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Sophie Scholl

Sophie Scholl

Titel: Sophie Scholl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Beuys
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insgesamt »ziemlich grausig«. Besuche mache sie nur wenig bei ihr, aber hinzugefügt, sie wolle »weiter mit ihr zum Baden gehen«. Über die gemeinsame Freude am Zeichnen kommen sich Sophie Scholl und Erika Reiff im Sommer 1938 näher. Sophie revidiert ihr negatives Urteil.
    Lisa Remppis erfährt, dass es zwischen Sophie Scholl und Erika Reiff öfters Meinungsverschiedenheiten gibt – »aber wir verstehen uns trotzdem ausgezeichnet«. Beide hätten denselben Geschmack in Bezug auf Dinge und Menschen, weshalb es später zwischen ihnen wohl zu einer Eifersuchtstragödie um einen Mann kommen werde. Wenn Sophie Scholl guter Dinge ist, fehlt in keinem Brief ein Schuss Ironie, der stets die eigene Person mit einbezieht. Neidlos benennt sie, was Erika Reiff auszeichnet. Sie sei ein stilvoller Mensch, man könne von ihr lernen und sich auf sie verlassen – »in jeder Beziehung«. Dann nimmt sie Lisa und sich selbst in die Pflicht: »Wir müssen uns sehr anstrengen, dass wir nicht oberflächlich werden. Ich habe oft gedacht, dazu sind wir zu jung, das kommt mit dem Alter von selbst. Aber man kann nicht früh genug damit anfangen.« Zum Briefanfang, als sie Lisa Remppis empfiehlt: »Lass Dirs ruhig immer gut gehen, dann wirst Du ein glücklicher Mensch«, hatte sie hinzugefügt: »Man sollte nie aufhören an sich selbst zu arbeiten.« Schon ein Jahr zuvor hatte Sophie sich im Tagebuch ermahnt: »Ich will nicht oberflächlich werden.«
    Es ist ein nachdenklicher Geburtstagsbrief, den die Siebzehnjährige der zwei Jahre Jüngeren schreibt. Ihre Freundschaft war ein sicherer Hafen, während Sophie Scholl der Liebeskummer umtrieb. Ihr Brief vom 25. Mai an Fritz Hartnagel lässt allerdings den Schluss zu, dass Sophie Scholls Gefühle in ruhigeres Fahrwasser gelangt sind. Ohne albern oder kokett zu werden, offenbart sie ihm ihre Gefühle: »Ich freue mich richtig, bis Du kommst, glaubst Du das?« Das klingt freier und befreiter als noch Wochen zuvor. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass Sophie Scholl buchstäblich mehr ins Freie kommt, je länger es Frühling ist: »Seit einer Viertelstunde bin ich vom Illerwald zurück. Es ist ein ganz herrliches Wetter. Wenn Petrus so weitermacht, gehe ich nächste Woche ins Baden. Ich freu mich schon lange drauf.« Pfingstsamstag sitzt sie am Ufer der Iller, wie Lisa Remppis erfährt: »Draußen bin ich immer in herrlichster Stimmung, habe nach niemandem und nichts Sehnsucht, nur den Wunsch, länger zu bleiben.« Drei Wochen später schildert sie in einem Brief an ihre Schwester Inge einen »feinen Sturm«, der so stark von hinten bläst, »Du kannst Dich bequem zurücklehnen, ohne umzufallen«. Und damit ist sie wieder bei einer Lieblingserfahrung: »Ich gehe schrecklich gern hinaus in letzter Zeit, ich kann so froh sein, wenn die Bäume so groß sind und ich so klein.«

    Der Freude, die Sophie Scholl im Frühling und Sommer 1938 am Alleinsein in der Natur erlebt, stellt sie eine konträre Erfahrung gegenüber. Noch einmal aus dem Brief an Fritz Hartnagel vom 10. Mai: »Na, ich werde den Mädchen hier sowieso immer fremder, und im übrigen habe ich meine Familie. Das ist fabelhaft viel.« Am 19. Mai an Lisa: »Glaubst Du, dass mir Ulm allmählich zum Hals heraushängt? In meiner Klasse schauen sie mich an wie ein Wunder. Sie halten mich anscheinend für etwas besonders. Sie sind mir fremder als je, ich mag mich auch nicht im geringsten um sie kümmern. Ich hab ja meine Familie.« Wieder das gleiche Thema am 6. Juni: »Ich ziehe mich von den Mädchen hier mehr und mehr zurück … die Schule kommt mir vor wie ein Film, ich sehe zu und bin beim Mitspielen beinah ausgeschaltet, ein seltsames und nettes Gefühl.« Solche Distanzierung von den Klassenkameradinnen und dem spießigen Ulm hatte Sophie Scholl schon im Sommer 1937 ihrem Tagebuch anvertraut, auch das Gefühl, sich überlegen zu fühlen. Es gehört zum Auf und Ab, zu den widersprüchlichen Empfindungen in den Jahren der Pubertät. Und die ist auch mit siebzehn Jahren noch nicht vorbei.
    Sie wollte wohl der Freundin, die Pfingsten keinen Besuch bei den Scholls machen durfte, mit ihrem Brief nicht weh tun. Deshalb schrieb sie Lisa Remppis nicht, was Inge Scholl am 8. Juni von ihrem Vater erfuhr: »Hans war bis heute Abend in Urlaub bei uns. Er hat die letzten Tage mit den unsrigen sowie Erika Reiff viel gebadet und ist heute Abend verbrannt und fröhlich abgezogen.« Hans Scholl hatte allen Grund, fröhlich zu sein. Robert Scholl

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