Sophies Melodie (German Edition)
Suite abgestellt, bevor er mit einem breiten Lächeln im Gesicht wieder verschwunden war. Für einen winzigen Moment spielte sie ernsthaft mit dem Gedanken, ihre Koffer zu schnappen und sogleich wieder die Flucht zu ergreifen, denn sie fühlte sich plötzlich auf eine merkwürdige Weise vollkommen verloren. Es dauerte noch mehrere Minuten, bevor sie ihre Jacke auszog und sich seufzend in einen der beiden ausladenden Sessel fallen ließ. Für einen Moment schloss sie erschöpft die Augen.
Man hatte ihr bereits bei ihrer Ankunft im Brehlow mitgeteilt, dass Constantin zurzeit nicht im Haus sei. Das Hotelpersonal sei von ihm angewiesen worden, ihr jeden Wunsch zu erfüllen. Auch darüber informierte sie der charmante Portier. Der gute Mann konnte natürlich nicht ahnen, dass sie eigentlich nur noch den Wunsch hatte, endlich in Ruhe mit Constantin zu sprechen. Bei diesem Gedanken lachte Sophie bitter auf.
Du wirst dich noch wundern, Constantin Afra! Ich werde schon aufpassen, dass mein gesamter Lebensinhalt nicht allein darin bestehen wird, auf ein kleines Lächeln oder gar ein freundliches Wort von dir zu hoffen.
Sie war so in ihren Gedanken gefangen, dass sie das leise Geräusch des Fahrstuhls der Suite zunächst überhörte. Erst als sich die Türen flüsternd öffneten, sah sie auf.
„Hast du schon gegessen?“, fragte er ohne weitere Begrüßung.
„Hallo, Constantin. Ja, ich habe gegessen.“
„Gut.“ Sein Blick richtete sich auf ihr Gepäck. „Ich werde deine Sachen in das zweite Schlafzimmer stellen, aber du solltest nur das Notwendigste auspacken. Gleich morgen fliegen wir erst einmal zurück nach Kellan Manor.“
„Morgen schon? Aber ich …“
„Was?“, fragte er barsch.
Sophie räusperte sich und erhob sich von ihrem Sessel. „Ich hoffe, du wirst meinen Wünschen entsprechen, hier in Hamburg zu heiraten und auch das Kind hier zur Welt zu bringen. Ich bin bei einem sehr guten Gynäkologen in Behandlung, zu dem ich vollstes Vertrauen habe. Er hat eine kleine Privatklinik, die von hier aus schnell erreichbar ist und Diskretion gewährleistet. Im Übrigen bin ich dort bereits seit Wochen zur Geburt angemeldet.“
„Gib mir seinen Namen und die Anschrift, ich werde das überprüfen lassen. Wenn der Arzt und seine Klinik mir ebenfalls zusagen, habe ich keinerlei Einwände. Mir war natürlich klar, dass du hier in Hamburg heiraten willst, schon allein wegen deiner Familie. Der Termin ist allerdings erst in zwei Wochen, und bis dahin möchte ich noch einmal nach Kellan Manor. Die Trauung wird dann hier im Hotel stattfinden, und wir werden rechtzeitig wieder zurück sein.“
„Hier?“
„Ja. Das Standesamt hat sich bereit erklärt, einen Beamten hierher zu schicken, um die … Formalitäten abzuwickeln. Tom hat heute alles für uns organisiert, und Clemens Brehlow stellt uns dafür einen Raum zur Verfügung, der für die anderen Gäste des Hotels nicht zugänglich ist. Nach der Hochzeit kannst du dich dann hier in Ruhe auf die Geburt vorbereiten. Nach meinen Informationen dürfte das Fliegen für dich zurzeit noch kein Problem darstellen, also wirst du mich morgen nach Kellan Manor begleiten.“
„Sprich bitte nicht in diesem Befehlston mit mir. Ich werde dich heiraten, aber ich bin nicht deine Leibeigene oder irgendeine Angestellte.“
Verlegen räusperte er sich, aber sein Blick blieb eisig. „Es wird mir stets ein Bedürfnis sein, deine Wünsche zu respektieren“, erwiderte er schroff. Mit einem vielsagenden Lächeln auf den Lippen wandte er sich von ihr ab, griff nach ihren Koffern und ließ sie stehen.
Der Flug verlief ruhig. Constantin setzte sich ihr zwar gegenüber, verschanzte sich dann aber überwiegend hinter einigen Zeitungen. Sie hatten schon den ganzen Morgen nur sehr wenig miteinander gesprochen, und daran änderte sich auch jetzt nichts.
Sophie klappte kurz entschlossen ihr Notebook auf und begann zu arbeiten, damit sie nicht untätig herumsaß und damit den Eindruck erweckte, auf ein Gespräch aus zu sein. Dennoch war sie heilfroh, als die Maschine auf dem Flugfeld von Kellan Manor ausrollte und sie kurz darauf endlich zu Jesse in den Geländewagen steigen konnten.
Es war ein merkwürdiges Gefühl, wieder in seinem Haus zu sein.
Befremdend – und doch fühlte sie sich, als sei sie nach einer langen Reise endlich wieder zu Hause angekommen. Nun stand sie in ihrem alten Zimmer und starrte auf das herrliche Bett. Ihre Koffer waren bereits hereingebracht worden. Gerade
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