Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spademan: Thriller (German Edition)

Spademan: Thriller (German Edition)

Titel: Spademan: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Sternbergh
Vom Netzwerk:
dass er hier mit laufendem Motor auf mich wartet.
    Da kann ich dem guten Mann keinen Vorwurf machen. Also steige ich aus und gehe zu Fuß weiter in Richtung Süden.
    Ich umrunde den Times Square.
    Komme an ein paar gelangweilten Cops vorbei und an einigen hoffnungsvollen Blödmännern mit Schutzmasken und Geigerzählern, die den Gehweg nach Kram absuchen, der nicht zu verstrahlt zum Einsacken ist. In Wahrheit wurde alles, was auch nur den geringsten Wert hat, schon vor Jahren geplündert. All die hübschen toxischen Souvenirs.
    Ich wende mich nach Osten in Richtung der Fiftieth Street.
    Folge dem fernen Summen von Gospelgesang.
    Schließlich ist immer noch Sonntag.
    Ich frage mich, ob ich Mr. Pilot über den Weg laufen werde. Der Ort, zu dem ich unterwegs bin, ist vermutlich der letzte, an dem er mich suchen wird. Oder der erste.
    Die Straßen sind stockdunkel. Wie ein Zellenblock nach dem Löschen des Lichts.
    Nicht so die Radio City Hall.
    Radio City erstrahlt wie an einem Premierenabend.
    Die Laufschrift auf dem Vordach verkündet: Crystal Corral Revival Hour.
    Rockwell hatte recht. Crystal Corral hört sich wirklich an wie der Name einer Country-Sängerin.
    Ich betrete die Lobby, und ein Platzanweiser fängt mich ab. Er lächelt und versichert mir, ich hätte noch nicht viel verpasst.
    Im Saal sitzen vielleicht tausend Leute dicht um die Bühne gedrängt und singen leise.
    Auf der Bühne eine gigantische Leinwand.
    Auf der Leinwand ein gigantischer Prediger.
    T. K. Harrow.
    Ein Kopf so groß wie eine Autokinoleinwand.
    Der sonntägliche Fernsehgottesdienst als Endlosschleife auf Video. Freier Eintritt.
    Jeder ist willkommen.
    Als Rockwell mich über Harrow informiert hat, habe ich ihm verschwiegen, dass ich früher schon mal hier war. Ein paarmal sogar, direkt nach Times Square, als das Beten eine ernsthafte Option zu sein schien. Entweder die Kirche oder das Bett. Die meisten nutzen inzwischen beides.
    Die Versammlung singt im Chor mit.
    So I’ll cherish the old rugged cross. Till my trophies at last I lay down.
    Harrow in Großaufnahme. Er stößt die frohe Botschaft mit einem drängenden Stakkato aus. Vor der Melodie des Chorals wirkt seine Stimme wie ein Feuer und Schwefel herabbeschwörender Trommelschlag.
    Der Platzanweiser tippt mir auf die Schulter. Er kann nicht älter als zwanzig sein.
    Ordentlicher Haarschnitt. Billiger Anzug. Aber sauber und gepflegt.
    Hallo, Bruder. Haben Sie Lust, mit mir nach vorne zu den anderen zu kommen?
    Nein danke. Ich wollte mich nur mal umschauen.
    Nun, was immer Sie suchen, hier hinten werden Sie es nicht finden. Da vorne sieht es schon ganz anders aus.
    Ich blicke mich um. Zucke mit den Achseln.
    Dieser Laden hier liegt ziemlich dicht am Times Square.
    Er lächelt.
    Das stimmt. Diese Stadt hat ein krankes Herz. Aber das Gift kann Sie hier drinnen nicht erreichen.
    Sind Sie sich da sicher?
    Bruder, es spielt keine Rolle, da wir alle auf dem Weg in eine bessere Welt sind.
    Sicher. Das Ganze hat nur einen Haken.
    Welchen?
    Man muss zuerst mal sterben.
    Er reicht mir eine Broschüre.
    Nicht unbedingt.
    Er klopft mir auf die Schulter.
    Unsere Tür steht Ihnen immer offen.
    Er verlässt mich, gleitet nach vorne, stimmt in den Chor mit ein.
    I will cling to the old rugged cross. And exchange it one day for a crown.
    Auf dem Hochglanzumschlag der Broschüre prangt das Foto einer urigen ländlichen Scheune. Vor einer idyllischen Land schaft. Goldenes Sonnenlicht.
    Himmlisch.
    Über der Scheune steht in fetten Lettern:
    GEPFLASTERT MIT GOLD.
    Darunter, in noch fetteren Lettern:
    WARUM WARTEN?
    Der Fahrer erschrickt, als ich an das kugelsichere Glas klopfe.
    Er scheint erleichtert, als ich ihn in Richtung Hoboken dirigiere.
    Die Limousine gleitet durch die West Side, und zum ersten Mal seit langer Zeit spüre ich ein fast schmerzhaftes Verlangen nach einem Bett. Hier hinten auf dem Rücksitz ist es fast, als wäre man eingeklinkt: still, sicher, ein leises Summen, während die Stadt vorbeigleitet, unberührbar, unberührt, nur Lichter.
    Als ich wieder vor meinem Apartment stehe, finde ich einen gefütterten Umschlag vor, den jemand mit Klebeband an meiner Eingangstür befestigt hat. Ich löse ihn ab und reiße ihn auf. Schüttle den Inhalt heraus.
    Eine Pilotenbrille.
    Mit zersplitterten Gläsern. Blutbespritzt.
    Interessant.
    Erneut schüttle ich den Umschlag.
    Eine Nachricht fällt heraus.
    Betrachten Sie dies als eine Entschuldigung. Oder ein Geschenk in gutem Glauben. Mr.

Weitere Kostenlose Bücher