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Sophies Melodie (German Edition)

Sophies Melodie (German Edition)

Titel: Sophies Melodie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Schomann
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verzichten mussten“, schloss Constantin das Thema ab.
    „Helen erwähnte mir gegenüber auch schon, dass ihr Bruder ein sehr sensibler Mensch gewesen ist.“
    Constantins Augen verdunkelten sich ein wenig. „Ja, darüber waren wir uns ausnahmslos einig. So oder so haben wir früher immer alle zusammen auf ihn aufgepasst. Du weißt schon, der berühmte Zusammenhalt, den es recht häufig in fest verankerten Jugendcliquen gibt. Helen hat es scherzhaft immer unser Musketier-Syndrom genannt. Aber dann, nach der Schule, klappte das nicht mehr so gut. Wir mussten uns alle früher oder später aus der Clique freistrampeln und erwachsen werden, auch Leo. Ich denke, er selbst spürte, wie wichtig es gerade für ihn war, endlich ohne uns alle zurechtzukommen und sich zu beweisen. Sicherlich war das der Hauptgrund für ihn, die Band zu verlassen und nach Paris zu gehen.“
    „Hat es eigentlich niemals einen Zweifel daran gegeben, dass er die Waffe abgefeuert hat?“
    Auf Constantins Stirn zeigten sich die beiden senkrechten Falten, und sein Blick verschleierte sich auf die ihr schon so vertraute Art.
    „Nein.“
    „Helen bezweifelt, dass er überhaupt dazu fähig war, Conny.“
    „Ich weiß. In gewisser Weise haben wir alle zunächst gezweifelt. Dennoch steht es außer Frage, dass er es getan hat. Die Ermittlungen der Polizei ließen keinen anderen Schluss zu. Er hat zuerst Melanie und dann sich selbst erschossen, daran lässt sich nicht rütteln.“
    „Du kannst dir Leonard Kampmann also durchaus mit einer Waffe in der Hand vorstellen?“
    „Ich glaube vielmehr, dass es für jeden Menschen extreme Ausnahmesituationen geben kann. Wir können alle denken und fühlen, aber wenn das Fühlen das Denken beeinträchtigt, kann es schwierig werden. Jedes Individuum kann einen Punkt im Leben erreichen, an dem es von seinen Leidenschaften in eine Sackgasse getrieben wird. Sehr musische Menschen sind in dieser Hinsicht wohl sogar noch etwas anfälliger, könnte ich mir vorstellen. Leonard war zum damaligen Zeitpunkt psychisch bereits stark angeschlagen. Erinnere dich daran, was ich dir erzählt habe: Er wollte Melanie unbedingt zu seiner Frau machen und kämpfte jeden Tag verbissen darum, dass sie sich endlich von mir scheiden ließ, aber sie weigerte sich. Verzweiflung, enttäuschte Liebe, unterdrückte Wut, Eifersucht, was weiß ich. Melanie wird es ihm sicherlich nicht leicht gemacht haben.“
    Sophie konnte deutlich sehen, dass Constantin die Sache noch immer an die Nieren ging. Er wirkte angespannt, und seine Hände waren ständig in Bewegung. Instinktiv beschloss sie, das Thema Leonard Kampmann nun doch zu beenden. Trotz des tiefen Mitgefühls, das in ihr hochstieg, versuchte sie sich wieder an einem leichteren Tonfall. „Hattest du nach Melanies Tod eigentlich … ich meine, hattest du noch andere ernsthafte Beziehungen?“
    „Fragst du mich das jetzt als professioneller Schreiberling oder als meine sehr süße, aber etwas zu neugierige Geliebte?“
    Sie zögerte kurz, erkannte aber in seinen Augen erneut eine leichte Amüsiertheit.
    „Du brauchst mir nicht darauf zu antworten, wenn du es nicht willst“, schickte sie lächelnd hinterher, ohne direkt auf seine Frage einzugehen.
    Seine Mundwinkel hoben sich. „Bevor ich dir begegnete und auf der Stelle restlos verfiel, meine Liebste, war die letzte und einzige ernsthafte Beziehung für mich die zu meiner verstorbenen Frau. Zufrieden? Allerdings soll das jetzt nicht heißen, dass ich die restliche Zeit wie ein Mönch gelebt habe.“
    „Danke, mehr wollte ich auch gar nicht wissen.“
    „Du hättest auch nicht mehr bekommen, Frau von Wenningen. Brennen dir vielleicht noch Fragen zu einem anderen Thema auf der Seele?“
    „Erzählst du mir etwas über dein Engagement für die Kinderdörfer?“
    „Nein.“
    „Aber warum denn nicht?“
    „Weil ich nicht möchte, dass das publik wird. Die Sache hat in deinem Machwerk nichts zu suchen, ist das klar? Mit mir wird es keine Benefizkonzerte oder dergleichen geben. Woher weißt du überhaupt davon?“
    „Von Helen.“
    „Von meiner lieben Schwägerin also, soso. Hör zu, Sophie, was ich jetzt sage, meine ich verflucht ernst. Ich mag all diese berühmten Leute nicht, die sich damit rühmen, wie viel Gutes sie doch mit ihren leicht verdienten Milliönchen so tun. Wenn ich helfen will, dann helfe ich, weil es mir wichtig ist und weil ich es kann und will. Aber ganz bestimmt nicht, um eine zusätzliche Werbung für meine Musik

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