst einmal fährt sie mit Fritz Hartnagel wieder in die Berge.
    Mütterliche Gefühle? Am 20. März ist die Abiturfeier; Sophie Scholl war pünktlich zurück in Ulm und saß neben ihrem Physiklehrer. »Meine Mitschülerinnen stellten fest, dass ich dringesessen wäre wie grad vom Himmel runter. So kam ich mir auch vor. Im Himmel wars arg schön gewesen. Oder nicht?« Diese rhetorische Frage an Fritz Hartnagel, der inzwischen mit seiner Einheit nach Gelsenkirchen verlegt wurde, steht in ihrem Brief vom 21. März. Und der beginnt so: »Heute ist Frühlingsanfang. Steckst Du schon wieder fest in Kohlen und Papierstaub? Hast Du einen Augenblick Zeit, an die Mondnacht auf dem Hochalppass zu denken? … Letztes Jahr haben wir dort schon den Frühling erlebt. Aber dieses Mal war es schöner, gelt? … Pass auf, in dem Papierchen hab ich 3 Wünsche für Dich (solche, die in Erfüllung gehen!)« Fritz Hartnagel hätte beinahe die drei Wimpern übersehen, die aus dem gefalteten Papier, das im Brief steckte, auf die Bettdecke fielen.
    Die Schule – grässlich, fad, scheußlich, das kleine braune Fenster – hatte Sophie nun endgültig hinter sich. Das Abiturzeugnis war vorzeigbar für eine Schülerin, die dank ihrer Begabung mit einem Minimum an Hausarbeit alle Klassen durchlaufen hatte. Sophie Scholl hatte die Reifeprüfung insgesamt »befriedigend« bestanden. Im »Gesamturteil« stand, sie sei eine »ruhige, begabte Schülerin« gewesen, »die meist mit innerer Teilnahme dem Unterricht folgte und selbständig, mit reifem Urteil arbeitete«. Außer zwei »Ausreichend« in Mathematik und Chemie gab

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