Sophies Melodie (German Edition)
Alkohol, aber vielleicht spielte es auch eine Rolle, dass ich damals schon einige Zeit keine Frau mehr gehabt hatte. Sie war plötzlich so …“ Wieder stockte er. Sein Brustkorb hob sich unter einem mächtigen Atemzug.
„Du wolltest mit ihr ins Bett“, half Sophie aus.
Er nickte und verzog dabei angewidert sein Gesicht. „Ja, das wollte ich. Sie hat mich ziemlich angemacht, aber ich war es dann, der sie zuerst geküsst und bedrängt hat. Mir war alles egal, so betrunken war ich inzwischen. Ich dachte auch nicht mehr an Leo. Betrunken und scharf, das ist keine gute Mischung. Ich war es also, der den Anfang machte, und ich schleppte sie schließlich nach oben in mein Bett. Du siehst also, auch auf meiner Weste gibt es einen unmoralischen Fleck, auf den ich nicht besonders stolz sein kann.“
Während Constantin sprach, wurde er von seiner Erinnerung zurückgetragen. Er hielt plötzlich inne, ging zu einem der hohen Fenster hinüber und starrte einige Zeit stumm in die Dunkelheit. In seinen Ohren dröhnten die Musik und die Stimmen der Partygäste, so als würde er sich wieder mitten unter ihnen befinden. Fast körperlich spürte er nun erneut die Folgen des Alkohols. Er konnte sogar fühlen, wie sich seine Sinne vernebelten und sein Körper schwer und gleichzeitig nachgiebig wurde. Mit einem Glas in der Hand stand er am Rande der Tanzfläche und sah Melanie zu, die gerade ziemlich aufreizend mit Lutz tanzte. Widerwille und ein drängendes Gefühl von Verantwortung keimten gleichzeitig in ihm auf, und er dachte unwillkürlich an Leonard.
„Na, Melly scheint ja wieder in Hochform zu sein“, hörte er Dirks Stimme, so als würde er wieder direkt neben ihm stehen. „Vielleicht sollte mal irgendjemand eingreifen, bevor sie sich in Teufels Küche bringt“, schob der Freund mit einem aussagekräftigen Blick nach, der keinen Zweifel daran ließ, wen er damit meinte.
In seiner Erinnerung sah sich Constantin nicken und leicht schwankend zu Melanie auf die Tanzfläche gehen. Er erkannte die freudige Überraschung in ihren Augen, als er sie von Lutz weg und in die eigenen Arme dirigierte, um selbst mit ihr zu tanzen. „Komm zu mir, meine Schöne, dieser Tanz gehört nur uns.“ Er hörte sie hell und laut auflachen, und es verblüffte ihn kaum, dass sie ihren Körper sogleich an ihn presste.
Die Empfindungen von damals kamen geballt zu ihm zurück und legten sich wie ein Stahlband um seine Brust. Die Scham über das, was er danach getan hatte, war ebenso bedrückend wie der Kummer über die Folgen dieser Nacht.
„Und? Wie ging es weiter? Ähm … Conny?“
Sophies Frage katapultierte ihn zurück in die Gegenwart. Er räusperte sich, schüttelte sich innerlich und wandte sich vom Fenster ab, um langsam zurück zum Sofa zu gehen.
„Nun, wir hatten Sex, und danach kam die große Ernüchterung, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes.“ Noch einmal beugte Constantin sich herab und nahm einen Schluck aus seinem Glas. Er lächelte bitter. „Ich wollte Melanie davon abhalten, Leo zu betrügen, und dann war ich der Mann, mit dem sie ihn betrogen hat. Tolle Pointe, was? Es blieb aber nicht nur allein bei der Tatsache, dass ich meinen Freund hintergangen hatte, nein, die Sache wurde richtig schlimm.“ Er holte tief Luft, dann sprach er mit belegter Stimme weiter: „Melanie … sie …“
„Was?“
„Einige Wochen nach dieser Party kam sie zu mir und teilte mir mit, dass sie schwanger sei.“
Sophie schnappte nach Luft. „Von dir?“
„Daran konnte es für mich keinen Zweifel geben. Sie war in der Zeit schwanger geworden, in der Leonard in den Staaten war. Der errechnete Termin der Zeugung passte ebenfalls perfekt. Sie hatte es sogar schriftlich und hat mir ihren Mutterpass unter die Nase gehalten.“
Ganz langsam begann Sophie zu begreifen. In ihrem Kopf setzte sich ein Bild zusammen, und dieses Bild war ihr vertraut und gefiel ihr überhaupt nicht. „Sie war schwanger von dir“, flüsterte sie mehr zu sich selbst, während das Bild in ihrem Kopf immer klarere Formen annahm und ihr bereits jetzt die Kehle zuschnürte.
Constantin ging direkt vor ihr in die Hocke und griff nach ihren Händen. „Verstehst du, Sophie? Ich hätte alles, wirklich alles für dieses Kind getan. Die Frau wäre niemals im Leben eine gute Mutter geworden. Ich kannte sie einfach zu gut. Auf sie wäre niemals Verlass gewesen. Zu keiner Zeit hätte ich es ertragen können, mein Kind allein in ihrer Obhut zu wissen. Ich wollte nicht,
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