SOULMATE (German Edition)
Küche. Colette erzählte, dass ihre Familie aus der Bretagne stammte und irgendwann nach Paris umgesiedelt war. Sie schälte in einem ungeheuren Tempo Zwiebeln und Knoblauch, rieb sie in eine Pfanne mit Olivenöl und gab anschließend das in kleine, dünne Streifen geschnittene Hühnerbrustfilet dazu. Es sei ein Familienrezept, wie sie mir mit Stolz verriet.
Ich war froh, in ihrer Küche sitzen dürfen, ihr zuzuhören und mit ihr zu kochen, denn sonst wäre ich allein in meinen vier Wänden gewesen und hätte alle zwei Sekunden ungläubig und frustriert auf mein Handy gestarrt und meine Haare zerwühlt.
Gut, auch hier hatte ich das verfluchte Ding im Visier, aber Frust und Traurigkeit und vor allem die Sehnsucht nach Finn konnten mich nicht übermannen, solange Colette in meiner Nähe war und ich eine Aufgabe hatte: Ich musste Petersilie und Minzblätter kleinhacken …
Das Essen schmeckte fantastisch, trotzdem schien jeder Bissen in meinem Hals stecken bleiben zu wollen.
Colette entging nichts. Sie sah mich nachdenklich an, trank einen Schluck Wein und meinte: »Also, Vallrie, iesch muss jetzt sagen, dass du diesch zu viel fertisch machst.« Ich schwieg und wartete, denn sie wollte offensichtlich auf etwas hinaus.
»Wegen einem Maan solltest du niescht aussehen wie undert Jahre Rögen, eh!«
Ich musste schmunzeln. »Das heißt ‚Sieben Tage Regenwetter‘, Colette. Hundert Jahre sind doch etwas übertrieben.«
»Du siehst aberr so aus, meine Liebe.« Sie machte einen mitleidigen, aber auch etwas vorwurfsvollen Gesichtsausdruck.
»Gut, dann seh ich aus, wie ich mich fühle.«
»Und was willst du dagegen tun?«, fragte sie in einem herausfordernden Ton.
»Ich warte ab, bis er sich meldet«, entgegnete ich schwach.
»Hm.« Colettes Skepsis war überdeutlich. »Wenn du ihn sprechen willst, dann solltest du das tun, Vallrie, wo ist das Problemm?«
Ja, wo war eigentlich das Problem?
Aber intuitiv wusste ich, ich hatte ihn nicht zu bedrängen. Also keine verzweifelten Anrufe starten! Es war - verdammt - so schwierig!
Spät gegen Abend, als Colette und ich gemeinsam auf ihrer Couch unter einer Wolldecke kauerten, Cracker aßen, über dieses und jenes sprachen und uns währenddessen durch das TV-Programm zappten, meldete sich mein Handy so laut, wie ich es hatte einstellen können, und ich glaube, ich entging nur knapp einem Herzinfarkt. Mit zitternden Fingern griff ich danach und blickte voller ängstlicher Hoffnung, als würde mein zukünftiges Seelenheil von dem Anrufer abhängen, auf das Display.
Nein, der Anruf kam nicht von Finn, sondern von Patrick, was - nach der ersten Sekunde der Erkenntnis und der darauf folgenden unermesslichen Enttäuschung, die sich brennend wie heißes Wasser über mich ergoss - natürlich auch Freude in mir auslöste und mich ein wenig tröstete. Ich sammelte mich schnell, schluckte und meldete mich so fröhlich klingend, wie es nur ging.
»Hey, Paddy, seid ihr gut angekommen?«
»Ja, heute Morgen gegen 06.00 Uhr Ortszeit, die sind hier fünf Stunden hinterher. Wir haben‘s jetzt … Moment, warte … Es ist genau 18 Uhr. Na, jedenfalls, sind wir jetzt im Hotel, und morgen kümmern wir uns um die Motorräder. Wir sind irgendwie total zerschossen, aber Lenny will unbedingt noch einen Streifzug unternehmen. Werd es ihm ausreden. Wie geht‘s dir?«
»Mir geht‘s super, bin gerade bei Colette, wir machen so einen Girlie-Abend. Wir haben toll gekocht, oder besser gesagt, Colette hat toll gekocht, sie hat‘s echt drauf!«
»Lenny sagt schöne Grüße. Ich meld mich wieder, wenn wir unterwegs sind.«
Colette gab mir per Handzeichen zu verstehen, dass ich die beiden auch in ihrem Namen grüßen sollte. »Okay, Gruß zurück … und auch von Colette, sie macht mir grade Zeichen deswegen«, sagte ich.
»Tschau, Valerie, ich ruf wieder an.«
»Okay.« Ich drückte auf Anruf Ende und nahm erstmal tief Luft, wischte mir über die Stirn und legte das Handy weg. Colette sah mich lächelnd an. »Ihr abt würklisch eine tolle Freundschaft, Vallrie!«, sagte sie und ich nickte zustimmend. Das war wohl wahr. Immerhin. Das konnte mir niemand nehmen!
Ich schlief bei Colette. Am nächsten Morgen konnte ich ausgiebig duschen, mir - auf ihre ausdrückliche Bitte hin - Klamotten ausborgen und mit einer gut gelaunten Colette - sie versicherte mir, dass sie morgens immer bei bester Laune und aufgedreht sei - Croissants mit Marmelade und Kaffee einverleiben.
Auf dem Weg zur
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