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Sophie Scholl

Sophie Scholl

Titel: Sophie Scholl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Beuys
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… Fritz Hartnagel kann ich direkt prima leiden. Er mich auch … ich weiß das von Charlo. Sie sagte, wenn Fritz weiß, dass du dabei bist, kommt er bestimmt.« Am 3. Dezember wird Sophie noch deutlicher: »Ich werde Fritz nur geben die selbstverständliche Wärme und Liebe, die er braucht, ich werde sie ihm geben. Ich will nichts von ihm, solange er nicht ganz von allein schenkt. … Ich hab ihn sehr gern … Es ist mir genug, dass ich Fritz glücklich machen darf. Das ist schön.« Sophie Scholl, sechzehn Jahre und sieben Monate alt, ist verliebt.

DIE ERSTE LIEBE – ALLES SENTIMENTALER QUATSCH?

November 1937 bis April 1938
    Schon wieder war die Schule unendlich »fad«, wie sich die sechzehnjährige Sophie Scholl im Winter 1937/38 in Briefen bevorzugt über den Unterricht auslässt. Mit der Freundin Annelies Kammerer herumzualbern, die neben ihr in der Bank saß, reichte nicht, die Langeweile zu überwinden. Also schrieben die beiden am 20. November 1937, einem Samstag, gemeinsam einen Brief:
    »Lieber Fritz! Die Anneliese scheniert sich, deshalb schreibt die Sofie. (In der Schule). Hiermit schickt Dir die Annelise eine Einladungskarte. Du kommst doch? Jetzt fehlt aber der Lisl und mir noch ein Mann. (kein Ehemann) Wenn Du jemand nettes kennst, kannst Du ihn von der Anneliese aus gern einladen … – Ich lasse jetzt der Anneliese das Wort.
    Der Anfang von Sofer ist gar nicht wahr. – Wir wollen nicht streiten, deshalb hören wir auf, Annlis weiß doch nichts Gescheites. – Mit deutschem Gruß (herzlichem Gruß) Sofie Scholl – Heil Hitler. Annlies.«
    Am nächsten Freitag fand das Tanzkränzchen bei Annelies Kammerer statt, deren Eltern mit Wein und Sekt für die jungen Leute nicht sparten, Zigarettenqualm nicht monierten und etwas für die damalige Zeit Besonderes besaßen: ein Grammophon nebst Schellackplatten mit moderner Tanzmusik, Foxtrott, Slowfox, Walzer und English-Waltz. Sophie Scholl weigerte sich, die traditionelle Tanzschule zu besuchen wie die meisten Mädchen ihrer Klasse. Sie hatte es nicht nötig, denn sie tanzte auch ohne Unterricht sehr gut und sehr gerne. An jenem Freitag tanzte sie vor allem mit Fritz Hartnagel, dem Adressaten des Schulbriefes vom 20. November.
    Als Sophie Scholl am frühen Samstagmorgen mit ihrer Schwester Liesl vom Tanztee nach Hause kam, war unten in der Olgastraße die Glastür abgeschlossen: »Wir haben gezittert und gebebt und dann mutig geläutet. Mein Vater guckte zum Fensterl raus und glaubte, es sei die Gestapo. Er war freudig überrascht, dass nur wirs sind, und wir wurden nicht verschimpft. Am 8. Dezember ist das Kränzchen von Inge. Kommst du? Als mein Partner oder noch besser mit Charlo. … Es ist soo langweilig hier. Sofie Scholl.« Das war Montag, 29. November, während der Physikstunde an den »lieben Fritz« geschrieben. Am Sonntag hatte Sophie Scholl in ihrem Tagebuch festgehalten: »Auf dem Tanzkränzchen war Fritz – es ist alles wieder gut. Ich bin ihm unendlich dankbar, Fritz.«
    Fritz Hartnagel, am 4. Februar 1917 in Ulm geboren, war Mitglied in der bündischen Gruppe »Deutsche Freischar«, der 1932 der fünf Jahre jüngere Werner Scholl beigetreten war. So ergab sich ein lockerer Kontakt zur Scholl-Familie, zumal er die gleiche Oberrealschule wie Hans und Werner Scholl besuchte. Nach dem Abitur 1935 entschied sich Fritz Hartnagel, dessen Vater aus einfachen Verhältnissen kam und es als Unternehmer zu Wohlstand gebracht hatte, Berufsoffizier zu werden. Er machte einen erfolgreichen Abschluss an der Offiziersschule in Potsdam und tat ab Frühjahr 1937 in einer Augsburger Kaserne Dienst. An den freien Wochenenden nach Ulm zum Tanzkränzchen zu fahren, war ein Katzensprung, zumal er im Wohnhaus der Eltern weiterhin ein Zimmer besaß.
    Ulm war klein. Fritz Hartnagel war mit Charlotte Thurau – »Charlo« – befreundet, Sophie Scholls erster, bewunderter Jungmädelführerin, die längst bei den Scholls ein und aus ging. Auch Annelies Kammerer, die die gleiche JM-Karriere durchlief wie Sophie, kannte »Charlo«, die schon das Abitur hatte und demnächst studieren wollte. Anfang November 1937 nahmen sich Sophie Scholl und Fritz Hartnagel bei den Tanzkränzchen von Annelies Kammerer erstmals bewusst wahr. Für Sophie Scholl lässt sich sagen, dass im November und Dezember Fritz Hartnagel ihre Gedanken und damit die Eintragungen im Tagebuch besetzt. Verbunden mit einer wiederkehrenden Frage: »Was ich von Fritz und Charlo denken soll?« Die

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