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SOULMATE (German Edition)

SOULMATE (German Edition)

Titel: SOULMATE (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Janket
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Geschichte. Seit ich ihm begegnet war, fühlte ich mich so liebeshungrig, es erschien mir beinah würdelos.
    Die Band drehte voll auf, heizte allen richtig gut ein, und bald tanzten einige auf engstem Raum vor der Bühne. Finn stand mal hier, mal dort, trank einige Biere und sah scheinbar teilnahmslos der Band zu. Patrick und Lenny unterhielten sich, indem sie sich gegenseitig ins Ohr brüllten und viel lachten, während ich weiterhin stocksteif, obwohl schon recht angeduselt und mit wachsender Resignation, auf meinem Hocker saß.
    Der Plan mit der Anmache war nichts weiter als großer Mist, was mir immer klarer wurde. Von wegen offensiv sein und so. Ich steckte mir meine x-te Kippe an, sah hin und wieder verstohlen und unsicher zu Finn rüber und entschloss mich schließlich, mir an diesem Abend so richtig die Kante zu geben.
    Je mehr mein Alkpegel anstieg, desto dumpfer nahm ich die Musik und den Geräuschemantel um mich herum wahr. Es dauerte auch eine Weile, bis ich mitbekam, dass unter ein paar Typen direkt vor der Bühne eine Rangelei losgegangen war. Die Band spielte dennoch völlig unbeirrt weiter. Das heftige Gezerre und Geschiebe schien niemanden ernsthaft zu beunruhigen.
    Mutlos spähte ich wieder zu Finn und wunderte mich, dass er auf einmal so anders aussah. Nach einigen Sekunden wurde mir klar, dass es nicht Finn war, der da stand, sondern irgendein anderer Heini. Ich sah mich leicht irritiert und beunruhigt um, konnte das Objekt meiner hoffnungslosen Begierde nirgends mehr entdecken, konnte auch Patrick und Lenny nicht ausfindig machen und sackte frustriert zusammen.
    Was für ein obermieser Abend , dachte ich schließlich völlig genervt.
    Ich war absolut bedient.
    Worauf wartest du noch … hau hier endlich ab !
    Die Kombination aus Frust, Wut und Trunkenheit ist definitiv nicht die Angenehmste, um es mal milde auszudrücken.

Gehen oder bleiben?
     
    Der Weg vom Hocker runter und nach draußen schien unendlich lang, und ich hatte zusätzlich das irre Vergnügen, mich durch ein Heer von menschlichen Sandsäcken boxen zu müssen, die alle »Hey, keine Augen im Kopf?« oder »Au, pass doch auf« riefen.
    Als ich endlich aus dem Laden raus war und in der klirrenden Kälte stand, war ich froh über meine Entscheidung. Torkelnd machte ich mich auf den Weg nach Hause, versuchte meinen Kopf leer zu kriegen und dachte nur noch flüchtig an Finn, weil ich mittlerweile sowieso keinen Gedanken zu Ende denken konnte. Langsam stellte sich ein gnädiges Gefühl der Gleichgültigkeit ein, genau das, was Alk bewirken konnte.
    Gleichgültigkeit kann sich manchmal wie ein wahrer Segen anfühlen.
    Mein einziger Wunsch war nur noch, mich sobald wie möglich ins Bett zu packen und völlig abzuschalten. Ich würde bis nächsten Mittag schlafen wie ein Stein und schließlich meine Eltern besuchen. Ich würde sie reden lassen und spüren, wie sehr ich sie liebte und mich über nichts aufregen. Danach würde ich weiterleben, wie ich es getan hatte, bevor mir Finn über den Weg gelaufen war.
    Finn war doch nichts weiter als eine perfekte Illusion, ein gelungenes Konstrukt meiner Fantasie und meiner verzweifelten Sehnsüchte.
    Meine Beine liefen schnell, wie von selbst, und ich war noch nicht allzu weit gekommen, als ich bemerkte, dass jemand hinter mir her gerannt kam. Plötzlich wurde ich an der Schulter gepackt und zu einem abrupten Stopp gezwungen. Es passierte so schnell und unerwartet, dass ich noch nicht einmal Zeit hatte, mich gehörig zu erschrecken. Ich drehte mich um und realisierte erst nach einer kurzen Verzögerung, dass Finn vor mir stand.
    Mr Illusion lächelte mich mit seinen Grübchen an, als wäre die Welt in Ordnung. Ich war zwar übel betrunken, hatte schließlich reichlich Wodka und Bier intus, aber so betrunken, dass ich schon Geister sah, war ich doch auch wieder nicht. Es musste sich folglich um Finn handeln.
    »Kann ich dich begleiten«, fragte er mich mit seinem komischen Akzent. Ich nickte stumm. Gut möglich, dass ich dabei ein zerknirschtes Gesicht machte.
    Wir liefen stumm nebeneinander her. Ich lief immer noch in Schlangenlinien, aber im Kopf wurde ich langsam etwas klarer. Wir gingen an zwei Obdachlosen vorbei, die an einer Straßenecke in einem Häusereingang zusammengekauert billigen Fusel tranken. Ich fragte mich, wie lange sie wohl noch durchhalten würden, den beiden selber war es vermutlich völlig egal.
    Es klingt verrückt, aber Finns Gegenwart kam mir wie eine böswillige Verarschung

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