Sophies Melodie (German Edition)
schwanger!“
„Ich habe dich sehr gut verstanden.“
Fabian beruhigte es fast ein wenig, dass zumindest die Stimme seines Bruders heiserer klang als üblich. Auch er erhob sich jetzt wieder. „Himmelherrgott, Constantin! Sie kriegt ein Kind von dir!“
„Soso, von mir also?“
Der beißende Sarkasmus, mit dem Constantin diesen Satz hervorpresste, ließ Fabian leicht zusammenzucken. „Sag mal, bist du jetzt vollkommen … Sie ist bereits am Ende des sechsten Monats, du Holzkopf!“
Constantins linker Mundwinkel zuckte. Er wandte sich von Fabian ab, nahm einen letzten tiefen Zug und drückte die Zigarette schließlich in einem graublauen Aschenbecher aus.
„Lass mich allein“, bat er nach einem endlosen Moment des Schweigens mit anhaltend heiserer Stimme. Ohne sich noch einmal zu seinem Bruder umzudrehen, wartete er darauf, dass dieser den Raum verließ. Erst dann erlaubte er sich, das Gesicht in seinen Händen zu vergraben.
Sophie versuchte zu arbeiten, aber es gelang ihr nicht. In jeder Sekunde, die verstrich, rechnete sie mit einer Reaktion von Constantin, und das war so aufreibend, dass sie kaum noch einen klaren Gedanken fassen konnte. Ihr war klar, dass Fabian inzwischen mit ihm gesprochen haben musste, und das Warten auf was auch immer zerrte quälend an ihren angegriffenen Nerven. Als das Telefon klingelte, zuckte sie heftig zusammen. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie sich dazu entschließen konnte, den Hörer in die Hand zu nehmen und sich zu melden.
„Guten Morgen, mein Schatz!“
„Mama!“
„Alles in Ordnung? Du klingst so angestrengt.“
„Nein, alles okay. Ich habe nur gearbeitet und …“
„Oh, entschuldige, meine Kleine, ich wollte dich nicht stören.“
„Du störst mich doch nie, Mama. Was gibt es denn?“
„Ich wollte nur hören, wie es dir geht. Wir haben schon zwei oder drei Tage nichts mehr voneinander gehört. Ich werde dann immer unruhig. Du kennst mich doch.“
Sophie lächelte in den Hörer. „Mir geht es gut, Mama. Mach dir keine Sorgen.“
„Isst du auch vernünftig? Du musst aufpassen, dass du nicht unterzuckerst. Der Blutdruck ist während einer Schwangerschaft sowieso oft zu niedrig.“
„Aber natürlich esse ich ausreichend, und außerdem betrifft die Sache mit dem niedrigen Blutdruck wohl eher die ersten Monate einer Schwangerschaft, wenn ich mich richtig entsinne. Seit wann hast du denn so mütterliche Anwandlungen?“
„Ärgere mich nicht, Sophie. Ich werde schließlich bald Oma, da muss man ja ein bisschen gesetzter werden, nicht wahr?“ Judith von Wenningen lachte hell auf. Offensichtlich amüsierte sie sich königlich über die eigene Bemerkung. „Was machst du am Sonntag? Ich könnte dich ein bisschen bekochen, was meinst du dazu? Bring doch Roman mit, ja?“
„Mama, ich …“
„Was ist los? Hast du dich etwa mit Roman gestritten?“
„Nein, wir haben uns nicht gestritten. Nur, du sollst nicht immer so tun, als wäre er dein Schwiegersohn in spe, Mama. Er ist ein guter Freund von mir, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Sieh das endlich ein, du alte Kupplerin.“
Auch Sophie lachte jetzt. Ihre Mutter hatte einen Narren an Roman Herwig gefressen, und das ließ sie auch bei jeder sich bietenden Gelegenheit durchblicken. Sophie konnte es ihrer Mutter nicht übel nehmen. Sie selbst wünschte sich ja auch, dass sie sich in Roman und nicht in Constantin Afra verliebt hätte. Ihr Leben würde so viel einfacher verlaufen.
„Was ist nun mit Sonntag?“, hakte ihre Mutter nach.
„Ich weiß es wirklich noch nicht. Ich … habe im Moment sehr viel zu tun. Kann ich dich deshalb noch einmal anrufen?“
„Na gut, Kind, aber melde dich bei uns, wenn irgendwas nicht stimmt, hörst du? Ich finde wirklich, du klingst eigenartig.“
„Mama!“
„Ist ja schon gut. Ich lass dich in Ruhe. Bis bald, mein Engel. Ach ja, Hannes lässt dich grüßen.“
Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen wandte sich Sophie wieder ihrem Computer zu, nachdem das Gespräch beendet war. Ihre Mutter hatte es immerhin geschafft, sie ein bisschen aufzumuntern.
„Ach, ich bringe heute ja sowieso nichts Brauchbares zustande“, sagte sie laut zu sich selbst, bevor sie entschlossen den Computer herunterfuhr. Sie wollte gerade in die Küche gehen, um sich eine Tasse Tee aufzubrühen, als es an der Wohnungstür klingelte. Vollkommen erstarrt stand sie einen Augenblick da und versuchte ihre Atmung wieder unter Kontrolle zu bringen. Ihr Herz schlug ihr augenblicklich
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