SOULMATE (German Edition)
zu machen, wie es mir schien, und nicht zu viel über die luxuriöse Innenausstattung der Villa zu staunen. Ich merkte jedoch genau, und nicht ohne mich darüber zu amüsieren, wie seine Blicke mal hier und mal dort an den Einrichtungsgegenständen hängen blieben, sein Mund halb geöffnet, die Hände unter die Achseln geklemmt, während wir hinter meiner Mutter her in den Wohnbereich liefen.
»So, das ist unser Wohnzimmer, macht es euch doch schon mal bequem. Aber, wenn Sie mögen, kann Sie Valerie ja im ganzen Haus herumführen, während ich schnell mal in die Küche verschwinde und nach unserem Braten sehe. Schatz hilfst du mir, bitte?« Meine Mutter deutete meinem Vater, der hinter uns hergetrottet war, mit einer flinken Handbewegung, dass er ihr auf der Stelle in die Küche folgen sollte.
Finn und ich standen mitten im riesigen Wohnzimmer: Es ist ein sehr schöner, heller Raum, da an zwei Fronten große, breite Fenster angebracht sind, die einen großzügigen Blick auf die überdachte Terrasse und das Gartengrundstück ermöglichen. Im linken Bereich befindet sich ein alter weißer Flügel auf einem großflächigen Perserteppich. Mein Vater spielt darauf als einziger Musikbegabter aus unserer Familie meistens Bach oder Mozart - meine Mutter nennt sein Spiel augenzwinkernd gerne »Mach« - und manchmal auch etwas Jazziges.
Weiter hinten befindet sich der Essbereich mit dem großen, rechteckigen Mahagoni Esstisch und acht Stühlen drum herum und gleich daneben der Zugang zur Küche durch Flügeltüren aus Glas. Auf der rechten Seite gibt es einen Kamin und eine gemütliche Sitzecke mit Fernseher und Musikanlage. Im hinteren mittleren Bereich stehen zwei große, weiße Ledersofas und zwei dazugehörige Sessel um einen gläsernen Couchtisch herum und bieten jede Menge weiterer Sitzmöglichkeiten.
Finn näherte sich mit zaghaften Schritten dem Couchtisch, um ihn genauer betrachten zu können. Er verschränkte seine Arme vor der Brust und pfiff durch die Zähne.
»Schickes Stück«, sagte er, sichtlich begeistert vom verchromten Designergestell in Form von verschlungenen Ästen. Da er gerade von der Umgebung so abgelenkt war, betrachtete ich voller Wonne, wie er sich vorsichtig im Raum bewegte und seinen Blick herumstreifen ließ. Er drehte sich wie in Zeitlupe einmal um die eigene Achse, und irgendwann merkte ich, dass ich ihn nur noch lüstern anstierte, und löste schnell meinen Blick von seinem Körper.
»Möchtest du mal die obere Etage sehen? Ich könnte dir mein Jugendzimmer zeigen«, fragte ich ihn und fand, dass es irgendwie zweideutig geklungen hatte. Vielleicht hatte ich es auch so gemeint, was mir inzwischen zuzutrauen war. Finn, jedenfalls, schien einverstanden, denn er lächelte und nickte mir zu.
Wir nahmen die Wendeltreppe am Ende des Flurs, um eine Ebene höher zu gelangen. Finn machte nun ständig begeisterte Bemerkungen, zum Teil, weil ihm die Ölgemälde an den Wänden so gut gefielen - ich unterließ es, ihn darüber aufzuklären, dass es Werke aus meiner manischen Malphase waren - und zum Teil, weil er die ungewöhnliche Mischung aus ultramodernem Design und rustikalem Landhaustil, was die gesamte Innenausstattung des Hauses auszeichnete, höchst interessant fand.
Er lief jetzt ganz dicht hinter mir, und bei jeder Gelegenheit, die sich bot, umfasste er meine Taille und zog mich an sich, um mir einen Kuss auf den Hals oder die Wange zu geben, doch ich löste mich schnell wieder aus seiner Umklammerung, weil ich mich im Haus meiner Eltern nicht wie ein verliebter Teenager benehmen wollte, obwohl ich mich in Finns Gegenwart genau so fühlte.
Ich blieb vor der halb offenen Zimmertür stehen, blickte kurz über die Schulter zu Finn und betrat das Zimmer, das bis vor knapp zwei Jahren mein persönliches, kleines Reich gewesen war. Meine Mutter hatte das Meiste so belassen, wie zurzeit, als ich auszog, um ein eigenes, unabhängiges Leben als Erwachsene zu beginnen: mein Himmelbett mit herabhängendem, grünem Tüll an den Seiten, meine vielen Kuscheltiere, meine Schminkkommode vor dem ovalen Wandspiegel, mein Schrank mit diversen Aufkleberbildchen aus meiner kurzen Gothic Phase mit sechzehn, mein - jetzt leerer - Schreibtisch, meine zwei quietschgrünen Sitzkissen. Alles stand noch an seinem Platz. Ich hatte nur mein riesiges Regal, den Fernseher, meine vielen Bücher, CDs und DVDS und den coolen Teil meiner Kleidung mitgenommen.
Finn ließ seinen Blick neugierig durch den Raum wandern, und
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