Sophies Melodie (German Edition)
Atem raubte. Es schien fast so, als hätte er soeben ihre Gedanken gelesen. „Wir haben so viel nachzuholen.“ Wieder kam er näher, aber sie hob abwehrend beide Hände. Tatsächlich blieb er daraufhin an Ort und Stelle stehen.
„Ja, wir haben sehr viel nachzuholen. Aber vorher führen wir noch ein ausgiebiges Gespräch, und dann werden wir sehen, ob es noch eine gemeinsame Zukunft für uns geben kann.“
Es war ihm deutlich anzusehen, wie es hinter seiner Stirn arbeitete. Schließlich nickte er. „Okay, Sophie. Wenn unser Sohn heute Abend seine letzte Mahlzeit hatte, werden wir in aller Ruhe miteinander sprechen. Gut?“
Sie nickte. „Gut.“
Der Tag verlief deutlich anders als die schrecklichen Tage zuvor.
Constantin wich Sophie kaum noch von der Seite. Immer wieder suchte er nun den direkten Körperkontakt. Oft strich er ihr einfach nur über den Arm, oder er berührte im Vorbeigehen ihr Haar. Die meiste Zeit des Tages aber beschäftigten sie sich gemeinsam mit Leonard, der trotz seiner Stunden an der frischen Luft bis in den Abend hinein wach blieb. Vor allem Constantin hatte wieder seinen Spaß mit ihm. Dann, nachdem das Baby ohne zu murren sein Milchfläschchen getrunken hatte und frisch gewickelt war, fiel es endlich wieder in den tiefen Schlaf, der nur ganz kleinen Kindern vergönnt war.
Sophie stand noch eine Weile an seinem Bettchen, dann löschte sie das Licht. Wie üblich knipste sie das Babyfon an, bevor sie das Kinderzimmer verließ.
Constantin war ein paar Minuten vor ihr nach unten gegangen und erwartete sie bereits im Wohnzimmer. Als sie hereinkam, schenkte er ihr ein Glas Rotwein aus einer Karaffe ein. Er selbst blieb bei Mineralwasser. „Ich habe Maria gesagt, dass wir sie heute nicht mehr brauchen werden. Sie ist schon in ihre Wohnung gegangen.“
„Gut.“ Sophie setzte sich und legte den Empfänger des Babyfons auf den Couchtisch. Unsicher lächelte sie zu ihm auf. „Möchtest du nicht vielleicht ein Glas Wein mit mir trinken?“
„Lieber nicht. Ich habe in den letzten Tagen genug Alkohol konsumiert. Das reicht für die nächsten paar Jahre.“
„Oh! Na dann.“
Er setzte sich ebenfalls und prostete ihr zu. „Wo willst du anfangen?“, fragte er mit ruhigem Blick, nachdem er sein Glas abgestellt hatte.
„Ich würde dir zuerst gerne erklären, warum ich mich damals in Hamburg mit Roman getroffen habe. Vielleicht verstehst du mich dann ein bisschen besser.“
„Ich höre.“
„Conny, ich möchte, dass du mir zuerst versprichst, dass auch du nichts mehr vor mir zurückhältst und mich nicht anlügenwirst, egal was ich auch sage oder dich fragen werde. Einen anderen Weg wird es für uns nicht geben. Im Gegenzug verspreche auch ich, dir absolut offen Rede und Antwort zu stehen.“
Er zögerte nur kurz, dann nickte er. „Versprochen.“
„Das ist gut.“ Sie nahm einen weiteren Schluck von ihrem Wein, dann sah sie ihm wieder ins Gesicht. „Du wirst mir eine Weile zuhören müssen. Unterbrich mich nicht, auch wenn es dir eventuell schwerfallen sollte.“
„Fang endlich an.“
Sie begann tatsächlich ganz am Anfang. Zunächst erzählte sie ihm etwas stockend von ihren ersten Recherchen über ihn, von dem Foto, das sie so tief berührt hatte, und von ihren zwiespältigen Empfindungen während der vielen Interviews. Sie sprach auch von ihren Ängsten in Bezug auf seine Liebe zu Melanie und von den tiefen Zweifeln, die sie jeden Tag ein bisschen mehr zermürbt hatten. Dann berichtete sie von ihrem Treffen mit Roman Herwig und warum sie schließlich diesen Weg eingeschlagen hatte. Natürlich erwähnte sie auch das alles entscheidende Gespräch mit Maria, das sie letztlich dazu gebracht hatte, auch noch in seinen Sachen zu stöbern.
„Ich bin nicht stolz darauf, das musst du mir glauben. Außerdem, ich weiß im Grunde noch nicht einmal, was ich eigentlich zu finden gehofft hatte. Dann standst du in der Tür, und die Katastrophe nahm ihren Lauf.“
Sichtlich betroffen sah er ihr in die Augen. „Mit meiner harschen Reaktion habe ich deine Bedenken auch noch untermauert, nicht wahr?“
Sophie nickte. „Ja, das hast du. Du warst so schrecklich kalt. Ich glaubte damals … also ich nahm an, du hast den Vorfall als passende Gelegenheit genommen, um mich auf diese Weise wieder loszuwerden. Ich dachte … nun ja, du bist Sänger, Constantin, ein Mensch, der jeden Tag das Wort ‚Liebe‘ in den Mund nimmt, wenn er seine Lieder singt. Ich habe angenommen, für dich hätten
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