Sophies Melodie (German Edition)
noch immer über alles liebe. Genauso fühle ich mich. Ich vermisse ihn schrecklich,und das hört einfach nicht auf. Herrje, Helen, ich wäre diesem Kerl wahrscheinlich bis zum Südpol gefolgt, wenn er mich darum gebeten hätte.“
„Constantin geht es auch nicht sonderlich gut.“ Helen schluckte.
Sophies Blick verschleierte sich etwas, aber ihre Augen blieben dieses Mal trocken. Sie hatte ganze Ströme von Tränen vergossen, ohne wirklich Erleichterung zu finden. Seufzend stand sie auf, holte den Tee und schenkte ein. „Das denke ich mir. Ich weiß …“ Sie zögerte.
„Was weißt du?“
„Ich weiß, dass er ein wenig in mich verliebt war. Daran zweifle ich nicht.“
„Er liebt dich noch immer, Sophie. Er ist nur …“
„Hättest du lieber Honig oder Zitrone?“
„Sophie!“
„Warum bist du wirklich hier, Helen? Hat er dich geschickt?“ Helen schaufelte einen Löffel Zucker in ihren Tee, hob dann ihren Blick und sah Sophie direkt in die dunklen Augen. „Nein, er hat mich nicht geschickt. Du weißt auch genau, dass Constantin so etwas niemals tun würde. Ich bin hier, weil ich mich für mein Verhalten dir gegenüber geschämt habe und das endlich klären wollte. Weder Conny noch mein Mann ahnen, dass ich jetzt hier in deiner Küche sitze. Fabian weiß nur, dass ich mich mit einer alten Freundin treffe, mehr habe ich ihm nicht erzählt. Die obligatorischen Aufpasser, die mein Göttergatte und mein Schwager stets um mich wissen wollen, sitzen brav unten in ihrem Wagen und wundern sich wahrscheinlich über mich, aber egal.“
„Ich danke dir für deine Offenheit“, brachte Sophie leise hervor.
Einige Zeit tranken beide Frauen wortlos ihren Tee.
„Was tust du jetzt?“, fragte Helen schließlich.
„Ich arbeite.“
„Das Buch ist ein großer Erfolg, nicht wahr?“ Helen sahsich in der kleinen Mansardenküche um. „Du hast dein Leben noch nicht verändert?“
Sophie lachte kurz und trocken auf. „Weißt du, ich habe mir endlich ein neues Auto geleistet. Mein klappriger alter Renault fiel ja schon auseinander. Aber ansonsten … Nein, ich weiß nicht so recht, wo ich überhaupt anfangen soll. Die ganze Sache ist mir irgendwie noch so fremd.“ Wieder lachte sie. „Da ist plötzlich eine ganze Menge Geld auf meinem Konto, aber mir fällt einfach nicht ein, wofür ich es brauchen könnte. Die meisten Frauen würden mich wahrscheinlich für verrückt erklären, oder?“
Helen lachte ebenfalls. „Ganz gewiss würden sie das tun. Aber du bist halt, wie du bist.“
„Ja, die Bank rückt mir auch schon auf die Pelle. Ständig wollen diese Geldfuzzis mir irgendwelche Kapitalanlagen aufs Auge drücken.“ Sophie schüttelte schmunzelnd den Kopf und hob ihren Becher an die Lippen. Helen tat es ihr nach, und wieder schwiegen sie einige Minuten.
„Ich bin noch gar nicht dazu gekommen, mir den neuen ‚Diskurs‘ zu besorgen“, sagte Helen schließlich.
„Oh, die Kolumne, die du so geliebt hast, habe ich inzwischen dauerhaft an einen Kollegen abgegeben. Ich schreibe nur noch ab und an als freie Mitarbeiterin einige Artikel für das Magazin.“
„Aber du sagtest doch eben noch …“
„Dass ich arbeite, ja.“ Sophie lächelte erneut, doch dieses Mal erreichte das Lächeln auch ihre Augen. „Ich schreibe, Helen. Ich schreibe an einem Roman.“
„Das ist nicht dein Ernst.“ Helen grinste breit.
„Und ob!“
„Das ist ja großartig! Ich gratuliere dir zu dieser Entscheidung. Ich fand immer schon, dass dein eigentliches Talent im Erzählen liegt. Du weißt ja, dass ich deine Kolumne regelmäßig gelesen habe.“
Sophie nickte und schenkte Tee nach. Ihre Miene wurdeplötzlich wieder ganz ernst. „Wie geht es ihm?“, fragte sie so leise, dass Helen sie fast nicht verstanden hätte.
„Es geht ihm nicht gut. Er sieht irgendwie … ungesund aus, ja, ungesund und furchtbar müde.“
„Ist er noch allein?“
„Natürlich ist er das. Was glaubst du denn?“
„Ich weiß nicht … ich …“
Helen legte eine Hand auf Sophies Unterarm. „Wer ist dieser andere Mann, Sophie? Der Mann, der auf Pressefotos so oft an deiner Seite zu sehen ist?“
„Roman Herwig. Er ist ein guter Freund.“
„Du kennst ihn schon lange?“
„Nein, ich kenne ihn erst seit … Wir haben uns erst kurz vor meiner Trennung von Conny kennengelernt.“
„Soso.“
„Soso? Was soll das, Helen? Springst du jetzt auf Connys Zug auf?“
Helens Augen weiteten sich. „Nein! Ich habe nicht eine einzige Minute
Weitere Kostenlose Bücher