Sophies Melodie (German Edition)
… ich melde mich gleich noch einmal bei dir, okay? Geh nicht vom Telefon weg, Helen.“
„Ja, ja, okay. Ich warte.“
Ganz langsam ließ Sophie den Hörer sinken und starrte in die Stille ihres kleinen Wohnzimmers hinein. Helen hatte etwas ausgesprochen, das sich auch ihr in der vergangenen Nacht immer wieder aufgedrängt hatte. Mit der Kraft ihres Verstandes hatte sie sich wiederholt dagegen zur Wehr gesetzt, da ihr dieser Gedanke zwar verlockend, aber auch viel zu gefährlich erschienen war. Es war eigenartig, diese Sichtweise von einem anderen Menschen serviert zu bekommen wie ein leckeres Stück Torte nach einer wochenlangen Diät. Plötzlich wurde es ihr unmöglich, diesen Aspekt auch weiterhin zu ignorieren.
Ja, sie würde wieder bei ihm sein können, wenn sie sich dazu entschließen konnte, ihn tatsächlich zu heiraten. Allein die Aussicht darauf, jeden Tag in seiner Nähe zu sein, war schlicht berauschend. Sie liebte ihn – und sie vermisste ihn unsäglich. Sie konnte sich nicht im Entferntesten vorstellen, wie es sein würde, ihn ständig um sich zu haben und nicht berühren zu dürfen, aber damit würde sie schon fertig werden. Doch dann hörte sie plötzlich den eigenen verrückten Gedanken zu.
„Stopp!“, sagte sie laut zu sich selbst, aber es half nichts mehr. Es war bereits zu spät. Ihr Herz hatte eine einsame Entscheidung getroffen, ohne ihren Verstand auch nur noch einmal zu Wort kommen zu lassen. Gefasst und innerlich nun vollkommen ruhig wählte sie erneut Helens Nummer.
Erwartungsgemäß war Constantins Schwägerin sofort am Apparat. „Ja?“
„Ich werde es tun, Helen. Ich werde ihn heiraten.“
Am folgenden Nachmittag meldete sich Constantin telefonisch bei ihr. „Hast du eine Entscheidung getroffen?“, fragte er mit sonorer Stimme, nachdem sie sich gemeldet hatte.
Sophie schüttelte den Ärger darüber ab, dass er es seinerseits nicht für notwendig hielt, sich ebenfalls mit Namen zu melden oder auch nur eine kurze Begrüßung von sich zu geben. „Ja, habe ich.“
„Und?“
Sie holte tief Atem. „Ich werde, zum Wohle unseres Kindes, dein Ange… deinen Antrag annehmen.“
Einen Moment lang blieb es still in der Leitung, doch dann hörte sie wieder seine Stimme. „Gut. Pack deine Sachen. Ich schicke dir morgen einen Wagen.“
„Moment mal, Conny, ich brauche noch mindestens eine Woche, bevor ich alles organisiert habe.“
„Wenn du meinst, dass das nötig ist, bitte. Brauchst du Hilfe?“
„Äh, nein, aber ich …“
„Alles Weitere besprechen wir, wenn du hier bist. Ich erwarte dich dann am nächsten Freitag hier im Brehlow.“ Damit legte er auf.
Sophie konnte sich ein bitteres Lachen nicht verkneifen. „Du bist wirklich ein Liebchen, Constantin Afra!“, murmelte sie, dann legte auch sie ihren Hörer auf.
„Du wirst bitte schön was tun?“ Roman Herwig war völlig außer sich.
„Ich sagte, ich werde den Vater meines Kindes heiraten, Roman.“
Fest legte er die Hände um ihre Schultern. „Wo ist nur dein Stolz geblieben, Rehauge?“
„Ich liebe ihn.“ Ihre Augen füllten sich schon wieder mit Tränen, und sie hasste das. Wütend wischte sie sich mit beiden Handballen gleichzeitig über die Lider.
Romans Gesichtszüge wurden weich, und er zog sie in seineArme. „Ich weiß ja, Kleines, ich weiß.“ Einige Zeit hielt er sie an sich gedrückt. „Hör zu, wenn er … wenn es nicht klappen sollte, dann fackel nicht lange rum und komm zurück. Halte nicht zu viel aus, versprich mir das. Du musst an das Baby denken.“
Sophie nickte. „Versprochen. Roman, du wirst doch trotzdem mein Freund bleiben, oder?“
„Wenn du mich brauchen solltest, bin ich immer für dich und dein Baby da, mach dir darüber keine Sorgen. Ein Anruf genügt, und ich werde dich mit klappernden Säbeln aus seiner Festung befreien. Dein zukünftiger Ehemann wird sich zu gegebener Zeit damit abfinden müssen. Ob es ihm nun passt oder nicht.“
Unter Tränen lächelte sie zu ihm auf. „Mein Held.“
„Darf ich dir trotzdem sagen, dass es mir schwerfällt, deine Entscheidung zu verstehen?“
„Natürlich darfst du das, Roman.“
„Wenn du recht hast mit deiner Vermutung, dass Melanie Afra seine einzige Liebe war, bist du als Person und als Frau nicht wirklich wichtig für ihn, sondern nur dein Kind.“
„Das ist mir bewusst.“
„Es ist noch nicht lange her, da hast du gesagt, du könntest genau das nicht aushalten. Du wolltest in seinem Leben doch niemals die zweite
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