SOULMATE (German Edition)
Chips, die in einem Körbchen bereits auf dem Tisch standen.
Er sah mich nachdenklich an, lehnte sich ganz langsam vor und sagte mit einem fast gekränkt klingenden Unterton, der meine ganze Aufmerksamkeit auf sich zog: »Warum machst du dir Gedanken darüber, Valerie? Aber, wenn du es unbedingt wissen willst … tja, Geld … Geld ist nicht wichtig für mich! Das habe ich, glaube ich, schon mal erwähnt, oder? Ganz bestimmt, also lass mir doch einfach die Freude, dich einzuladen, ja!«
Er lehnte sich wieder zurück warf mir einen Killerblick zu, bevor er sich nach einem Kellner umsah.
»Hm«, machte ich nur, überrascht darüber, wie wichtig ihm diese Regelung scheinbar war und über mich, dass es mich antörnte, wenn er so redete. Und da ich im Prinzip nichts dagegen hatte - so rein ökonomisch betrachtet - eingeladen zu werden, ließ ich ihm den Wunsch.
Nachdem einer der Kellner nickend auf sein Handzeichen reagiert hatte, wandte er sich wieder mir zu und strahlte mich an. Seine Wangen waren gerötet, die Lippen dunkelrot und einladend. Ich lächelte wie hypnotisiert zurück.
Finn bestellte so ziemlich alle Vorspeisen, die die Speisekarte zu bieten hatte: Avocadocreme, Quesadillas, Jalapeno Poppers, Empenadas und Maistortillas mit Hackfleischfüllung - oh Gott - wir würden niemals alles essen können! Dann fragte er mich: »Bier oder Wein?«, fügte aber schnell hinzu, dass bei Tex-Mex Bier zwar üblich sei, er jedoch lieber Wein trinken würde.
»Mexikanischen?«, fragte er mit hochgezogenen Augenbrauen.
»Gerne.«
Natürlich bestellte er gleich eine ganze Flasche, die von den aufmerksamen Kellnern in Windeseile herbeigebracht wurde.
Beeindruckt beobachteten wir, wie nach und nach alle Tische besetzt wurden. Der Laden war beliebt und auf die typische, ansprechende Art dekoriert: Wände und Boden in Erdfarben gehalten, fein gearbeitete Wandmalereien, die südamerikanische Motive wie Kakteen, Klapperschlangen oder bunte Indios zeigten, von der Decke hängende Maiskolben und Paprikaschoten aus Wachs und so fort.
Wir hatten einen gemütlichen kleinen Tisch in einer netten, schummrigen Ecke, wir hatten köstlichen Wein, dezente Hintergrundmusik, extrem gutgelaunte, südländisch aussehende, flinke Kellner, die eine Vorspeise nach der anderen auf unseren Tisch stellten und dabei vor sich hin sangen.
Ich strahlte Finn an und fühlte mich glücklich bis in die letzten Winkel meine Seele. Er hob sein Weinglas, stieß mit mir an und gab mir einen flüchtigen Kuss auf den Mund.
Wir ließen es uns schmecken, wischten ständig Soße von unserem Kinn oder den Fingern, bestellten noch zwei Hauptgerichte, obwohl wir schon pappsatt waren, küssten uns schmatzend auf geschürzte Lippen, und Finn flüsterte: »Du schmeckst scharf, Babe!«, worauf ich wahrscheinlich rot anlief und etwas verlegen antwortete, daran sei die pikante Füllung der Tortillas schuld, doch er schüttelte energisch den Kopf und ließ bedeutungsvoll den Zeigefinger hin und her wackeln.
Finn erzählte, dass Lenny wegen der geplanten Reise schon total aufgedreht sei und lieber gestern als heute losdüsen würde, und ja - jetzt lachte er aus voller Brust - Lenny habe bereits ein riesiges Plakat mit dem Gießplan für seine geliebten Pflanzen angefertigt und an die Küchentür gehängt.
»Man muss diesen Jungen mögen, ob man will oder nicht«, sagte er mit voller Überzeugung.
»Ich weiß, was du meinst«, stimmte ich ihm zu.
Ich wusste wirklich genau, was er meinte! Lenny!
»Er weigert sich, Geld von mir zu nehmen, obwohl er mir ein Zimmer auf unbestimmte Zeit zur Verfügung stellt, ich begreife das nicht. Ich werde mich allerdings gebührend bei ihm bedanken, wenn es so weit ist«, sagte er und strahlte mich mit seinen blaugrünen Augen an. Doch ich musste schnell wegsehen, denn ich spürte plötzlich feine, brennende Stiche in der Brust …
Da war sie wieder: diese subtile Andeutung auf das Ende seines Aufenthalts in Berlin, dieser böse Zeitfaktor, der mir den Boden unter den Füßen so rücksichtslos wegzog und mir die Kehle zuschnürte …
Okay, ich musste ihm die Frage endlich stellen, musste es wagen, musste … Ich holte tief Luft.
»Finn, sag mal … hast du vor, bald wieder in deine Heimat zurückzukehren?«
Er hörte auf zu kauen und sah mich überrascht an.
»Meine Heimat? Du meinst New York? New York ist nicht meine Heimat, Valerie, jedenfalls nicht ausschließlich, weil ich … ich fühl mich eigentlich überall zuhause …
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