Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SOS - die Erde erkaltet

SOS - die Erde erkaltet

Titel: SOS - die Erde erkaltet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmond Hamilton
Vom Netzwerk:
Ziegelhäuser. Und die erste Person, die er sah, war eine finsterblickende alte Frau, die, in einen Schal gehüllt, mit verschränkten Armen auf ihrer Veranda stand.
    »Ich werde mein Haus nicht verlassen«, fuhr sie Kenniston an, ehe er noch sprechen konnte. »Mein ganzes Leben habe ich in diesem Haus verbracht, und vor mir meine Mutter ebenfalls; ich werde es jetzt nicht verlassen.« Sie schnaubte verächtlich. »So eine Idee – eine ganze Stadt läuft davon, nur weil es ein wenig kalt wird!«
    Kenniston sah entsetzt, wie ein kleines Mädchen von sechs Jahren aus dem Fenster zu ihm herausguckte.
    »Ist das Ihre Enkelin?« fragte er. »Hören Sie mal. Sie wird in einigen Tagen tot sein. Erfroren wie ein Stein, wenn Sie jetzt nicht mitkommen und das Kind und Ihre warmen Kleider und Decken mitbringen.«
    Die alte Frau im Schal starrte ihn an. Dann fragte sie, und ihre Stimme klang plötzlich nachgiebig: »Wohin sollen wir gehen?«
    Er eilte die Straße entlang weiter. Ein griesgrämiger alter Mann wurde in einem Rollstuhl von zwei Männern herausgetragen. Wütend schlug er mit seinem Stock nach ihnen.
    »Gottverdammte Narretei!« fluchte er. Man packte die Nachzügler in die wartenden Autobusse und lud ihre Habseligkeiten hastig auf. Dann raste Kenniston wieder zum Platz zurück. Seine Uhr zeigte schon elf Uhr zehn, und er wußte, daß sie bei weitem noch nicht fahrbereit waren.
    Auf dem Platz unter der großen Sykomore schwang ein hagerer großer Mann mit brennenden Augen eine Bibel und schrie für sich allein: »Weltenende – Strafe für die Sünden …«
    Lauber, der für die Abfertigung der Lastwagen verantwortlich war und den McLain zum Leiter der Karawane des ersten Bezirks unter Kennistons Oberkommando bestimmt hatte, kam zu ihm gelaufen, als er die Süd-Jefferson-Straße erreichte. »Diese Leute sind ja verrückt«, keuchte er. »Die bereits hier sind, wollen sofort losfahren – und dabei wissen sie nicht einmal den Weg!«
    Kenniston sah, daß die Polizei etwas weiter südlich eine Barrikade aus großen Lastwagen quer über die große Straße gelegt hatte. Wagen drängten mit dröhnenden Motoren dagegen, die Fahrer schrien und ließen ihre Hupen in einem ohrenbetäubenden Chor ertönen. Panik! Als der Bürgermeister die Nachricht übers Radio bekanntgegeben hatte, war es allen klar gewesen, daß diese Gefahr bestand. Sie hatten es trotzdem wagen müssen, denn nur echte Angst konnte die Bevölkerung veranlassen, ihr Heim, das sie ein Leben lang bewohnt hatte, aufzugeben. Aber wenn die Sache überhand nahm … Er fuhr die Linie entlang und schrie: »Aufstellen. In Reihen aufstellen! Wenn ihr die Straße verstopft, werdet ihr zurückbleiben!«
    Kenniston, der nun trotz der eisigen Kälte schwitzte, sandte ein Stoßgebet zum Himmel, daß die drohende Panik nicht in Gewalttätigkeiten ausarten möge. An der Spitze der drängenden, lärmenden Horde entdeckte er Bürgermeister Garris.
    »Sollten wir nicht losfahren?« rief er Kenniston über das Getöse von Hupen und Motoren hinweg zu. »Hier scheint doch alles bereit zu sein!«
    »McLain hat den Befehl über die Transporte, und wir müssen uns an seine Anweisung halten!« schrie er zurück.
    »Wenn diese Leute losbrechen …« begann der Bürgermeister. Er hielt inne. Über den kreischenden Hupen und donnernden Motoren erhob sich ein neuer Ton. Ein fernes, geisterhaftes Winseln, ein Ruf von weit her, der zu einem heiseren, gewaltigen Heulen anschwoll. Die Autohupen und die schreienden Stimmen aus den Wagen verstummten. Nur das Geräusch der Motoren bildete den Hintergrund zu dem nicht endenwollenden Heulen, das wie ein Grabgesang über Middletown ertönte.
    »Die Sirene der Reifenfabrik!« schrie Lauber. »Das ist das Signal!« Kenniston fuhr mit dem Jeep holpernd vor. »Gut, laßt diese Lastwagen anrollen! Aber haltet die Leute hinter ihnen in der Reihe. Duldet kein ungeordnetes Drauflosstürmen!«
    Die großen Diesel, die den Weg verbarrikadierten, begannen zu schnauben und rattern und setzten sich dann in Fahrt. Kennistons Jeep bog an die Spitze ein, aber im Nu drängten andere Wagen nach und versuchten zu überholen.
    »Lassen Sie die Laster zu dritt nebeneinander voranfahren«, rief er Lauber zu. »Das wird die nachfolgenden Wagen davon abhalten, außen herumzufahren!«
    Hinunter ging es die Jeffersonstraße, vorüber an den alten Häusern, deren Türen sorgfältig verschlossen und versperrt waren. Vorbei an der Homestraße, an den toten Fabriken; dann

Weitere Kostenlose Bücher