Sophies Melodie (German Edition)
geglaubt, dass du Constantin betrogen hast. Wirklich, das habe ich nie getan!“
„Dann ist ja gut.“ Sophies Puls beruhigte sich wieder etwas. Sie hatte gar nicht bemerkt, wie aufgewühlt sie soeben gewesen war. „Du fragst mich ja gar nicht, warum ich mich dann heimlich mit Roman getroffen habe. Und du fragst auch nicht, warum ich … warum ich in Constantins Sachen herumgeschnüffelt habe.“
Helens Miene blieb unbewegt. „Ich frage dich nicht, weil ich denke, dass es allein deine Sache ist, warum du diese Dinge getan hast. Deine und Connys. Ich nehme an, du hattest deine Gründe, und wenn dich überhaupt jemand danach fragen sollte, dann ja wohl mein lieber Schwager.“
„Er hat mich nie danach gefragt.“
„Ich weiß. Er ist ein Idiot.“
„Das ist er nicht, Helen. Er ist nur …“
„Was? Was ist er denn in deinen Augen?“
Für einen kurzen Moment senkte Sophie ihre Lider. „Wenn ich ehrlich bin, kann ich dir diese Frage nicht mehr beantworten. Ich hielt ihn fast von Beginn an für einen ziemlich empfindsamen Kerl, der seine wahren Gefühle gerne mal hinter einer griesgrämigen, arroganten und manchmal sogar Angst einflößenden Miene versteckt hält. Ich glaube, es hat viel … sein ganzer Kummer und seine innere Zerrissenheit haben letztlich nur mit Melanie zu tun.“
„Mit Melanie?“, fragte Helen zutiefst erstaunt. „Wie kommst du denn darauf?“
„Ich denke, dass er sie unendlich geliebt hat. So sehr, dass er nicht mehr von ihr loskommt, obwohl sie schon so lange tot ist.“
„Entschuldige, aber du redest absoluten Stuss, meine Liebe!“
„Nein, ich befürchte, das tue ich nicht. Alles an ihm, an seinem Verhalten, hat darauf hingedeutet.“
Helens anhaltend verständnisloser Blick ruhte auf dem Gesicht ihrer Freundin – doch dann erfasste sie plötzlich die Situation. Sophies gesamter Kummer breitete sich vor ihrem inneren Auge aus. „Mein Gott, du hast an seiner Liebe gezweifelt“, flüsterte sie bestürzt. „Du hast von Anfang an tatsächlich geglaubt, er würde Melanie weit über ihren Tod hinaus lieben. Du hattest Angst davor, dass er dich niemals so sehr lieben könnte wie sie.“
Sophie blieb stumm, nickte nur.
„Liebes, du irrst dich! Du bist vollkommen auf dem Holzweg.“
„Das glaube ich nicht, Helen.“ Sie schluckte hörbar. „Er hat mich gehen lassen. Er hat mich einfach fortgeschickt. Ich vermute viel eher, dass er tief in seinem Inneren nur noch einen Grund gebraucht hat, um aus der Nummer wieder herauszukommen.“
„Was? Was redest du denn da nur?“ Helen war vollkommen fassungslos. „Sophie, er wollte dich heiraten! Der Kerl war dirvon Beginn an mit Haut und Haaren verfallen. Und er ist es auch heute noch!“
„Nein, Helen. Tut mir leid, wenn ich deine verträumten Vorstellungen zerstören muss, aber das war er nie. Er hat es sich höchstens eine Weile selbst eingeredet, nichts weiter.“ Ihre großen Augen wurden noch eine Nuance dunkler, und ein sanftes Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Er hat eben eine romantische Ader. Sicher, zuerst hat er mich begehrt. Ich habe ihn gereizt. Richtig ist wohl auch, dass er sich ein bisschen in mich verknallt hatte, aber …“
Helen Afra hielt es nun nicht mehr auf ihrem Platz. Sie sprang auf und ging, soweit das in der kleinen Küche überhaupt möglich war, einige Male aufgebracht hin und her. „Moment mal! Was lässt dich eigentlich so sicher sein, dass seine Liebe für Melanie so grenzenlos ist?“
Nach einem tiefen Seufzen berichtete Sophie Helen von ihren Empfindungen, als sie das Foto von Melanies Beerdigung gesehen hatte. Darüber hinaus erzählte sie schließlich auch von ihrem aufschlussreichen Gespräch mit Maria Vargas.
„Das ist nicht wahr!“, stieß Helen angewidert hervor. „Das kann ich einfach nicht glauben!“
„Du wusstest nichts davon? Du hast nicht mitbekommen, dass er Melanie zurückwollte?“
„Nein, zum Teufel! Und ich kann das auch nicht glauben. Das wäre ja … Nein! Niemals!“
„Maria war sich dessen aber ganz sicher, Helen. Sie lebt doch sozusagen mit Conny zusammen.“
Helen ließ sich wieder auf die Bank sinken und lehnte sich zurück. Es war ihr deutlich anzusehen, dass in ihrem Kopf gerade die Hölle los war.
Sophie wunderte sich zwar ein wenig über diese starke Reaktion, beschloss aber in diesem Moment auch, ihr gesamtes Blatt offenzulegen. „Du hast mich nach Roman Herwig gefragt. Er ist Kriminalbeamter und arbeitet schon seit vielen Jahren bei der
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