Sophies Melodie (German Edition)
betrügen würde.“
„Also weißt du im Grunde gar nicht, ob Melanie mit deinem Kind schwanger war?“
„Ich bezweifle sogar, dass Melanie genau wusste, welcher Afra für die Zeugung ihres Kindes verantwortlich war. Sie hat wie immer den einfachsten Weg eingeschlagen und mich kurzerhand zum Vater ernannt. Sie kannte meine Einstellung und wusste natürlich auch von meinem Kinderwunsch. In den ersten Monaten unserer Ehe hatte es deshalb häufiger Streit gegeben.“
„Vorrangig wolltet ihr also Helen schonen? Ich weiß nicht, ob das der richtige Weg war, Conny.“
„Dessen bin ich mir inzwischen auch nicht mehr sicher, das kannst du mir glauben. Das Wissen um die ganze Geschichte macht mir über die Jahre immer stärker zu schaffen. Du weißt ja, dass ich Helen sehr mag – wir alle mögen sie. Allerdings war die Rücksichtnahme auf sie nicht der alleinige Grund für unser gemeinsames Schweigen.“
„Um Gottes willen, was kommt denn noch?“
Constantin nahm ein weiteres Mal sein Glas und schüttete den letzten Schluck in sich hinein. Danach starrte er noch einen Moment in das leere Glas. „Auch Lutz hatte noch etwas zu beichten.“
„Sag schon!“
„Nur wenige Stunden vor den tödlichen Schüssen hatte er Leonard die ganze Geschichte erzählt.“
„Oh nein!“
„Oh doch! Lutz hat ihm aus den verschiedensten Gründen die komplette schmutzige Wahrheit unter die Nase gerieben. Einerseits wollte er Leonard endlich die Augen öffnen, andererseits hat er aber auch zugegeben, dass es eine gewisse Genugtuung für ihn darstellte. Leonard hat getobt – allein das war für ihn schon ungewöhnlich. Er hat sogar geschrien, dass er sie und auch Fabian umbringen würde. Lutz meinte noch, er hätte ihm erst mal vor Augen führen müssen, dass er damit auch das Leben seiner Schwester zerstören würde.“
Constantin schüttelte seinen Kopf. „Als Melanie sich an diesem bewussten Nachmittag vollkommen ahnungslos mit Leonard im Ferienhaus traf, hatte sie vor, sich von ihm zu trennen. Sie wollte ihm sagen, dass ich der Grund für die Trennung sei und dass wir unserer Ehe noch eine Chance geben würden. Von der Schwangerschaft sollte er eigentlich erst einmal nichts erfahren. Uns war klar, dass ihn das nur unnötig und zusätzlich verletzen würde. Sie konnte nicht wissen, dass Leonard unterdessen nicht nur von der Schwangerschaft und den Trennungsabsichten, sondern auch von ihrer andauernden Affäre mit Fabian wusste.“
Sophie zog ihre Stirn kraus. „Das erklärt eine Menge. Leonard muss vollkommen durchgedreht sein, als er erfahren hat, dass Melanie ihn praktisch von Beginn an betrogen hat. Jetzt wird mir so einiges klar. Und vor allem wird es dadurch zumindest wahrscheinlicher, dass Leonard Kampmann tatsächlich selbst zur Waffe gegriffen hat.“
„Stimmt. Das war ein Punkt, der uns alle umgetrieben hat. Wir hofften, dass Helen den Mord und den Selbstmord ihres Bruders hinnahm. Dass sie es letztlich tat, ist auch den eindeutigen Ermittlungsergebnissen der Polizei zu verdanken. Es gab ja wirklich keinen Grund, an Leonards Tat zu zweifeln.“
„Ich habe es trotzdem getan“, gab Sophie zu. „Ich wusste irgendwie, dass es da noch mehr gegeben haben musste, um Leonard Kampmann so weit zu bringen. An dem Tag, als Helen mich in meiner Wohnung aufsuchte, habe ich mit ihr sogar noch darüber gesprochen.“
„Hattest du jemals mich im Verdacht, mit ihrem Tod etwas zu tun zu haben?“, fragte er leise.
„Nein. Ich hatte jedoch immer die Befürchtung, dass du mehr zu dieser Sache sagen könntest und dass du Dinge bewusst verschweigst.“
Er nickte und zog leicht einen Mundwinkel in die Höhe. „Das Musketier-Syndrom – du erinnerst dich?“
„Ja, der unverbrüchliche Zusammenhalt unter euch Männern.“ Auch Sophie deutete ein Lächeln an. „Eigentlich war es ja Lutz, der Leonard den Boden unter den Füßen weggezogen hat, und nicht Melanie. Er hat damit dieses … Unglück praktisch erst möglich gemacht. Wie kann er nur damit leben, dass er ihm in seiner Wut den ganzen Mist erzählt hat?“
„Mehr schlecht als recht, Sophie. Sieh ihn dir doch einmal genau an. Zu einem normalen Leben ist er ja kaum noch fähig. Er versteckt seine Gewissensbisse hinter einer aalglatten Fassade. Seine stets aufgesetzt gute Laune und die ständig wechselnden Partnerinnen sind nur Indizien dafür, dass er psychisch seitdem ziemlich angeschlagen ist. Diese ganze Sache hat übrigens auch unserer Freundschaft den Todesstoß
Weitere Kostenlose Bücher