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Spademan: Thriller (German Edition)

Spademan: Thriller (German Edition)

Titel: Spademan: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Sternbergh
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Frisch gewaschenes Haar.
    Vielleicht schaff ich es ja sogar, irgendwann mit offener Tür zu schlafen. Wenn du Glück hast.
    Nun, fühl dich ganz frei. Zu bleiben, meine ich.
    Ich muss dich das noch mal fragen. Warum bist du so nett zu mir?
    Jeder muss irgendwann nett zu irgendwem sein, richtig?
    Ich stehe auf. Tue so, als würde ich die Küche aufräumen. Versuche, mir einen Plan B auszudenken.
    Sie wendet sich wieder dem Sport zu. Dann hält sie inne. Setzt sich auf.
    Starrt mich an.
    Mein Vater hat dich geschickt. Richtig?
    Ich stehe da wie ein Vollpfosten. Mit einem Geschirrtuch in der Hand.
    Wer?
    Du weißt, wer. T. K. Harrow. Der Mann Gottes.
    Ich bin nicht gläubig.
    Verarsch mich nicht. Er hat dich geschickt. Alles andere ergibt keinen Sinn.
    Ich bin nicht gut im Lügen. Ebenso schlecht wie im Schauspielern.
    Ja. Er hat mich geschickt. Um dich zu finden.
    (Theoretisch zutreffend.)
    Und dann was mit mir zu machen?
    Dich zu beschützen.
    (Weniger zutreffend. Viel weniger zutreffend.)
    Um mich zurückzubringen?
    So was in der Art.
    Sie richtet sich abrupt auf. Greift sich das Bowiemesser in der Scheide vom Couchtisch.
    Dreht es in der Hand.
    Also, lass mich dir kurz erklären, wie das in meiner Familie so läuft. Nur damit du weißt, für welche Leute du arbeitest. Ich hab bei meinem Onkel vorbeigeschaut. In Brooklyn. Damit er mir hilft. Und weißt du, was er getan hat?
    (Noch mehr Schauspielerei. Ich hasse das.)
    Nein.
    Er hat mich zu einem Blind Date geschickt. Zu einem Doppeldate. Mit zwei Vergewaltigern oder Menschenhändlern oder beschissenen Zuhältern. Scheiße, was weiß ich?
    Klingt wie ein richtig sympathischer Mensch.
    Zum Glück war mein Stiefel die einzige Stelle, an der sie ihre ekligen Grabbelfinger nicht hatten.
    Sie zieht die Klinge aus der schmutzigen Scheide.
    Als ich die beiden Typen das letzte Mal gesehen hab, haben sie gerade einen Van in Red Hook vollgeblutet.
    Ich simuliere ein Achselzucken. Genau wie der unglückselige Mitch.
    Klingt, als hätten die Typen Schlimmeres verdient gehabt.
    Sie inspiziert die Klinge.
    Manchmal ist so ein Messer recht praktisch.
    Sie schiebt es zurück in die Scheide.
    Und was meinen Vater betrifft, den großen T. K. Harrow? Den Menschenführer? Den guten Hirten? Das Werkzeug Gottes?
    Erneut zückt sie ihr Messer.
    Du hast ihn vermutlich schon mal im Fernsehen gesehen, oder?
    Ich schau kein Fernsehen.
    Macht nichts. Er hat ohnehin größere Pläne. Weißt du, auf was du dich da eingelassen hast? Hast du irgendeine Vorstellung, was für eine Sorte Mensch mein Vater ist?
    Langsam krieg ich eine Vorstellung davon.
    Nein. Das glaub ich nicht.
    Sie steckt das Messer zurück.
    Aber wenn du auf seiner Lohnliste stehst, solltest du es wissen.
    Sie legt das Messer beiseite.
    Er ist der Vater.
    Zieht die Knie hoch. Umarmt sie fest.
    Ja. Ich weiß. Ich weiß, dass er dein Vater ist.
    Nein. Du hast mich falsch verstanden.
    Sie zieht die Unterschenkel noch fester an sich. Die Unterarme um die Knie gelegt. Die Arme schützend um ihr Baby geschlungen.
    Ich hab gesagt, er ist der Vater. Er ist der Vater. Das hab ich gesagt.

11
    Ich hab so an die zehn Jahre als Müllmann gearbeitet. Hab meinen Vater verloren, meinen Gewerkschaftsausweis, meinen Verstand, so ziemlich in der Reihenfolge.
    Meinen Vater zuerst. Er starb an einer Herzattacke, auf die er ein Leben lang hingearbeitet hatte. Mit einer strikten Diät aus Zigaretten, Frühstücksspeck und Fernsehen. Der Mann liebte die Jets. Behauptete steif und fest, sie wären New Jerseys Team. Fünfundvierzig Millionäre in grünen Helmen, die jedes Wochenende sein Herz in die Schlacht ziehen ließen.
    Zum Glück starb er nicht bei der Arbeit, mit dem Gestank des Abfalls anderer Menschen in der Nase, auch wenn ihn das vermutlich nicht gestört hätte. Wenn die Leute ihn nach seiner Tätigkeit fragten, gab er ohne zu zögern Auskunft. Er hatte ein gutes, gewerkschaftlich gesichertes Auskommen und wollte dasselbe für mich. An meinem ersten Tag nahm er mich mit auf den Fuhrplatz, zog seine Handschuhe an und sog tief die Luft ein.
    Riechst du das? Das ist der Geruch von Sicherheit, mein Sohn.
    Er starb viel zu früh, in seinem eigenen kleinen Garten. Auf dem winzigen Fleckchen Grün, das er sich erworben hatte, indem er den Dreck anderer Leute herumkutschierte.
    Kaum genug Platz, um der Länge nach umzufallen.
    Meine Mutter hockte auf seiner Brust, pumpte, schrie, wartete auf den Notarztwagen, der zehn Minuten zu spät kam. Zwei

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