SOULMATE (German Edition)
übersprang den Teil, wo man sich ausziehen und die Zähne putzen muss, fiel bäuchlings aufs Bett und schlief sofort ein.
Träumte nichts, glaub ich, kann es aber nicht mit Sicherheit sagen ...
Liebe und Tortillas
Dienstags stand ich fast immer an der Popcorn Theke mit Colette, die mir mit affektiertem, französischem Akzent in allen Einzelheiten von ihren Wochenenderoberungen erzählte: »Uh, derr Maan war olala, Vallrie, ein rüschtigär Big Spenndäärr, aber non, kein Maan für lang, Cherie, non, non!«
Sie ließ ein Popcorn in hohem Bogen in ihren Mund fliegen, stemmte die Hände in die üppigen, wohlgeformten Hüften und musterte mich skeptisch von oben bis unten.
»Du biest eute niescht wie Vallrie, was ist passiert, uh, raus mit der Sprache?«
Ich wusste, sie würde nicht locker lassen, also überlegte ich mir, wie ich beschreiben sollte, was ich selber nicht verstand.
»Iesch waaarte!«, trällerte sie kopfnickend.
Ich seufzte. »Okay, also … ich habe mich … ich ... da ist jemand, den ich wirklich sehr mag.«
Sie bekam Ohren so groß wie bei einem afrikanischen Elefanten und machte dazu riesige ‚Erzähl mir den ganzen Schweinekram‘- Augen, während sie Cola abfüllte und Nachos mit Dip vorbereite.
»Soso, wie sieht err aus? Kann err gut küssen? Du weißt, Küssen ist tres importante!«
»Hm, ich würde sagen, er küsst ganz ausgezeichnet.«
»Abt ihrr, du weißt … knick knack, uh?«
Ich sah sie perplex an, ihre direkte Art war einfach hinreißend.
»Und?«
»Colette, du bist unmöglich, du verdorbenes …«
Sie stieß mich mit dem Ellbogen an. »Iesch weiß, erzähl schon, los, sonst sage iesch, dass du unseren Chef ‚Äffschen‘ genannt ast, ohohoh, das mache iesch, Vallrie, also Details s‘il vous plais.«
Sie bekam ein paar Details, nicht alle, hätte natürlich gern viel mehr gehabt, gab sich aber vorerst zufrieden und erzählte wieder Anekdoten aus ihrem turbulenten Leben.
Das Kino war spärlich besucht an diesem Dienstag, selbst zur Nachmittagsvorstellung von ‚Avatar‘ gab es gut überschaubaren Andrang, der schnell versorgt war. Wir hatten nicht viel zu tun, quatschten eine Menge dummes Zeug, machten gemeine Witze über Sören, der an der Kasse saß und in jeder freien Minute in seinem Sport Magazin versank.
Ich konnte es kaum erwarten, bis Finn mich abholen würde. Er hatte mich am frühen Morgen angerufen und vorgeschlagen, dass wir nach meiner Arbeit essen gehen könnten.
Die Minuten wollten einfach nicht vergehen, obwohl Colette redete und redete und redete, als wäre es ab morgen verboten.
Als Finn pünktlich um 19.00 Uhr, zum Ende meiner Schicht, vor dem Servicetresen erschien, fiel Colette die Kinnlade herunter und zum ersten Mal, seit wir uns kannten, war sie sprachlos, nein, nicht ganz. Kaum hörbar formten ihre Lippen die Worte »Mon dieu«, und ihre französischen Wimpern klimperten mit den Eiswürfeln im Cola Becher, den sie gerade befüllt hatte, um die Wette.
Er sah zweifelsohne ziemlich schnittig aus mit seinen abgewetzten, hüfthohen Jeans, dem schwarzen Rollkragenpullover und seiner beigen Wildlederjacke, die Haare glatt gekämmt, akkurat gescheitelt und hinter die Ohren geklemmt. Seine von dichten Wimpern umrahmten Augen blitzten und funkelten, die unerhörten Grübchen taten das Übrige. Er sah aus, als käme er gerade vom Set eines coolen ‚Gus Van Saint Films‘.
Als wir gingen, starrte Colette uns grinsend hinterher und machte einen anzüglichen Schmollmund à la Angelina Jolie.
Ich hakte mich bei Finn unter, blubberte, dass wir bald diesen oder jenen Film im Programm haben würden, und küsste ihn immer wieder auf die Wange oder den Hals, je nachdem, was meine Lippen erwischten, wenn ich mich nach ihm streckte, und Finn schmunzelte zufrieden.
Wir gingen in ein nettes, kleines Tex-Mex Restaurant am Bayerischen Platz. Er bestand darauf, dass er von nun an für uns beide bezahlen würde, und zwar ausnahmslos jedes Mal, wenn es etwas zu bezahlen gäbe, wie er mit resolutem Blick hinzufügte, ohne es nach Ironie klingen zu lassen.
Ich dachte mir nichts dabei, höchstens, dass er möglicherweise altmodische Werte hochhielt, oder mein Portemonnaie schonen wollte oder zu viel Geld hatte oder … was auch immer …
»Verdienst du denn genug, dass du dir das leisten kannst, ich meine, mich immer und ständig einzuladen«, fragte ich etwas überheblich, aber hauptsächlich angetan, und biss verlegen in eins der knusprigen Tortilla
Weitere Kostenlose Bücher