Sophies Melodie (German Edition)
Mordkommission. Ich habe mich damals nur mit ihm getroffen,um mehr über Melanies und Leonards Tod zu erfahren. Roman hat damals an dem Fall mitgearbeitet, und Johannes Kramer hatte dieses Treffen für mich arrangiert.“
Wie immer wenn der Name ihres Bruders fiel, legte sich ein Schatten über Helens Gesicht.
Sophie sprach unbeirrt weiter. „So schmerzvoll die Trennung auch für ihn gewesen sein mag – so wie du mir Leonard beschrieben hast, ist sie auch in meinen Augen kein Motiv, das stark genug ist, um diese Mord-Selbstmord-Theorie zu begründen. Mir kam recht schnell der Gedanke, dass dein Bruder entweder gar nicht derjenige war, der abgedrückt hat. Oder es muss da noch mehr gegeben haben, das ihn schließlich derart aus der Bahn geworfen hat.“
„Wie meinst du das?“, fragte Helen atemlos.
„Nun, wenn dein Bruder tatsächlich Melanie und sich selbst umgebracht hat, dann muss der endgültige Auslöser für diese Tat etwas gewesen sein, das ihn wirklich vollständig aus dem Gleichgewicht gebracht hat – zusätzlich zur Trennung, meine ich. Sozusagen der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat, verstehst du?“
Helen nickte und zog dabei die Augenbrauen hoch. „Du meinst, er war ohnehin emotional angeschlagen, nachdem Melanie ihm gesagt hat, dass sie Schluss machen will, und dann kam für ihn sozusagen noch ein Schlag obendrauf.“
„Genau. Ein zusätzlicher Tritt in die – Pardon! – Eier. Da sind schließlich alle Männer empfindlich. Und du hast mir selbst gesagt, dass Leonard alles in allem sehr sensibel veranlagt war.“
Sophie wartete Helens Nicken ab, bevor sie weitersprach. „Jedenfalls ließen mich diese Zweifel plötzlich nicht mehr los. Tja, und dann erfuhr ich von Maria auch noch, dass Constantin offenkundig auf dem besten Weg war, seine Ehe wieder aufleben zu lassen. Wie du dir denken kannst, war ich restlos verwirrt und … verlor ein wenig den Boden unter den Füßen, als mir die Tragweite dieser Information klar wurde.“
Sie sah ihre Freundin unverwandt an. „Melanie hat ihn mehrereMale betrogen, belogen und benutzt – und trotzdem wollte dieser normalerweise so überaus stolze Mann sie zurück. Das kann für mich doch nur bedeuten, dass seine Liebe zu ihr ihn sogar für die eigenen Prinzipien blind und taub werden ließ. Ich kenne das selbst nur allzu gut. Du kannst dir denken, dass es für mich die logische Konsequenz war, wenigstens zu versuchen, herauszufinden, was damals wirklich passiert ist.“
„Du … glaubst doch nicht etwa, dass Conny …“
„Nein, Helen! Nein, um Gottes willen! Ich habe Constantin niemals verdächtigt. Ich hatte höchstens für kurze Zeit Angst davor, dass ich ihn irgendwann verdächtigen könnte. Das ist ein ziemlicher Unterschied.“
„Was hast du bei deinen Recherchen herausgefunden?“, fragte Helen tonlos.
„Leider nicht sehr viel. Eigentlich nichts Verwertbares. Deshalb machte ich auch den letzten und folgenschweren Fehler. Statt endlich mit Constantin Klartext zu reden, log ich ihn an, kramte wie ein schlechter Privatdetektiv in seinen persönlichen Sachen herum und ließ mich dabei zu allem Überfluss auch noch von ihm erwischen.“
„Oh Sophie!“
„Ja.“
„Warum hast du ihm dein Verhalten danach nicht erklärt?“
„Wie gesagt, er ließ mir dazu keine Chance mehr. Außerdem … fühlte ich mich unbestreitbar schuldig. Mein schlechtes Gewissen gab ihm recht. Die Fakten liegen doch klar auf der Hand. Ich zweifelte an seiner Ehrlichkeit, verschwieg ihm wichtige Dinge, und ich hinterging ihn tatsächlich, wenn auch nicht unbedingt auf die Weise, die er vermutete. Viele seiner ausgesprochenen und auch unausgesprochenen Anschuldigungen waren durchaus berechtigt. Ich war diejenige, die versagt hatte, Helen.“
Eine ganze Weile sahen sich die Frauen an. In Sophies Augen brannten bereits Tränen, aber sie unterdrückte sie erneut in letzter Sekunde.
Helen seufzte. „Das ist alles so traurig.“
„Ja, das ist es. Sag mal, du hast doch immer Bodyguards in deiner Nähe, wenn du das Haus verlässt. Selbst ich hatte schon welche – ohne es allerdings zu ahnen.“
„Und?“
„Hatte Melanie keine Aufpasser?“
„Selten. Eigentlich nur zu offiziellen Anlässen. Sie hat sich stets dagegen gesträubt, und Conny hat ihr meistens nachgegeben. Weißt du, damals war das alles auch noch ein bisschen unkomplizierter. Die Presse war noch nicht ganz so penetrant. Natürlich musste man geschickt vorgehen, aber
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