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Spademan: Thriller (German Edition)

Spademan: Thriller (German Edition)

Titel: Spademan: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Sternbergh
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Planeten kommunizieren.
    Ihr Kopf wackelt im Rhythmus. Sie löffelt Eiscreme.
    Sie dreht sich um.
    Hey, du.
    Schaufelt einen weiteren Brocken Rocky Road in ihren Mund.
    Ich bin runter an die Ecke. Hoffe, du bist nicht sauer.
    Sie leckt den Löffel ab.
    Warum das Schießeisen, Sheriff?
    Ich schließe die Tür hinter mir. Sehe mich in der Wohnung um.
    Wir sind allein, oder?
    Natürlich. Was denkst du denn? Glaubst du, ich schmeiße ’ne Party in deiner Abwesenheit?
    Ich verstaue die Pistole des Cops in der Schublade eines Beistelltischchens. Ich schätze, ich werde sie zurückgeben, wenn das Revier wieder mal eine der Spielzeuge-für-Waffen-Amnestiekampagnen veranstaltet.
    Mit anderen Worten, ich habe mir gerade einen Zweitausend-Dollar-Teddybär zugelegt.
    Pack deinen Kram.
    Welchen Kram?
    Deinen Rucksack. Wir müssen weg von hier.
    O mein Gott, warum? Das hier ist der Himmel. Mit Abstand der gemütlichste Ort seit Wochen. Du hast sogar eine Dusche! Eine wunderbare Dusche, mit heißem Wasser und –
    Wir müssen hier weg. Jetzt.
    Sie hält die Hände hoch, Handflächen zu mir gewandt.
    In Ordnung. Schön auf dem Teppich bleiben, Sarge.
    Sie stopft ihren Kopfhörer und ihre zusammengeknüllte Schmutzwäsche in ihren Rucksack. Zieht den Reißverschluss von Mein-kleines-Pony zu. Steht auf.
    Sie trägt noch immer mein Sweatshirt-Kleid. Und die Docs.
    Ich runzle die Stirn.
    Du brauchst eine Hose.
    Sie schiebt das Messer in ihren Stiefel.
    Mach dir um mich keine Sorgen. Gehen wir.
    Sie fragt nicht, warum. Sie fragt nicht, wohin.
    Also vertraut sie mir.
    Das ist gut.
    Ob es auch klug von ihr ist, ist die andere Frage. Aber es ist gut.
    Ich muss sie bei jemandem unterbringen, dem ich vertrauen kann, und da gibt es nicht allzu viele. Jemand, der sie beschützen kann, der kein Kirchenfreund ist und der nicht auf den Gedanken kommt, sich in der Dunkelheit an sie ranzumachen. Da gibt es noch weniger.
    Ich kenne nur einen Typen, der alle diese Anforderungen erfüllt.
    Mark Ray.
    Das einzige Problem bei Mark ist, dass er den ganzen Tag eingeklinkt ist, er ist ein Bett-Junkie. Also muss man ihn zuerst aufspüren. Und dann muss man ihn aufwecken.
    Aus Paranoia wegen Mr. Pilot lasse ich mein eigenes Boot liegen.
    Stattdessen heuere ich ein kleines Kajütboot an, das uns über den Fluss bringt.
    Der Fahrer brüllt über den Lärm des Außenborders hinweg.
    Wohin soll’s gehen?
    Canal Street.
    Canal Street? Wieso das denn? Haben Sie’s noch nicht gehört? Die Canal Street ist tot.
    Ich lasse das Gespräch ins Leere laufen, und wir brettern klatschend durch die Wellen. Persephone hält meinen Arm umklammert und drückt sich fest an mich. Kein Wunder, rede ich mir ein. Ist ja auch ein enges Boot.

13
    Canal Street. East Side.
    Die Gegend, die früher Chinatown genannt wurde.
    Es gab mal Zeiten, da pflügte man durch eine kompakte Menschenmasse, wenn man in diesem Viertel spazieren ging. Die Straßen stanken nach vergammelten Meeresfrüchten, und die Gehwege waren schlüpfrig vom Fischöl und vom geschmolzenen Eis, das abends auf den Asphalt gekippt wurde. Von Sonnenaufgang bis zum Ausknipsen der Lichter waren diese Blocks von Lärm erfüllt. Geschrei, Feilschen, Klingeln, Hupen, Straßenhändler mit Sonderangeboten, Ladenbesitzer, die einen im Vorbeigehen auf Kantonesisch belästigten, als hätte man ihnen was gestohlen und sie wollten es zurück. Frische Karpfen sonnten sich in Holzkisten auf einem Bett von gestoßenem Eis. Heiße Wan-Tan-Suppe für einen Dollar. Gerupfte Enten baumelten schamvoll errötet in Ladenfenstern wie eine Warnung an andere gesetzlose Vögel.
    Das alles ist längst Vergangenheit.
    Chinatown war dasselbe Schicksal widerfahren wie der City, nur noch heftiger. Die letzte Generation war ausgestorben, die nächste nach Jersey gezogen. Oder in den Staat New York. Oder in die Carolinas. Jedenfalls weg von hier, diesem windabwärts von einer schmutzigen Bombe gelegenen Ort. Anscheinend sind keine Wurzeln tief genug, als dass man sie nicht verpflanzen könnte.
    Ente geschnappt, und los ging’s.
    Also verödete Chinatown. Aus einem Ort hektischer Betriebsamkeit wurde ein Ort, an dem man eine Stecknadel fallen hören konnte.
    Und der letzte lukrative Geschäftszweig in diesem Viertel verzog sich weit nach drinnen, außer Sicht- und Hörweite, hinter Türspione und Passwörter. Und versorgt eine Klientel, die sehr, sehr leise ist.
    Sie nennen es die Schlafsäle. Halblegale Einklink-Stationen, pro Stockwerk einhundert

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