Späte Familie
der Wert der Scherbe genauso groà wie der Wert des Gegenstandes, für den sie steht.
Aufgeregt laufe ich zu ihnen und erforsche sein Gesicht, suche in ihm das seines Vaters, das, was sich bei ihnen zu Hause abspielt, ist er zu ihnen zurückgekehrt, lebt er mit einer anderen Frau, und in gewisser Weise bin ich wunschlos, beide Möglichkeiten sind, was mich betrifft, gleich schlimm. Durstig betrachte ich ihn, die schwarzen Augen seines Vaters betonen seine Blässe, und ich frage, wie geht es dir, SüÃer, bist du wieder gesund? Und er sagt, ja, aber jetzt ist Mama krank, und ich trinke gierig diese Neuigkeit, was du nicht sagst, wenn Mama krank ist, wird gleich Papa kommen, er wird durch das grüne, mit Blumen bemalte Tor treten, er wird auf uns zukommen, neben der Wippe werden wir uns treffen, und zur Sicherheit frage ich schnell, und wie geht es deinem Papa? Ist er gesund? Und Jotam sagt, ja, Papa ist gesund, und ich schlage sofort vor, willst du mit zu uns kommen? Zu meiner Freude schlieÃt sich Gili meinem Wunsch an, ja, komm mit zu mir, du hast mich noch nie in meiner Wohnung bei Mama besucht, er beherrscht dieTerminologie schon so, als wäre er bereits in zwei Häusern geboren, und Jotam lässt sich schnell von seiner Begeisterung anstecken, ja, ich komme mit zu dir.
Als wir das Klassenzimmer betreten, verberge ich mit meinem Schal das listige Lächeln in meinem Gesicht, hänge mir beide Ranzen über die Schultern, greife nach den Händen beider Kinder, die um mich herumhopsen und das halbe Schokoladenbrot essen, das bei Schulschluss an sie verteilt worden ist, die Schokolade verschmiert ihre Lippen, Brotkrümel kleben an ihren Wangen, und am Tor bleiben wir stehen und warten auf ihn, auf seine Erlaubnis, vielleicht soll ich ihn einladen mitzukommen, ich werde ihn mit nach Hause nehmen, Jotam und Gili werden im Kinderzimmer spielen und wir werden in der Küche sitzen, ein Vater und eine Mutter, beide Scherben werden für die Dauer eines Nachmittags ein Ganzes sein. Komm schon, warum verspätest du dich, dränge ich im Stillen, ich habe dir eine Familie zusammengestellt, was brauchst du mehr, ich schaue den Passanten angespannt entgegen, wer von ihnen wird sich in der gesegneten Sekunde in ihn verwandeln, da hält neben uns ein silbernes Auto, und ich bin ganz aufgeregt, aber es ist eine Frau, die aussteigt, eine nicht mehr junge Frau, die sorgfältig frisierten Haare so silbern gefärbt wie das Auto, sie kommt mir bekannt vor, aber ich ignoriere sie, sie ist nicht er, und dass sie auftaucht, heiÃt nicht, dass er nicht kommt, doch zu meiner groÃen Enttäuschung geht sie auf Jotam zu, und ich höre, wie er unwillig sagt, Oma, warum bist du gekommen, ich gehe zu Gili. Auch ich betrachte enttäuscht ihr gepflegtes Gesicht, an das ich mich verschwommen von der Geburtstagsfeier im Café erinnere, und sie wendet sich an mich, er geht mit zu euch?, fragt sie erleichtert, vermutlich froh über einen freien Nachmittag, und ich sage, ja, ist das in Ordnung?
Vollkommen in Ordnung, sagt sie und erklärt überflüssigerweise, Michal ist krank, und ich habe Lust, nach Oded zu fragen, weià aber nicht, wie ich die Frage formulieren soll, so dass sie natürlich klingt, vielleicht kann ich herausbekommen, wer den Jungen am Abend abholt, und ich frage höflich, soll ich Ihnen erklären, wo wir wohnen? Und sie sagt, ich weià noch nicht, ob ich ihn abholen kann, geben Sie mir doch Ihre Telefonnummer, sie schreibt die Nummer schnell oben auf ihr Scheckheft, verschwindet zufrieden in ihrem Auto, und plötzlich fällt ihr ein zu fragen, soll ich euch bringen? Ich sage, ja, warum nicht, obwohl wir so nahe wohnen, vielleicht gelingt es mir, bei dieser kurzen Fahrt noch etwas herauszufinden, und wir drücken uns in ihr Auto, so wie wir uns zu Beginn des Schuljahres in das Auto ihrer Tochter gedrückt haben, sie fährt ruhig, aber ihre Augen funkeln nervös, sie kaut unaufhörlich Kaugummi, kein Zweifel, sie ist besorgt, wie kann ich nur herausbekommen, warum?
Was hat Michal, eine Grippe, frage ich mit höflichem Interesse, und sie sagt, so etwas Ãhnliches, vermutlich hat sie sich bei Jotam angesteckt, sie seufzt leise und stellt sofort das Radio lauter, in dem gerade die Nachrichten anfangen, und ich lausche den bedrückenden Berichten, zu meinem Bedauern bringt die Fahrt nichts Neues, da sind wir auch schon in unserer StraÃe, hier
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