Sophies Melodie (German Edition)
irritierende Art gleichzeitig von kraftstrotzender Energie und von zarter Empfindsamkeit. Seine meerfarbenen Augen waren von der faszinierenden Klarheit, die ihr auch jetzt wieder den Atem raubte.
Der anhaltende Schmerz in ihrer Brust wurde drängender. Sophie klappte die Hülle auf und nahm zum ersten Mal die silbern glänzende CD heraus. Wie an einer unsichtbaren Schnur gezogen, ging sie mit dem Tonträger in der Hand hinüber zu ihrer Stereoanlage. Als schließlich Constantins dunkler einschmeichelnder Bariton erklang und von glühender Leidenschaft und seiner unendlichen Liebe zu einer Frau namens Sophie erzählte, schob sie ihre Hände unter den Bund ihresüberlangen und sehr weiten Strickpullovers. Auch wenn es schon fast an ein Wunder grenzte, wusste sie, dass sie es nur diesem lässigen Kleidungsstück zu verdanken hatte, dass ihr Geheimnis vor Helen verborgen geblieben war. Hingebungsvoll streichelte sie ihren schwellenden Bauch. Dann ließ sie sich auf dem Teppich nieder, rollte sich wie eine Katze zusammen und gab sich zum ersten Mal seit Monaten vollkommen der geliebten Stimme hin.
„Sie ist schwanger! Verdammt, sie ist schwanger, Fabian!“
Helen setzte sich jäh im Bett auf und starrte entgeistert ihren Mann an, der ihren eindringlichen Blick leicht verständnislos erwiderte. Langsam ließ er das Buch sinken, in dem er gelesen hatte. Auch er setzte sich nun auf. Es war offensichtlich, dass Helen gerade eine Eingebung gehabt haben musste, die sie fassungslos und äußerst aufgewühlt zurückließ.
„Von wem sprichst du, Schatz?“, fragte Fabian betont sanft.
Helen strich ihr schulterlanges Haar zurück. Über ihrer Oberlippe hatte sich ein feiner Schweißfilm gebildet. „Ich fasse es nicht! Ich Idiotin! Wie konnte mir das vorhin nur entgehen? Weißt du, ihr Haar ist ein gutes Stück länger geworden – sie sah irgendwie anders aus. Fraulicher, weicher. Ja, ich dachte, das liegt nur an diesen Haaren, aber jetzt ist mir plötzlich ein Licht aufgegangen. Sie ist schwanger! Sophie ist schwanger! Conny wird Vater, Fabian! Und er hat nicht die geringste Ahnung davon.“
Fabians Augen weiteten sich. Helen zitterte, und das veranlasste ihn sofort, sie in seine Arme zu ziehen. „Sophie … schwanger? Beruhige dich erst einmal, mein Schatz. Erzähle mir in Ruhe, wie du darauf kommst, zum Teufel.“
Helen sortierte einen Moment ganz bewusst ihre Gedanken, doch dann berichtete sie Fabian recht flüssig von ihrem Besuch bei Sophie. Fabian Afra hörte seiner Frau ruhig und geduldig zu, dann streichelte er ihr noch einmal über das Haar, entließ sie behutsam aus seinen Armen und schob seine Deckezurück. Schließlich stand er auf, um einige Male vor dem Hotelbett auf und ab zu laufen.
„Conny muss das erfahren. Ich werde gleich morgen wieder zu ihm fliegen. Das können wir ihm unmöglich am Telefon erzählen.“
„Nein!“ Helen sprang nun ebenfalls aus dem Bett und hob erschrocken ihre Hände in die Luft. „Nein, Fabian, bitte nicht!“
Mit zwei Schritten kam er zu ihr und umfasste mit seinen Händen ihre Schultern. „Wenn mein Bruder tatsächlich Vater wird, muss er das sofort erfahren, Helen! Darüber kann es überhaupt keine Diskussionen geben.“
Helen schluckte. „Du hast … natürlich recht, Fabian, aber … sie hat es mir nicht gesagt. Sie wollte offensichtlich nicht, dass ich es erfahre. Verstehst du denn nicht, was das bedeutet?“
„Oh doch! Im Klartext heißt das, sie will verhindern, dass Conny es erfährt.“ Fabians Gesichtsausdruck verhärtete sich. „Er ist mein Bruder, Helen. Ich werde ihm das auf keinen Fall verschweigen.“
„Ja, ja, er ist dein Bruder! Dein heiß geliebter und unfehlbarer Bruder! Ich kenne deine verblendete Einstellung zur Genüge.“
Er fühlte sich verletzt, auch wenn er an ihrer Miene erkannte, dass der Ausbruch ihr sofort leidtat. „Ich halte ihn weiß Gott nicht für unfehlbar, Helen“, sagte er leise.
„Ja, ich weiß, es tut mir leid. Ich weiß doch, dass du ihn einfach nur liebst. Ich habe ihn ja auch sehr gern, aber … Fabian, ich will das einfach nicht über Sophies Kopf hinweg entscheiden. Sie ist die Hauptbetroffene. Es muss ihre Entscheidung bleiben, wann sie es Conny mitteilt, findest du nicht?“
„Komm her“, flüsterte Fabian. Er wollte sie an sich ziehen, aber Helen versteifte sich und löste sich recht schnell wieder aus seiner Umarmung. Seufzend sah er ihr in die Augen. „Gut. Wir reden zuerst mit Sophie. Gemeinsam, Helen!
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