Soul Screamers 1 - Mit ganzer Seele
lehnte den Rücken gegen das Kopfteil des Bettes. Dann holte ich tief Luft. „Nash, sie ist tot!“
„Was?“ Auf einmal klang er gar nicht mehr so müde. „Wer ist tot?“
Ich beugte mich nach vorne, und diesmal knarzte mein Bett. „Das Mädchen aus dem Club. Emmas Schwester hat sie im Taboo auf der Toilette gefunden – tot!“
„Bist du sicher, dass sie es ist?“ Nash war jetzt definitiv hellwach, und ich stellte mir vor, dass er aufrecht im Bett saß. Oben ohne natürlich.
„Überzeug dich selbst.“ Ich nahm die Fernbedienung und zappte durch die Kanäle, bis ich einen Sender fand, der darüber berichtete. „Kanal 9.“
Ich hörte ihn rascheln, dann Gelächter aus dem Fernseher. Sekunden später hatte er den richtigen Kanal gefunden. „Oh nein“, flüsterte Nash. Dann bekam seine Stimme einen sehr ernsten Unterton. „Kaylee, ist dir das schon mal passiert? Ich meine, hattest du vorher schon mal recht?“, fragte er eindringlich.
Ich war mir nicht sicher, wie viel ich ihm anvertrauen konnte. Nach kurzem Zögern entschied ich mich für die Wahrheit. Den gruseligsten Teil der Geschichte hatte ich ihm ohnehin schon erzählt. „Ich weiß es nicht. Aber ich kann hier nicht darüber reden.“ Wenn meine Tante und mein Onkel etwas mitbekamen, stellten sie mich entweder für den Rest meines Lebens unter Hausarrest oder lieferten mich wieder in die Psychiatrie ein.
„Ich hole dich ab“, schlug Nash vor. „Sagen wir in einer halben Stunde?“
„Ich warte draußen.“
3. KAPITEL
Ich machte mich in Rekordzeit fertig. Exakt vierundzwanzig Minuten nach dem Telefonat war ich geduscht, umgezogen und gerade so stark geschminkt, dass man mir den Schock nicht mehr ansah. Ich wollte mir noch schnell die Haare glätten, als ich hörte, wie ein Auto in die Einfahrt fuhr.
Verdammt! Kam Onkel Brendon mir zuvor, bat er Nash bestimmt herein und unterzog ihn einem Verhör.
Ich riss den Stecker des Glätteisens aus der Dose, holte Handy, Geldbörse und Schlüssel aus meinem Zimmer und rannte den Flur entlang zur Tür. Auf dem Weg rief ich meinem verdutzten Onkel ein flüchtiges „Hallo“ und „Tschüss“ zu.
„Es ist noch zu früh zum Mittagessen. Wie wäre es mit Pfannkuchen?“, fragte Nash zur Begrüßung, während ich mich neben ihn auf den Beifahrersitz fallen ließ. Er war mit dem Auto seiner Mutter gekommen.
„Warum nicht.“ In meinem Kopf wirbelten die Gedanken an Nash und das tote Mädchen nur so durcheinander. Essen war wirklich das Letzte, woran ich im Moment denken konnte.
Im Auto duftete es schwach nach Kaffee, und Nash verströmte einen unwiderstehlichen Mix aus Seife, Zahnpasta und etwas unheimlich Leckerem, das ich nicht identifizieren konnte. Am liebsten hätte ich ihn ganz und gar in mich aufgesogen. Er hatte sich am Morgen rasiert, sodass die Haut an seinem Kinn im Gegensatz zu gestern ganz glatt war. Ich dachte daran, wie herrlich rau sich die Stoppeln gestern an meiner Wange angefühlt hatten, und musste die Augen zukneifen, um die gefährliche Erinnerung zu vertreiben.
Ich werde zu keiner seiner Eroberungen, egal wie gut er riecht … oder schmeckt. Das Bedürfnis, den Geschmack seiner Lippen zu kosten, wurde plötzlich so stark, dass ich zu zittern begann. Ich musste irgendetwas Unverfängliches sagen, um nicht zu verraten, was mich gerade beschäftigte.
„Das Auto ist also doch noch angesprungen“, meinte ichschließlich und zog den Gurt über meinen Oberkörper. Sofort verfluchte ich mich für die dämliche Bemerkung. Ganz offensichtlich lief der Motor ja.
Nashs Blick ging mir durch und durch. „Ich bin eben ein echter Glückspilz.“
Ich konnte nur nicken. Als er losfuhr, hielt ich mich krampfhaft am Türgriff fest und zwang mich, wieder an Heidi Anderson zu denken, um mich von Nash … und allem anderen abzulenken, an das ich keinen Gedanken verschwenden sollte.
Als er mich wieder ansah, fiel sein Blick auf meinen Hals und den Ausschnitt meines Shirts, ehe er die Zähne zusammenbiss und wieder auf die Straße schaute. Ich zählte meine Atemzüge, um nicht schneller zu atmen.
Wir landeten schließlich in Jimmy’s Omelet , einer Restaurant-Kette, in der man bis drei Uhr nachmittags frühstücken konnte. Nash saß mir gegenüber, das Hemd bis zu den Ellbogen hochgekrempelt und die nackten Unterarme auf den Tisch gestützt.
Nachdem die Kellnerin die Bestellung aufgenommen hatte, lehnte er sich vor und sah mich auf eine so vertraute Weise an, als hätten wir schon
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