Sophies Melodie (German Edition)
ihre Liebe schon gestorben war. Nein, das werde ich sicherlich niemals tun.“
Unter seiner linken Schläfe zuckte ein Muskel. Ihre Worte hatten ihn tief getroffen, aber er ging nicht darauf ein. „Denk in Ruhe darüber nach“, sagte er stattdessen noch einmal. Dann wandte er sich ab und ging in den Flur.
Sophie folgte ihm. An der Tür drehte er sich noch einmalzu ihr um, aber er hatte bereits die dunkle Sonnenbrille aufgesetzt, und sie konnte seine Augen nicht mehr erkennen. „Pass auf dich und das Kind auf. Ich melde mich in den nächsten Tagen bei dir, okay?“
Alles, was sie jetzt noch fertigbrachte, war ein Nicken. Dann war er fort.
Nach einer schlaflosen Nacht telefonierte sie gleich am nächsten Morgen mit Helen. Sophie hielt vor ihrer Freundin nichts zurück und erzählte ihr alles.
„Du solltest es tun, wenn du mich fragst“, sagte Helen schließlich.
„Sag mal, spinnst du? Der Mann ist doch komplett verrückt, Helen! Er ist selbstgerecht, egozentrisch und unerträglich arrogant. Niemals würde ich meinem Kind zumuten, mit dieser mürrischen und ungehobelten Kreatur in einem Haus leben zu müssen.“
„Erstens, ja, du hast mit deiner kleinen, allerdings äußerst lückenhaften Charakterbeschreibung durchaus ins Schwarze getroffen. Conny ist beileibe kein einfacher Zeitgenosse, aber du hast auch keine Ahnung, wie herzzerreißend süß und liebevoll dieser mürrische und ungehobelte Kerl mit Kindern umgeht, meine Liebe.“
Sophie schnaubte verächtlich. Es kostete sie einige Mühe, sich von Helens Einwand nicht beeindrucken zu lassen, denn tief in ihrem Herzen wusste sie natürlich, dass Constantins Schwägerin die Wahrheit sagte. Sie hatte ja selbst am eigenen Leib erfahren, wie liebevoll und zärtlich dieser Mann sein konnte. „Und zweitens? Du warst noch nicht fertig, Helen.“
„Und zweitens liebst du diesen schrecklichen Mann. Du liebst ihn doch genau so, wie er ist, nicht wahr?“
Eine Weile schwiegen sie. Als Sophie schließlich wieder zu sprechen begann, klang ihre Stimme hörbar angeschlagen. „Gerade deshalb kann ich ihn ja auch nicht heiraten. Ich liebe ihn viel zu sehr. Okay, er hat mir ohnehin schon mein Herz gebrochen,aber ich könnte nicht noch mehr ertragen. Als er gestern hier bei mir war … Er war so schrecklich kalt und herzlos, Helen. Er hat mich voller Geringschätzung und Verachtung angesehen. Nein, ich könnte das wirklich nicht ertragen. Nicht jeden Tag – keinen einzigen Tag.“
„Ich weiß, du glaubst mir ja sowieso nicht, aber ich sage dir trotzdem noch einmal, dass ich fest davon überzeugt bin, dass Constantin dich ebenso verzweifelt liebt wie du ihn. Mach jetzt keinen Fehler, hörst du?“
„Ha, Liebe! Von wegen!“ Sophies Lachen klang bitter. „Wenn du unsere letzten beiden Begegnungen mitbekommen hättest, würdest du so was nicht sagen. Er hat mich auf übelste Weise beschimpft und erniedrigt. Seine Liebe gehörte nur einer einzigen Frau – und die ist schon seit Jahren tot.“
„Du irrst dich, mein Herz, du irrst dich gewaltig.“
„Nein.“
„Warum kämpfst du nicht endlich um ihn? Ich habe dich als eine starke und unabhängige Frau kennengelernt, die ihm die Stirn geboten hat. Warum gibst du auf? Du trägst die stärkste Waffe doch in dir.“
Sophie schluckte ihre Tränen herunter. Es war lächerlich, dass sie neuerdings bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu weinen begann. „Weil ich nur kämpfe, wenn ich auch eine Chance auf einen Sieg sehe. Ich will ihn nicht um jeden Preis, und ich eigne mich auch nicht als Ersatz. Abgesehen davon ist mein Kind keine Waffe, Helen.“
„Ach, so habe ich das doch nicht gemeint. Glaub mir doch endlich! Ich habe dir schon einmal gesagt, dass ich ihn schon fast mein ganzes Leben lang kenne. Wenn du stets um ihn herum bist, wird er sich nicht … Meine Güte, Sophie, du hättest doch damit die Chance, bei ihm sein zu können, Herrgott! Also, wenn man einen Menschen so sehr liebt, wie du Constantin liebst, dann will man doch genau das, nicht wahr? Man will immer bei ihm sein.“
Helens Geduld ging langsam zu Neige. Sie konnte nichtverstehen, dass zwei Menschen sich so schrecklich dumm verhalten konnten, wie Sophie und ihr Schwager es schon seit Monaten taten. Sie war so aufgebracht, dass sie zunächst gar nicht mitbekam, dass es am anderen Ende der Leitung plötzlich vollkommen still blieb. „Sophie, bist du noch dran?“
„Ja.“ Es war nur ein Flüstern, kaum zu hören. „Warte, gib mir eine Minute
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