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SOULMATE (German Edition)

SOULMATE (German Edition)

Titel: SOULMATE (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Janket
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gelebt, als mein Vater noch hier arbeitete.« Finn schnitt sich ein Stück von seinem Fleisch ab und schob es in den Mund. Er blickte mir zufrieden kauend in die Augen. Wir saßen uns genau gegenüber. Mein Vater saß rechts von ihm und schien sehr mit seinem Essen beschäftigt zu sein, meine Mutter hatte sich links von mir gesetzt und hatte auf diese Weise, was mein Eindruck war, beide Männer gut im Visier. Sie gab sich große Mühe aufgeschlossen, freundlich und nicht allzu aufdringlich zu wirken, aber ihre Fragen kamen ohne Unterlass.
    »Sie, oh Verzeihung, ich meine du … du sprichst sehr gut Deutsch, perfekt sogar, dein Akzent kaum hörbar. Wie kommt das? Doch nicht durch den Deutschunterricht in der Schule?.« Da war sie wieder, die typische Frage, aber Finn schien es nichts auszumachen.
    »Meine Mutter ist Deutsche, sie hat zuhause mit uns Kindern nur Deutsch gesprochen, wenn mein Vater nicht da war, was oft der Fall war.«
    Ich horchte überrascht auf: »Du hast noch Geschwister?«, fragte ich baff, ohne groß nachzudenken.
    Finn nickte und nahm einen Schluck Wein. »Einen älteren Bruder … Sean. Er ist siebenundzwanzig und wohnt seit drei Jahren in Dublin, Irland. Er organisiert Festivals und so verschiedene internationale Kulturevents, glaube ich. So ganz genau weiß ich es aber auch nicht.« Mit einer hochgezogenen Braue lächelte er in die Runde.
    »Oh.« Ich war etwas betreten, musste mir eingestehen, wie wenig wir doch bisher voneinander wussten. Ein gefundenes Fressen für meine Mutter, deren Augen schon kritisch blitzten.
    »Ihr kennt euch wohl noch nicht so lange, hm?« Sie stellte die Frage wie beiläufig in den Raum, aber es war eigentlich mehr eine Feststellung, mit der sie leider recht hatte.
    »Kann man so sagen«, murmelte ich, schwindeln wäre sowieso nicht in Frage gekommen.
    Mir wurde plötzlich bewusst, dass ich zu einem längst fälligen, intimen, familiären Treffen mit meinen Eltern, die ich viel zu selten sah, einen Begleiter mitgebracht hatte, den ich gerade mal ein paar Tage kannte, einen Fremden also. Aber Finn war etwas Besonderes, und das würden sie sicher auch merken, hoffte ich.
    Okay. Ich musste schnell einen Themenwechsel herbeiführen, damit wir aus diesem nervigen Frage-Antwort-Spielchen raus kamen. Ich wollte nicht, dass Finn hier seine Lebensgeschichte ausbreiten musste, zumal ich sie ja ganz offensichtlich selber noch zu wenig kannte.
    Ich sah meinen Vater hilfesuchend an. »Wie läuft denn die Praxis, Paps?« Er sah von seinem Teller auf und hielt kurz inne.
    »Oh, gut«, meinte er nur und blickte zu meiner Mutter, die sogleich an seiner Stelle antwortete. »Die Patientenzahl ist mehr als zufriedenstellend. Wir überlegen, noch einen dritten Kollegen einzustellen.«
    Ich sah sie ein wenig unwirsch an. Ich hasse es, wie sie für meinen Vater spricht oder seine Sätze zu Ende bringt, und wie mein Vater sich nie darüber beschwert! Ja, das hasse ich sogar noch mehr.
    Ich fing mich wieder.
    »Gute Idee! Das solltet ihr unbedingt tun, dann habt ihr vielleicht auch mal mehr Zeit für andere Dinge.«
    Meine Mutter lachte laut auf. »Valerie, du weißt doch, wie das ist, dein Papa schafft es einfach nicht, weniger zu arbeiten. Stimmt‘s Karl, du hättest kein gutes Gefühl dabei?« Sie tätschelte kurz seine Hand. Er nickte und lächelte sie zärtlich an, und ich merkte, wie ich beide mit offenem Mund anstarrte.
    »Er ist nämlich ein Workaholic«, sagte sie mit einem belustigten Blick zu Finn, der offensichtlich nicht sicher war, ob er zu dem Ganzen etwas beisteuern oder besser schweigen sollte.
    »Was sind denn deine Eltern von Beruf, Finn?« Meine Mutter stellte ihre Fragen ungehindert weiter.
    Finn schlang seinen Bissen herunter, nahm schnell einen ordentlichen Schluck Rotwein und machte ein nachdenkliches Gesicht. Wir warteten alle, zugegeben äußerst neugierig, auf seine Antwort.
    »Mein Vater ist Studiomusiker, arbeitet außerdem als Musiklehrer. Meine Mutter … sie ist … sie war mal als Dolmetscherin tätig, hat ihren Beruf aber aufgegeben, sie braucht nicht mehr zu arbeiten, seit sie wieder verheiratet ist, sagt sie. Meine Eltern sind geschieden, seit fast zehn Jahren schon.«
    »Oh, das tut mir aber leid!« Meine liebe Mutter legte einen überzogen mitleidsvollen Ton in ihre Stimme. Ich sah ihr förmlich an, dass sie die Informationen über Finns Eltern als einen Minuspunkt wertete. Aber wenigstens hörte sie mit ihrer Fragerei auf.
    Hatte er mir eigentlich

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