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SOS Kinderseele: Was die emotionale und soziale Entwicklung unserer Kinder gefährdet - - und was wir dagegen tun können (German Edition)

SOS Kinderseele: Was die emotionale und soziale Entwicklung unserer Kinder gefährdet - - und was wir dagegen tun können (German Edition)

Titel: SOS Kinderseele: Was die emotionale und soziale Entwicklung unserer Kinder gefährdet - - und was wir dagegen tun können (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Winterhoff
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Kinder, die zu Beginn des Anfangsunterrichts noch eine rasante Entwicklung zu nehmen scheinen, bleiben dennoch auf Dauer nur unterdurchschnittliche Rechtschreiber. Enttäuschte Eltern berichten immer wieder davon. Inzwischen gibt es Untersuchungen, die die Erfahrungen der Eltern bestätigen. Die Professorin Agi Schründer-Lenzen beschreibt in ihrem Buch zum Schriftspracherwerb zahlreiche Ergebnisse aus der Wissenschaft, die bestätigen, was viele Eltern nur vermuten können: Nach ›Lesen durch Schreiben‹/›Spracherfahrungsansatz‹ und ›Freies Schreiben‹ unterrichtete Kinder erzielen oft recht bald schon verblüffende Lese- und Schreibleistungen, die aber offenbar nicht tragfähige Grundlagen für den weiteren Lernprozess sind – und es auch nicht sein können. Hinzu kommt, dass diese Kinder auch weiterhin fortwährend in methodischer Hinsicht nur einseitig bedient werden und so in einen Rückstand geraten, der ohne rechtzeitige Hilfe nicht wettgemacht werden kann. Wenn ihre speziellen Schwächen unbemerkt bleiben und nicht rechtzeitig, d. h. bis spätestens in der zweiten Klasse, Fördermaßnahmen eingeleitet werden, kann die unterlassene Hilfeleistung zu irreversiblen Schäden führen. Dabei könnte den Kindern in den allermeisten Fällen geholfen werden, wenn die Lese-Rechtschreib-Schwächen beziehungsweise -Störungen, die auch schon einmal durch eine ungeeignete Unterrichtsmethode verursacht sein können, erkannt würden. Lehrerinnen der neuen Methoden ziehen es indes noch über lange Zeit hinweg vor – oft bis in die dritte Klasse hinein –, die Eltern zu vertrösten, sie reden von ›Entwicklungsverzögerungen‹ bei den Kindern und prophezeien, die Schwierigkeiten würden sich bald ›auswachsen‹.« 10
    Bewiesen ist bisher nichts, sicher scheint nur eines: Auf dem Gebiet der Rechtschreibung hat sich nichts verbessert, im Gegenteil, die Fähigkeiten sind durch solche Modelle eher noch zurückgegangen. Die Klagen von Ausbildern und Personalchefs in Unternehmen über die unzureichenden Kenntnisse auf diesem Gebiet sind so zahlreich wie eindeutig. Und die Misere führt sogar dazu, dass große Firmen enorme Summen investieren, um ihren Nachwuchs in Orthografie und Mathematik einigermaßen auf Kurs zu bringen.
    Das alles ist überhaupt kein Wunder, wenn man sich klarmacht, dass auch das Erlernen der Rechtschreibung nach dem gleichen Muster funktioniert wie die gesamte kindliche und jugendliche Entwicklung: Dinge werden gelernt, eingeprägt und abgespeichert. Lernt nun das Kind ohne Korrektur von außen ständig falsche Schreibweisen von Wörtern, so wird es genau diese falschen Schreibweisen abspeichern und später regelmäßig einsetzen. Da hilft kein pädagogisches Geschwurbel, sondern das ist hirnorganische Realität, so funktionieren einfach unsere Nervenzellen.
    Versuche ich beispielsweise, mir das Tennisspielen selbst beizubringen, wird es dazu führen, dass ich falsche Bewegungsabläufe einübe. Es bedürfte dann der Spiegelung von außen durch einen Trainer, um das falsch Gelernte wieder zu korrigieren. Das ist ein langer und mühsamer Prozess, viel mühsamer, als wenn ich unter Anleitung des Trainers gleich von Anfang an die richtigen Bewegungen eingeübt hätte. Nichts anderes passiert bei diesen Rechtschreibmodellen. Die Kinder lernen etwas Falsches und müssen sich diese Fehler später mühsam wieder abtrainieren.
    Wir haben es im Fall des »Lesens durch Schreiben« also mit einer pädagogischen Idee zu tun, die nicht in Langzeitstudien getestet (wonach sie dann mit Sicherheit schnell wieder verworfen worden wäre), sondern sofort breit in der Praxis angewendet wurde. Eine ganze Generation hat damit bereits unter einer einzigen Idee gelitten, die irgendwann einmal jemand entwickelt und in die Welt entlassen hat. Um den Vergleich noch einmal zu ziehen: In der Medizin hätte ein solcher Vorgang fatale Folgen haben können, Menschen wären zu Schaden gekommen. Hier ist es zum Glück »nur« die Rechtschreibfähigkeit kommender Generationen, die Schaden nimmt.
    Kurz vor Fertigstellung dieses Buches hat der Spiegel in einer großen Titelgeschichte sich genau dieser Thematik angenommen. Unter der Überschrift »Die neue Schlechtschreibung« 11 führen die Autoren des Artikels dezidiert aus, welche Auswirkungen die Anwendung der beschriebenen Konzepte hat. Statistiken weisen beispielsweise nach, dass in einem freien Aufsatz, den Viertklässler über einen kurzen Film schreiben sollten, im Jahr

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