Sophies Melodie (German Edition)
versetzt. Lutz’ kurzes Verhältnis mit Melanie hatte damit nichts zu tun. Als ich davon erfuhr, bestand meine Ehe nur noch auf dem Papier.“
„Ihr hattet Glück, dass Melanies Schwangerschaft nicht an die Öffentlichkeit kam.“
„Stimmt, aber was das anging, konnten wir uns auf die Schweigepflicht ihres Arztes und auf die seines Kollegen in der Gerichtsmedizin verlassen. Trotzdem war es natürlich eine Erleichterung, dass nichts davon durchsickerte. Die Presse hat uns damals alle, natürlich besonders mich, gnadenlos gejagt.“
„War es so schlimm?“
„Es war noch schlimmer, Sophie. Deine Berufskollegen haben seinerzeit unendlich viel erfunden, gelogen oder falsch interpretiert. Ich erspare dir die Einzelheiten. Jedenfalls konnte und wollte ich das nicht mehr mitmachen. Zudem war das Verhältnis zu meinem Bruder auch auf dem Nullpunkt angelangt, und damit kamen wir beide nicht gut klar. Deshalb zog ich schließlich die Notbremse und nahm die Auszeit in Kanada.“
„Aber du hast dich dann doch wieder mit Fabian versöhnt“, stellte sie fest.
„Er ist mein Bruder, und Blut ist bekanntlich dicker als Wasser. Wir waren schon immer irgendwie aufeinander angewiesen. Außerdem hat er sein Versprechen gehalten und ist seitdem ein absolut perfekter Ehemann für Helen. Irgendwann habe ich beschlossen, die ganze Sache mit Melanie und Leonard zu begraben. Mein einziges Problem blieb das schlechte Gewissen, das ich meiner Schwägerin gegenüber bis heute habe. Aber das ist nur ein geringer Preis, wenn ich mir ihre kleine Familie so ansehe.“
„Na, ich weiß nicht, Conny“, warf Sophie nachdenklich ein.
„Was?“
„Ich glaube nicht, dass Helen wirklich glücklich in ihrer Ehe ist. Das hat sich mir allerdings auch erst vor Kurzem erschlossen. Außerdem muss ich bekennen, dass ich ziemlich gnadenlos in meinem Urteil bin, wenn es um Untreue in der Partnerschaft geht. Da kenne ich – im wahrsten Sinne des Wortes – keine Verwandten. Weißt du, ich denke, dass es schon einen Grund haben wird, wenn die zwei im Bett nicht so harmonieren, wie es sein sollte. Vielleicht gehören sie ja einfach nicht zusammen.“
„Hmm, möglicherweise hast du recht. In den letzten Monaten habe auch ich manchmal darüber nachgedacht, ob die Ehe von Fabian und Helen wirklich im Himmel geschlossen wurde. Aber ich werde den Teufel tun, mich da einzumischen. Vor allem jetzt nicht mehr, nach all den Jahren.“
„Nein, das wäre auch nicht gut. Wenn jemand die Kartenauf den Tisch legen sollte, dann ist das auf jeden Fall Fabian selbst. Dennoch, Helen tut mir unendlich leid. Nicht nur, dass sie auf so schmutzige Weise betrogen wurde – sie kann noch immer nicht wirklich begreifen, dass ihr Bruder diese Waffe abgefeuert hat, das hat sie mir selbst erzählt.“
„Wirst du ihr gegenüber mit deinem neuen Wissen klarkommen?“, fragte er.
„Erst einmal muss ich in Ruhe darüber nachdenken. Hier geht es schließlich um eine Familie mit kleinen Kindern. Allerdings bin ich eigentlich schon jetzt der Meinung, dass Helen das alles erfahren muss. Aber nicht von mir, sondern von Fabian. Wahrscheinlich wird es letztlich darauf hinauslaufen, dass einer von uns beiden mit ihm reden muss. Glaub mir, wenn ich nicht um Helens Zweifel wüsste, ob tatsächlich ihr Bruder für den Mord verantwortlich ist, und davon überzeugt wäre, dass sie glücklich mit Fabian ist, würde ich daran keinen einzigen Gedanken verschwenden.“
Sophie seufzte und legte Constantin eine Hand auf den Unterarm. „Für dich muss es schrecklich gewesen sein, im Nachhinein zu erfahren, dass es höchstwahrscheinlich gar nicht dein Kind war, um das du so sehr getrauert hast.“
„Nun, das war … merkwürdig. Schrecklich war es in jedem Fall, das Kind zu verlieren. Ein weiteres unschuldiges Kind, das der Übermacht von Erwachsenen ausgesetzt war und deshalb nicht auf die Welt kommen durfte. Ob nun mein Bruder oder ich der Erzeuger war, ändert daran letztlich nichts. Übrigens ist es mir wichtig, dass du weißt, wie sehr ich deine Einstellung zum Thema Treue und Untreue teile.“
Eine Weile saßen sie still nebeneinander, doch dann hob Sophie ihren Blick und sah Constantin direkt an. „Warum hast du dich mit dem Buch einverstanden erklärt, Conny?“
Sein leuchtender Blick verschleierte sich auf die Art, die ihr unterdessen schon vertraut war. „Die Idee war in Ordnung.“
„Constantin, bitte!“
Er sah sie an. Unsicherheit spiegelte sich jetzt in seinem
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