SOULMATE (German Edition)
zueinander.«
Ich beobachtete enttäuscht, wie er seine Jeans zuknöpfte und mir meine allerletzte Hoffnung nahm, dass wir nochmal miteinander schliefen.
»Mhm«, nuschelte ich betrübt.
Mit einer Zigarette im Mundwinkel ließ er sich in den Sessel plumpsen. »Mein Bruder und ich haben auch eine ziemlich lange und abenteuerliche Tour gemacht. Ich meine den Trip, von dem ich deinen Eltern erzählt habe. Sean hatte alles genau geplant, hatte gehofft, dass uns so ein gemeinsames Erlebnis näher bringt, uns als Brüder irgendwie zusammenschweißt, verstehst du, aber es kam ganz anders … na ja, ist schon `ne Weile her!«
Ich machte ein betretenes Gesicht, als ich bemerkte, wie er seine Gefühle durch den gleichgültigen Tonfall zu verbergen versuchte.
»Oh, was war denn los?«, fragte ich vorsichtig, während ich mich mit spitzen Ohren aufsetzte.
Er schwieg für einige Sekunden, bevor er antwortete. »Lange Geschichte. Erzähl ich dir vielleicht ein andermal. Okay, komm, Val, zieh dich endlich an.«
»Jetzt machst du aber hier die volle Hektik«, beklagte ich mich halb im Spaß und halb im Ernst und stieg schweren Herzens aus dem warmen Bett.
Wir saßen alle gemeinsam um den großen Esstisch herum. Es war schön warm und der Duft von frischem Fladenbrot und gerösteten Zwiebeln hing noch schwer im Raum. In der Mitte des Tisches stand ein Obstkorb mit Orangen und drum herum waren kleine Schälchen gefüllt mit Knabberzeug: Haselnüsse, Erdnüsse, Mandeln und Rosinen und schwarze und grüne Oliven.
Trotz der angenehmen Atmosphäre in Patricks einzigartiger Wohnküche und unserem gemütlichen Beisammensein, erinnerte ich mich unweigerlich an den kalten Morgen nach der Silvesterparty, als ich Finn - an dessen Lippen ich mich den ganzen Abend bis in die frühen Morgenstunden festgesaugt hatte - genau hier vorgefunden und mich in seiner Gegenwart ganz furchtbar und elend gefühlt hatte.
Wie seltsam reserviert er sich doch benommen hatte!
Lenny goss uns Wein ein und zählte fröhlich die Länder auf, durch die sie fahren wollten.
»Argentinien, Chile, Peru, vielleicht auch Bolivien, mal sehen, was meinst du, Patrick, Bolivien auch?«
»Mal sehen …«, antwortete Patrick schmunzelnd. »Wir müssen uns im Internet informieren und mit einem Reisebüro reden, müssen noch unsere ganze Ausrüstung kaufen, müssen allen Bescheid sagen und, und, und ...«
»Habt ihr denn überhaupt einen Motorradführerschein«, fragte ich, denn entweder hatte ich es gar nicht mitbekommen oder einfach vergessen, dass Patrick einen gemacht hatte.
»Und was ist mit Motorrädern?«, wollte Finn wissen.
»Haben wir alles, keine Sorge!«, beruhigte uns Patrick. »Valerie, den Schein haben Lenny und ich doch letztes Jahr gemacht, weißt du nicht mehr? Und die Maschinen leihen wir uns vor Ort in Buenos Aires aus. Morgen fangen wir mit den ganzen Vorbereitungen an, Route ausgucken uns so und wollen dann so schnell es geht los.«
Sie erzählten noch, dass ihre Eltern den Trip fast komplett finanzierten, als Ansporn für ihren weiteren beruflichen Weg, vor allem für den von Lenny. Er musste versprechen, sich im Anschluss an den Trip um einen Ausbildungsplatz zu kümmern und etwas Miete an seine Eltern zu zahlen, einen Obolus, so einen symbolischen Betrag von hundert Euro, damit er lerne, dass das Leben kein Zuckerschlecken sei! Das hätten sie tatsächlich so zu ihm gesagt, nicht zu fassen …
Lenny war im Prinzip in einer ähnlichen Situation wie ich, nur dass meine Eltern mich mit ihrem finanziellen Köder in ein Studium locken wollten und ich seit meinem Auszug versuchte, meinem eigenen Zeitplan zu folgen und meinen Lebensunterhalt selbst zu verdienen. Das hieß natürlich auch, dass ich manche Ansprüche drastisch herunterschrauben musste.
Patrick nahm kurz seine Brille ab, putzte die Gläser mit einer Serviette und setzte sie wieder auf. »Ich weiß, dass wir von unseren Alten ganz schön profitieren, aber, wie gesagt, danach geht das Berufsleben los, für mich zumindest, dann war‘s das mit den elterlichen Finanzspritzen, die man sich einfach so mal abholen konnte!«
»Patrick hat recht, vollkommen recht! Irgendwann muss dieses Schmarotzen ja aufhören«, sagte Lenny mit einem zweifelsfrei ironischen Grinsen im Gesicht. »Es geht hier schließlich auch um Stolz und Selbstachtung! Stimmt‘s, Valerie?« Er sah mich augenzwinkernd an. Patrick gab ihm einen neckischen Knuff auf den Oberarm: »Seit wann? Jetzt mach mal hier nicht
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