SOULMATE (German Edition)
wollte wissen, ob du … wann du … ob … ähm … Bist du fertig mit deinem Text? Diesem Artikel, den du schreiben wolltest … diese Dämmerlicht Sache? Ich mein, falls ja, dann könnten wir uns doch treffen, wenn du Lust hast?«
Ich wartete nervös auf seine Antwort.
»Bin ich«, sagte er tonlos. Dann nach einer kurzen Pause: »Willst du herkommen?«
Er betonte die Sätze wie ein berufsmüder Beamter, und trotzdem wäre ich vor Freude fast vom Stuhl gefallen.
»Oh, okay. Soll ich … wann soll ich kommen? Wann wäre es dir recht?«
Oh ja, wie demütig ich klang und mich fühlte, und wie wenig es mich scherte, will ich lieber nicht weiter ausführen.
Er sagte: »Komm, wann du willst.« Und überglücklich antwortete ich, dass ich so in einer Stunde da sein würde, und ob ich was zu trinken mitbringen solle?
»Nein«, sagte er daraufhin,.
»Okay, also, bis dann, Finn«
»Ja, bis dann:«
Ich drückte mein Handy an die Brust und starrte ungläubig in die Luft. Es war, als wäre ich nach einem nicht enden wollenden freien Fall nun doch noch im Sicherheitsnetz gelandet, purzelte darin herum, immer noch ohne Gleichgewicht, immer noch ohne festen Boden unter den Füßen, aber wenigstens fiel ich nicht mehr …
Ich stand vor Lennys Haus und fragte mich, wann ich jemals in meinem Leben so unsicher, so eingeschüchtert, so aufgeregt und so schrecklich sehnsüchtig nach etwas gewesen war wie in diesem furchtbaren Moment. Ich konnte mich an keine Zeit erinnern, was kein Wunder war, schließlich hatte ich etwas Ähnliches noch nie erlebt.
Mein Atem ging schnell. Ich sah ihn sehr deutlich vor meinem Gesicht kondensieren. Die Nacht war pechschwarz: kein Mond, keine Sterne, keine Sternschnuppe - nirgends - für einen einzigen geheimen Wunsch … und so bitterkalt. Bestimmt waren es Minusgrade. Sie drangen eisig und rücksichtslos unter meine Haut. Ich brauchte ganz dringend Wärme …
Ich drückte auf die Klingel … The point of no return … Mein Puls begann zu rasen, mein Mund auszutrocknen, und das verhasste innere Zittern setzte ein. Ein lauter Summton ließ mich reflexartig die Tür aufdrücken. Ich nahm die Treppe, Stufe für Stufe, langsam, atmete, hoffte, atmete …
Als ich vor der Wohnungstür stand, öffnete sie sich, noch bevor ich den Finger zur Klingel geführt hatte.
Seine Augen waren gerötet, die Haare strähnig. Er trug ein schwarzes Hemd, das halb in seiner Jeans steckte und halb heraushing.
»Komm rein«, sagte er mit einem knappen Lächeln, ging einen Schritt zur Seite und schob die Tür weiter auf.
»Hi, Finn.«
Nervös bis unter die Zehennägel trat ich ein. Er schloss die Wohnungstür zu, nahm mir Mütze und Schal ab, damit ich meine Jacke ausziehen konnte, gab mir anschließend einen schnellen Kuss auf die Wange und sagte: »Hi.«
Er hatte den berühmten Drei-Tage-Bart, dessen Stoppeln schon unangenehm piksten.
Tja, einen Kuss auf die Wange zu bekommen, war … einfach nur ganz schrecklich, entsetzlich, furchtbar … und kaum hilfreich gegen mein inneres Zittern … Wie würde dieses durch mich und meine Verzweiflung erzwungene Wiedersehen weitergehen? Wie würde ich es meistern?
Oder er?
Ich folgte ihm bis ins Zimmer, in das ihn Lenny fürsorglich einquartiert hatte, trat nur zögerlich ein, als würde ich verbotenes Terrain betreten und sah mich unsicher um. Er hatte für eine angenehm warme Raumtemperatur gesorgt, allerdings schien er kein Freund von Ordnung und Sauberkeit mehr zu sein.
Die Aschenbecher waren randvoll, leere Bierflaschen standen auf dem Fenstersims, sein Bett war nicht gemacht, eine Jeans und ein gelbes T-Shirt lagen wie hingeschmissen auf dem Boden und die türkisblauen Chucks lagen daneben, nur wenig entfernt vom kleinen Beistelltisch, neben der … oh, oje … was …??
»Bevor du einen Schreck kriegst …«, sagte er plötzlich mit einem schuldvollen Blick und jagte mir erst recht einen ein. »Die Elisabeth … nein … Elsbeth hieß die … Diese Elsbeth-Pflanze ist, wie du siehst, futsch. Okay, ich bin gleich wieder da.«
Er lief eilig aus dem Zimmer.
Ungläubig stand ich vor den abgeknickten, zerrissenen, scheinbar wie mutwillig beschädigten Blättern der ehemals schönen, stolzen Elsbeth. Ihr großer Terracotta Topf war samt Untersetzer mehrfach zerbrochen, die Scherben ragten hier und da aus dem Haufen Blumenerde heraus, die sich dunkel und krümelig auf dem Boden verteilt hatte. Voller Sorge checkte ich gleich die übrigen Pflanzen, konnte
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